Nacht- sowie Innen- und Detailansichten des österreichischen Pavillons in Shanghai: ein von span architects in Zusammenarbeit mit Arkan Zeytinoglu entwickeltes Gebäude.
Ansichtssache: >>> Pavillons in Shanghai
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Die Niederländer haben kapiert, wie's geht. Sie sind die einzige Nation auf der ganzen Expo, die den Mumm hat, sich am Krawattl zu nehmen und sich eigenhändig durch den Kakao zu ziehen. Geboten wird ein Pavillon mit Lachgarantie, eine köstliche, dreidimensionale Karikatur der holländischen Seele. 28 Miniaturhäuser - vom Barockpalais übers Bauhaus bis zum Glashaus voller Plastiktulpen - sind entlang einer 400 Meter langen, serpentinenartig aufgewickelten "Happy Street" aufgereiht und gewähren Einblick in witzige, bisweilen abstruse Beiträge aus den Bereichen Landwirtschaft, Kunst und Industrie.
Ein kleiner globaler Zeigefingerwink darf nicht fehlen: Eine Kuh sitzt in einem Haus im ersten Stock fest und presst Gouda-Laibe aus dem Euter - direkt ins Käseregal. Andernorts sieht man eine Tankstelle mit Zapfsäulen, aus denen man kostbares und sündhaft teures Trinkwasser entnehmen kann. Und als wäre das alles nicht genug, ist quer über die Parzelle ein grüner Kunstrasen ausgebreitet, auf dem 200 synthetische Schafe weiden und den erschöpften Expo-Chinesen als Sitzskulptur und Rückenlehne dienen. Was für ein apokalyptisches Bild aus Plastik und PVC!
"Auf einer Expo muss man auffallen und provozieren" , sagt John Körmeling, Architektenvater des holländischen Hüttenspektakels. "Wenn man das Publikum nebenbei auch noch unterhalten und ihm die Möglichkeit zu einem gemütlichen Nickerchen zwischendurch bieten kann, dann hat man bereits gewonnen." Dutzende von Sonnenschirmen, in den landestypischen Farben direkt in die "Happy Street" gerammt, tun ihr Übriges. Der Stahl wird nach Ablauf der Weltausstellung übrigens an chinesische Bau- und Industriebetriebe weiterverkauft.
Nicht alles ist so clever konzipiert und gleichzeitig witzig wie der Beitrag aus dem Goudaland. Ganz im Gegenteil: Die Expo 2010, die heuer unter dem Motto "Better City, Better Life" steht, ist über weite Landstriche eine Show der Eitelkeiten, ein Rambazamba aus Pathos und Pein. Mit 5,3 Quadratkilometern Fläche, 192 teilnehmenden Nationen und weiteren 50 internationalen Organisationen ist sie die größte Weltausstellung aller Zeiten. Sogar eine neue U-Bahn-Linie mit drei Stationen, die das Expo-Gelände unterfährt, wollte man sich bei der 43 Milliarden teuren Veranstaltung in der Megametropole Schanghai nicht nehmen lassen.
Die Mentalität der Gastgeber zeigt sich in ihrem eigenen Pavillon: Während die Bauhöhe für sämtliche Länderpavillons mit 20 Metern streng limitiert war, erwächst die chinesische Pagode bis zu einer Höhe von alles überragenden 69 Metern empor. Die Inhalte des zwölfstöckigen Wahrzeichens umfassen Pferdeparaden in Glitzer und Glamour, eine sich an Lichtstärke überbietende Muskelschau der einzelnen Provinzen sowie einen schmalzig triefenden Film über die, na ja, grüne Zukunft im Reich der Mitte.
China will grün sein, irgendwie
Die Andeutungen bleiben vage: Statt konkreter Vorschläge zum
Expo-Motto liefern die Chinesen bloß kitschige, in den Film
nachträglich hineinaquarellierte Symbolik. Begleitet von Trommelwirbel
und Panflötengedudel beginnen Peking, Schanghai und Chongqing plötzlich
zu sprießen und verschwinden am Ende in einem Blättermeer aus
Zeichentrick und Gigantomanie. Kraniche, Sternenhimmel und Applaus.
