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Kunstberichte

24. bis 27. April: Kunstmesse "Viennafair" bringt zeitgenössische Kunst voll Humor, Erotik und Phantasie

Aufwachen, Eierlegen, Türme bauen

Wer macht das Rennen bei den Käufern? Junge Künstlerinnen wie Katrin Plavcak mit „Demokratie oder der Sohn des Königs“ (2007) oder Altmeister der Gegenwartskunst?  Foto: Wolfgang Wössner, Galerie Mezzanin

Wer macht das Rennen bei den Käufern? Junge Künstlerinnen wie Katrin Plavcak mit „Demokratie oder der Sohn des Königs“ (2007) oder Altmeister der Gegenwartskunst? Foto: Wolfgang Wössner, Galerie Mezzanin

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Die vierte Viennafair hat leider keine Skulpturen am Messeplatz vor der Halle A, das weist schon ein wenig darauf hin, dass nicht der heimische Kunstmarkt in der Krise ist, sondern offenbar die Kunstpolitik der Stadt.

Auch der Wunsch der Messeveranstalter, den Fokus auf die Kunst Osteuropas verstärken zu können, ist ein frommer geblieben: Die Galerien in den neuen EU-Staaten sind rar und haben noch kein Geld, um mit dem Dauerzirkus von Miami über Peking, Dubai, New York und letzte Woche Köln, dazu fast gleichzeitig Brüssel, mittingeln zu können. 17 von ihnen sind durch Sponsoring einer Bank wieder dabei, alle anderen können sich auf Moussa Kones "Circus"-Blatt in der Galerie Charim wieder finden.

Eigentlich hat sich die Messe international in Richtung Westen erweitert, 126 Galerien aus 19 Nationen sind dabei, darunter Frankreich, Schweiz und Großbritannien. Die Größe macht sich insofern bemerkbar, dass die Kojen, verglichen mit den vergangenen Jahren, immer enger werden.

Manche machen jedoch aus der Not eine Tugend und gewinnen damit einen Preis, wie die Galerien Christine König und Gabriele Senn. Sie haben mit ihrem ansprechenden Labyrinth voll spielerischer und erotischer Kunst die Jury überzeugt und sind, wie die Galerie Konzett mit ihrem Turm zu Babel aus neuer Skulptur, zu Recht von der Wirtschaftskammer für die besten Präsentationen ausgezeichnet worden. Statt Krisengejammer und neidigen Zeigefinger auf Deutschland, das angeblich so viel besser in Sachen Gegenwartskunst unterwegs sei, scheint durch Teamwork auch in Österreich Einiges bewegbar: Bei den Institutionen, die sich neben wichtigen Zeitschriften und Verlagen am Rand der Halle voller Galerien präsentieren, fällt auch heuer wieder das MAK im Duett mit der Angewandten auf.

Wer macht das Rennen?

Die Klasse von Erwin Wurm legt nicht nur gestempelte, käufliche Eier auf Latten, sondern auch Menschen in den Weg, die auf den ersten Blick wie animierte Roboter wirken. Die Gruppe "M & S" – Michikatsu Matsune und David Subal – räkelt sich mit performativen Schlafpositionen schon beim Eingang und auch im Stand selbst als blaue Puppen. Doch wer kommt bei so einem gefüllten Programm, samt umfassenden Rahmenprogramm inklusive Schubert-Konzert sowie zahlreichen Diskussionen und den "Art Critic Award 08" bis Sonntag überhaupt noch zum Schlafen?

In den nächsten Tagen lässt sich beobachten, wer das Rennen bei den Käufern macht: neue Tendenzen wie Kunst voll Humor, Erotik und Phantasie oder die alten großen Namen, die gleich Aktien gehandelt werden.

Viennafair: 24. bis 27. April,

1020, Messeplatz 1, http://www.viennafair.at

Mittwoch, 23. April 2008

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