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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
16. März 2009
17:44 MEZ

Aus Otto Dix' Zeit in der inneren Emigration: "Bildnis Prof. Dr. Rudolf Andler" aus dem Jahr 1943.


Selbstbildnisse inmitten des Grauens
Die Kunsthalle Krems zeigt eine Retrospektive auf Otto Dix: Die Bedeutung des Künstlers lässt sich in der Schau nur im grafischen Werk ablesen.

Krems - "Zwischen Paradies und Untergang" titelt die Kunsthalle Krems ihre "Frühjahrsschau". Otto Dix ist sie gewidmet; jenem deutschen Künstler, der zeitlebens zwischen drastischer Überhöhung in altmeisterlicher Technik und Versuchen pendelte, expressiv auszudrücken, wie Politik und Krieg Menschen prägen und was das adäquate Mittel wäre, das Grauen darzustellen.

Weshalb er sich freiwillig zum Dienst im Ersten Weltkrieg meldete. Um authentisch Zeugnis ablegen zu können, um ebenso unmittelbar das Elend der Schlachtfelder schildern zu können, wie die großen Vorbilder, wie Jacques Callot, wie der Schweizer Urs Graf, wie Francisco de Goya .

Otto Dix meldete sich zum Kriegsdienst aus Leidenschaft, der Student der Kunstgewerbeschule in Dresden wollte als Reporter, wollte als Chronist unmittelbar an der Front stehen. Er tat das als Artillerist und MG-Schütze. Zu Kriegsende wollte er sogar noch eine Ausbildung als Flieger absolvieren.

Er bekam genug zu sehen; hielt die Unterstände der Soldaten fest, die "Granattrichter mit Toten" (1916), die Laufgräben von Loretto, die Schützengräben vor Reims. Bisweilen waren die Stellungen blumenbewachsen, erschienen die Einschläge der Granaten wie ein Wetterleuchten. Die Offiziere fing er kubistisch inspiriert ein, versuchte sich wahlweise in impressionistischen wie expressiven Bildauffassungen - oder trachtete danach, seine Sozialkritik dadaistisch zu verpacken.

Ab 1924 wendet Otto Dix sich wieder der früh erlernten altmeisterlichen Technik zu und malt auf Holztafeln oder Leinwand seine wohl bekanntesten (Selbst-)Porträts und drastischen Kriegsbilder: Im Triptychon mit Predella "Der Krieg (Dresden)" verbindet er Elemente aus Matthias Grünewalds "Isenheimer Altar" oder Hans Holbeins Christus am Grab mit eigenen, zuvor noch expressiv festgehaltenen Erlebnissen in den Schützengräben.

Nur wenige Arbeiten belegen in Krems diesen Höhepunkt in Otto Dix' Schaffen - neben einigen Aquarellen nur das "Selbstbildnis mit Muse" von 1926. Mit Christian Schad, George Grosz, Conrad Felixmüller und Carl Rössing steht der Verist Dix mit ins Groteske gesteigerten Darstellungen im Mittelpunkt der Neuen Sachlichkeit.

Mehr Raum widmet die Ausstellung in der Kunsthalle Krems Otto Dix' Zeit in der "inneren Emigration" : Von den Nazis zum "Entarteten" erklärt und seiner Professur enthoben, überdauerte Dix die Jahre mit dem Fertigen kitschiger Ideallandschaften, allegorischen Darstellungen und nur selten spannend interpretierten religiösen Themen. (Markus Mittringer, DER STANDARD/Printausgabe, 17.03.2009)

Bis 12.7.

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