Von besserer Stadt und besserem Leben keine Spur - zumindest nicht in der kaiserlich rot gestrichenen, sogenannten "Krone des Orients" , wie der Entwurf des chinesischen Architekten He Jingtang heißt. Ökologisch sind einzig und allein die Elektromobile, mit denen man um 10 Yuan (rund 1,20 Euro) geräuschlos übers Expo-Gelände chauffiert werden kann. Auch die Omnibusse fahren mit Strom. Ob die grüne Technologie jemals auf die Stadt außerhalb der Expo-Tore umgelegt wird, erfährt man allerdings nicht.
Man fährt vorbei an Thailand, Libyen und Usbekistan. Folklore und Touristik drücken sich die Klinke in die Hand. Besonders schlimm hat's die USA erwischt, die sich von den Weltausstellungen der letzten Jahre kategorisch distanziert hatten. Es wäre besser gewesen, hätte Amerika auch diesmal erfolgreich an seinem Prinzip festgehalten: Gezeigt werden etwa Impressionen aus Las Vegas, die einzelnen Themenbeiträge hingegen sind gesponsert und dienen als Werbefläche für Visa, Motorola, American Airlines und Co.
Das kleine Europa erscheint dagegen als Segen: Die Schweiz entführt auf eine humorvolle Fahrt mit dem Sessellift hinaus aufs grüne Dächermeer. Die müde herunterbaumelnden Füße streifen Dotterblumen und Löwenzahn. Großbritannien hält fest, was festzuhalten ist, und stellt eine sogenannte Samenkathedrale ins Gelände. In den 60.000 Acrylstäben, die sanft im Wind wippen und in außerirdischer Schönheit erstrahlen, sind Samenkapseln aus dem Kunming Institute of Botany eingegossen; es ist die größte Samenbank der Welt. Und Spanien platziert in seinem weithin duftenden Pavillon aus Weiden und Bast ein entrisch anmutendes, sieben Meter großes Riesenbaby namens Miguelín. Das sitzt.
Brückenschlag aus Porzellan
Österreich punktet mit dem wohl geschmeidigsten Pavillon aller Zeiten. Das von span architects in Zusammenarbeit mit Arkan Zeytinoglu entwickelte Gebäude (Baukosten fünf Millionen Euro) ist eine wunderbare Skulptur aus dem Windkanal, umhüllt von 10 Millionen weißen und roten Fliesen aus Porzellan. "Das ist ein gewisser Brückenschlag zwischen Österreich und China" , sagen Sandra Manninger und Matias del Campo. "In China gibt es von jeher eine große Porzellankultur, in Österreich wiederum steht die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas."
Kalt und warm gibt sich der futuristische Bau dann innen: Mal können Schneebälle an die Wand geworfen werden, mal gibt's Geigenquartett und zeitgenössisches Ballett. Es sind traditionelle Klischees, die hier bedient werden, doch die Performance ist erstklassig - ein kurzer Genuss im internationalen Tumult. "Wenn Chinesen zu Österreich befragt werden, dann denken sie als Erstes an Musik" , erklärt die österreichische Expo-Kommissärin Birgit Murr. "Wir haben die Erwartungen der Leute mit neuen Elementen wie etwa elektronischer Musik in Beziehung gesetzt." 1200 Besucher pro Stunde werden gezählt. Der Erfolg spricht für sich.
Die Expo Schanghai ist noch bis 31. Oktober geöffnet. Danach werden die Pavillons, für deren Bau rund 270 Betriebe und 20.000 bestehende Haushalte delogiert werden mussten, wieder abgebaut. Das wertvolle Bauland soll gewinnbringend veräußert und in ein modernes Wohnviertel verwandelt werden. Der chinesische Pavillon aber, der bleibt. (Wojciech Czaja, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 29./30.05.2010)
Ansichtssache:
>>> Pavillons in Shanghai
Eine
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span und die mosaik-steinchen, die argumentationen dazu änderten sich mit der nicht-realisierbarkeit des rotfarbigen beleuchtungskonzepts, das nur im rendering funktionierte. "Geschmeidig" ist auch so eine Sache, die Schweizer Sesselbahn ist es schon eher im Vergleich zu den eher platten funktionalen Abläufen zwischen defakto einem Ober- und Basisgeschoss im Ö- Pavillion. Windkanal und Architektur, wieso das eine zum anderen soziieren- ich weiss nicht, was gehen nur für Winde in Shanghai?
