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17.10.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Meyer Kainer: Fallensteller - layr:wuestenhagen: Freiräume

kunstraum

Die Bedeutung von Liam Gillicks Arbeiten erschließt sich keinesfalls unmittelbar. Stets liegt ihnen ein Text als zentrale Idee zugrunde. Ein noch unvollendetes Schriftwerk, das von Arbeitern einer aufgelassenen Fabrik und deren ideeller Umorientierung handelt, bildet das Fundament seiner Wiener Präsentation, deren Setting aus Wandschriften, einer Sitzgelegenheit und mehreren Aluminiumgerüsten besteht. Werktitel wie "Prototype Seating for a Revised Production Centre" (38.000 €) führen auf die Fabrik als Schauplatz der Erzählung zurück, lassen das Arrangement des Briten aber auch als sozial-politisch anspruchsvoll erkennen. Doch ohne Hintergrundgeschichte kommen Gillicks Werke ästhetischen Fallen gleich, die nichts von dem vorgeben, was sie sind. Fazit: Kunstwerke wollen befragt werden. The more you want (to know), the more you get! (Bis 12. 11., Eschenbachg. 9, Wien 1)

layr:wuestenhagen: Freiräume

Die Klage über die Bilderflut ist scheinheilig. Das führt Tillman Kaiser am neu eröffneten Standort der Galerie vor. Aus Fotos, Zeitschriften, Plakaten filtert der Grazer, Jg. 1972, die Details für seine Arbeiten und entwirft mittels Siebdruck auf raumtrennenden Paravents sowie Bildern für die Wand ein buntes Welttheater. Architekturen, Planeten, Kanonenrohre, Polizisten, Akrobaten oder salutierende Menschenmassen finden sich einer geometrisch strengen Bildkompositionen unterworfen, was angesichts des motivischen Mix amüsiert. Über Titel wie "Köder", "Schlafwandeln", "Himmel" erschließen sich neue assoziative Spielräume. Dies trifft auch auf Kaisers Skulpturen aus Karton und Blech zu, die Namen haben wie "Vampir" und "Shelter" (400-5700 €). Nebenan in der "Garage" ist Raum für nicht zwingendermaßen kommerziell orientierte Projekte. Fabian Seitz hat hier "got the blues" installiert - konkret den Boden seines Ateliers zu einer Art Jugendzimmer umfunktioniert, aus dem heraus er zur Eröffnung zu begleitender Musik Getränke kredenzte. Eine gelungene Arbeit, die mit dem Klischee vom Künstler im Elfenbeinturm aufräumt. (Bis 12. 11., An der Hülben 2, Wien 1) Manisha Jothady

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