Mädchenbildnisse aus der Feenwelt

Die Malerin Marie Luise Lebschik stellt derzeit in der Sammlung Essl aus.


Marie Luise Lebschik wurde in den 50er Jahren in St. Pölten geboren und lebt seit den 80er Jahren mit ihrem Mann und Malerkollegen Siegfried Anzinger in Köln und Lucca.

Seit Anfang der 90er Jahre malt sie Mädchen in bunten Räumen, wovon die ersten 1995 in der Galerie Krinzinger zu sehen waren.

Von Figur und Raum

Seit Beginn ihrer Laufbahn verzichtet Lebschik auf große gestische Malerei. Ihr Interesse bei den Mädchenbildern gilt der Untersuchung von der Figur im Raum - wobei es ihr anfänglich weniger um die konkrete Persönlichkeit des Modells geht.

Motivwahl

Dalia - rot transparent (1997) / ©Bild: Marie Luis Lebschik
Dalia - rot transparent (1997) / ©Bild: Marie Luis Lebschik
Bei den 1995 in der Galerie Krinzinger gezeigten Mädchenbildern handelte es sich vornehmlich um Rücken- und Seitenansichten, die mit grobflächigen Farbduktus gemalt sind.

Nicht die Detailansicht des Mädchens ist wichtig, sondern die Erforschung von Farbmischungen der Figur, das in eine farbliche Umgebung hinausgeworfen ist. Farbauswahl, Farbsetzung und Aufeinandertreffen von nahezu abstrakten Raum mit den Konturen des Körpers, schieben sich als Thema in den Vordergrund.

(K)ein Feminismus?

Zweifelsohne geht es in Lebschiks Bildern um Zerbrechlichkeit, Schutzlosigkeit und Isolation, der ihre Figuren ausgesetzt sind. Es ist nichts von einem postfeministischen Anspruch in ihren Bildern zu sehen, vielmehr berühren ihre Mädchen in ihrer schreiendenden Hilfsbedürftigkeit.

Das unbewusste Motiv

Im Gespräch erläutert Lebschik, dass sich das Motiv des Mädchens gleichermaßen aufdrängte. In der Sammlung Essl sind nun 30 neuere Leinwandbilder und zahlreiche Zeichnungen sowie einige Fotografien der Künstlerin zu sehen.

Stärkere Präsenz

Dalia - Faltenwurfkleid (1998) (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Marie Luis Lebschik
Dalia - Faltenwurfkleid (1998) (Zum Vergrößern anklicken) / ©Bild: Marie Luis Lebschik
Die dort gezeigten Mädchen haben an konkreter Persönlichkeit hinzugewonnen. In Profilansicht stützt sich ein weiß gekleidetes Mädchen in weißen Socken an der Sesselfläche auf. Sie sitzt zusammengekauert. Eine Haarsträhne hat sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst. Sie ist in sich zusammengesunken vor einem beige-weißen Hintergrund und nimmt den Betrachter in keinster Weise wahr.

Noch immer sind es Wesen wie aus einer Feenwelt - und doch sind sie präsenter, wirklicher als ihre Mädchen vor sieben Jahren. Ist Lebschik auf dem Weg zu einer direkteren Kommunikation mit dem Betrachter? Die Arbeiten in der Sammlung Essl werden es ans Licht bringen.

Link: Sammlung Essl

Radio &sterreich 1