Krinzinger Projekte, 1070 Wien, Schottenfeldgasse 45. Bis 17. 1.
Galerie Krinzinger, 1010 Wien, Seilerstätte 16. Bis 8. 11.
Sie
machen den Auftakt zu einem umfassenden Indien-Schwerpunkt, der
nächstes Jahr mit jungen Positionen aus Mumbai und Neu-Delhi
fortgesetzt wird.
Gemeinsam mit der SKE Gallery in Bangalore
hat Ursula Krinzinger die fünf Künstler ausgewählt, die nun in den
Projekträumen die junge Szene von Bangalore repräsentieren. Einige der
Arbeiten sind allerdings auch in der Schottenfeldgasse entstanden, wo
u. a. die 1979 in Neu-Delhi geborene Künstlerin Sakshi Gupta eine Zeit
lang als Artist in Residence wohnte. In Zusammenhang mit ihren
metallenen Skulpturen, die sie aus weggeworfenen Industriematerialien
zusammenbaut, nennt sie ihr Interesse an Prozessen der Erneuerung, aber
auch ihre Beschäftigung mit den vielen kleinen Toden und
Wiedergeburten, die man im Laufe eines Lebens durchläuft. Neben kleinen
Metallplättchen, die Gupta in Form eines Vogels hochsteigen lässt, hat
sie auch einen alten Kopierer auf sehr poetische Weise reanimiert.
Gupta verbindet ihren Ansatz mit einer Metaphysik, die ähnlich wie die Arbeiten von Srinivasa Prasad nach Indien führt: Er bezieht sich auf ein Epos, in dem ein Junge seine gebrechlichen Eltern in einer adaptierten Waage an einen sicheren Ort transportiert. Während Prasad mit seiner Arbeit an die alte Erzählform des Schattenspieles erinnert, arbeiten Navin Thomas und Avinash Veeraraghavan mit den Mitteln der Überblendung bzw. Fotomontage, um die mentale Fragmentierung der Realität bildnerisch zu erfassen, und Zakkir Hussain zeigt seine surreal anmutende Serie von "Un Holy Drawings" , mittels derer er die alltäglichen Bilder von Gewalt und deren Einfluss auf seine Psyche verarbeitet hat.
Kinetik des Woanders-Seins
Zum Schwerpunkt Indien zeigt die Galerie Krinzinger eine Personale des 1961 in Bangalore geborenen Sudarshan Shetty, eines der gegenwärtig wichtigsten Konzeptkünstler Indiens. Er nennt seine Solo-Show "Leaving Home".
Sudarshan Shetty schafft aus Alltagsmaterialien kinetische Skulpturen, die über eine vordergründige Leichtigkeit zu weitreichenden Überlegungen führen. "Ich sehe mich selbst vor das Eintauchen in und das Stützen auf das Unausgesprochene gestellt, in vielen Fällen auf das sozial Unterbewertete, das unter der Oberfläche aller menschlichen Interaktionen tickt. Ich vereinnahme diese missliche Lage und erfreue mich an ihr. Ich interessiere mich für die Idee der Abwesenheit, einer menschlichen Abwesenheit, dem Woanders-Sein. Ich denke, die meisten von uns sind dazu verurteilt, woanders zu sein." (cb/red / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.11.2008)