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4.12.2003 | 22:30 - 23:00
Von Wien nach Kassel: Roger Martin Buergel wird
documenta-Chef Bericht: Birte Marquardt |
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Er war früher Privatsekretär des
Skandalkünstlers Hermann Nitsch – jetzt wird er Leiter der
Kasseler documenta: die Wahl des Wiener Kritikers und
Ausstellungsmachers Roger Martin Buergel zum Chef der
documenta 12 im Jahre 2007 hat Überraschung und nicht nur
Zustimmung ausgelöst.
Reporterin Birte Marquardt hat
Buergel gleich nach seiner Vorstellung gestern in Kassel
getroffen. Was erwartet den Besucher? Eine theorielastige
Documenta wie die der Vorgänger, eine politsche oder auch eine
sinnliche? |
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Roger Martin Buergel, der Chef der
Documenta 12, wollte sich der Weltpresse vorstellen - am laut-
und zahlenstärksten aber waren die Kasseler Studenten
vertreten. Diskussion von Anfang an - was für ein Startschuss
zu einer neue Documenta-Runde! Buergel regte das alles wenig
auf - galten die Proteste doch Wissenschaftsminister Udo Corts
und seinen Sparplänen. Dafür bekam er von den Studenten
unsanft eine Torte serviert.
Ein Vermittlungsversuch:
"Liebes Publikum, liebe Studentinnen und Studenten," sagt
Roger M. Buergel. "Ich hoffe, dass wir uns für den
Documenta-Prozess die Dynamik, die jetzt hier im Raum ist,
erhalten können. Die Schwierigkeit ist nur, und hier hilft uns
die Kunst, dass wir für diesen Prozess die Auseinandersetzung
formalisieren müssen!" |
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Das Formalisieren wollte aber nicht
so recht klappen: Die Presse- konferenz wurde abgebrochen.
Dabei wollten alle mehr wissen über den, mit dem niemand
gerechnet hatte! Eine Überraschungswahl: Buergel, 41,
Kritiker, Kurator, kaum Erfahrung mit größeren Ausstellungen.
Dozent an der Uni Lüneburg für Visuelle Theorie. Doch vom
großen Theorie-Interesse seiner Vorgänger Okwui Enwezor und
Catherine David will er abrücken:: "Das war ein ganz, ganz
wichtiger Schritt, diese Theorie-Dominanz, bei David zum
Beispiel. Aber ich glaube, das ist jetzt was, was man
überwinden muss. Ich würde darauf setzen, eine Ausstellung
oder eine Mobilisierung des Publikums über die affektive Kraft
von Kunst zu erzielen."
Für die affektive,
gefühlsbetonte Kraft will er ein neues Forum für Tanz und
Theater schaffen. Und: die Ausstellung über Kassel verteilen,
die Stadt noch mehr miteinbeziehen. Für die Findungskommission
das ausschlaggebende Argument: |
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Gavin Jantjes, Sprecher der Findungskommission: "Das
war beeindruckend, dass Herr Buergel hier in Kassel mit Leuten
von Kassel was machen wollte. Das war sehr wichtig für uns.
Die Documenta ist nicht nur eine Ausstellung, die wie ein
Luftballon ständig wachsen muss. Irgendwann platzt das." |
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"Ich habe vor," sagt der
frischgekürte documenta-Chef, "die Ausstellung zu einem Forum
zu machen für Leute aus Kassel. Das heißt auch, meine Pläne zu
diskutieren. Das ist mir wichtig. Und ich denke, wenn ich
aktiv mit dem Stadtraum arbeiten will, dann ist klar, dass das
nicht nur den Stadtraum abstrakt meinen kann, sondern das ist
ja auch ein gelebter Bereich. Das sind ja Existenzen. Und das
interessiert mich natürlich auch."
Kassel als
Ausstellungsbühne. Viel mehr will der neue Documenta-Leiter
nicht verraten. Keine Details, keine Namen. Aber das ist ja
auch erst - der Anfang! |
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Externe Links:
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