und dann zurück in der "realität" macht man solche erfahrungen:
eines ist schon bemerkenswert an der gut (aus)gebildeten
chinesischen "oberschicht", sie ist sehr aufmerksam. so ist der
chinesische kultarattaché nachdem er meine ausstellung in sibiu
besuchte drei tage lang immer wieder an mich heran getreten, hat mich
ins cafe eingeladen und das gespräch gesucht. in london hab ich auch
mit aus china stammenden kunststudenten gearbeitet, diese waren sehr
aufgeschlossen.
hierzulande bekommt man als künstler oder kreativer nur einen
fußtritt in den arsch, ist wohl das selbe oder schlimmer für künstler
in china die nicht systemkonform sind.
auf österreichisch "nur ein toter künstler ist ein guter künstler", soviel zur "kulturnation" kakanien.
Kenne
Shanghai seit 20 Jahren und habe mehrere Jahre dort gelebt. Fazit: von
allen Städten Chinas gibts hier die positivste Veränderung. Aus grauen
Betonwüsten ist ein kunterbuntes Mosaik mit vielen Grünflächen
geworden. Die Straßen (nicht nur in den Tourismuszonen) sind sauber und
man kann gefahrlos auch um 2 Uhr nachts noch durch Gassen flanieren.
Umwelttechnologie ist ein riesiges Thema und es ist auch eines,
das die Bevölkerung bewegt. Dazu böte die Expo wundervolle Gelegenheit,
sich als Experten in Sachen nachhaltige Bewirtschaftung des Lebensraums
zu präsentieren. Doch leider werden nur alte Klischees bedient (See im
Frühling, See im Sommer..., ein Streichterzett und ein überteuertes
Restaurant). Schade, Thema verfehlt!
Ich
komme gerade von der Expo und habe auch die Gelegenheit gehabt, das
"Shanghai Urban Planing Museum" zu besuchen, in dem die Vision für
Shanghai für die nächsten Jahre zu sehen ist...
Ich bin gespannt, was wir in, sagen wir 5 Jahren, sagen werden, und wie die Kommentare dann aussehen werden!
ps. im Gegensatz zu Wien (oder Österreich) sind Elektrofahrzeuge,
besonders Fahrräder und Mopeds aus dem Alltag in Chinas Städten
überhaupt nicht wegzudenken...
Es ist schone eine unverstaendliche Heuchelei. Musik der Exportschlager Oesterreichs und dann kann eine Firma wie Boesendorfer nicht existieren. Die Auftragslage und wirtschaftliche Situation von Kuenstlern gar nicht zu erwaehnen, damit meine ich die Nicht Staatskuenstler. Mit fremden Federn ist es eben sich gut zu schmuecken.
Nicht
Musik ist der Exportschlager, sondern 200 Jahre alte Musik. Und dafür
gibt es bei jungen Österreichern eben ziemlich wenig Interesse. "Wir"
versuchen etwas zu verkaufen, was es schon lang nicht mehr gibt.
Und dass Boesendorfer am Sand ist, liegt an der Firma selbst. Man
kann nicht jahrzehntelang schlechte Klaviere bauen und glauben, dass
das niemand merkt. Der Ruf dieser Manufaktur wurde in den 90er Jahren
unwiederbringlich ruiniert.
Dass vergleichbare Firmen erfolgreich sein können, beweist Bechstein.
Haetten
sie mal auf die andere Seite des Flusses geschaut waeren sie bei den
Corporate Pavilions gewesen, wo sehr wohl gruene vorschlaege vorhanden
waren, die auch in die praxis umgesetzt worden sind und noch umgesetzt
werden.
War 2 wochen auf Studienreise dort und China setzt wirklich
schwer auf Gruen, was anderes koennen die sich auch gar nicht leisten.
Wasser untrinkbar, in 2 Wochen shanghai hab ich kein einziges mal
blauen himmel, sterne oder die sonne gesehen, ohne enorme umstellungen
ist es dort bald nicht mehr lebbar.
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