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Kultur 

Ein Wechselbad der Gefühle

Daniela de Lorenzo in Bludenz

Bludenz (VN-ag) Der Wind heult, pfeift, wühlt auf, das sanfte Grillengezirpe beruhigt. Die Geräuschkulisse der aktuellen Ausstellung der italienischen Künstlerin Daniela de Lorenzo in der Bludenzer Galerie allerArt taucht den Betrachter in ein Wechselbad der Gefühle.

Ähnlich ambivalent geht es in der eigens auf den Ausstellungsraum in der Remise zugeschnittenen Schau weiter. Die in Florenz lebende und arbeitende Daniela de Lorenzo (geboren 1959) setzt sich in "Mormorio" ("Gemurmel") über eine Serie von Fotos und eine große Filzskulptur nicht mit der Besetzung, sondern vielmehr mit der Definition von Raum auseinander.

Die über Wind- und Grillengeräusche erzeugte, zwischen Beklemmung und Entspannung alternierende Atmosphäre impliziert den Ausgangspunkt. Licht und Schatten, Nähe und Ferne, Verhüllen und Aufzeigen sind die Pole, zwischen denen sich die Arbeiten von Daniela de Lorenzo ansiedeln.

Fünf Fotos zeigen performanceartig aufgenommene Selbstporträts der Künstlerin, die sich mit einem weißen, hutartigen Gebilde auf dem Kopf vor der Kamera bewegt.

Gefangen im Material

In der langen Belichtungszeit verschmelzen die Bewegungen wie in einer plötzlich angehaltenen Filmsequenz, der an sich schwere Filzstoff wirkt duftig und grazil wie ein Schleier und die Fotos erscheinen mit ihrer grobkörnigen Oberfläche und in ihrer leichten Unschärfe wie ein fernes, murmelndes Echo der Malerei. Dem Blick der Künstlerin auf den Selbstporträts folgend, bilden die Fotos die Kulisse für eine am Boden positionierte, große, fast weiße Filzskulptur. Sie erschließt sich bei näherer Betrachtung als ein Pelikan.

Die Flügel ausgebreitet, der Schnabel steil aufragend, fasziniert er die Künstlerin sowohl von seiner mythologisch-ikonographischen Symbolik her, als auch in seiner ambivalenten, zwischen schön und hässlich changierenden Erscheinung. Der Vogel am Boden, scheinbar gefangen in der Schwere des Materials, setzt einen starken Kontrast zur Leichtigkeit der malerisch-sinnlich wirkenden Fotos.

Die Gegensätzlichkeit der Paarung führt zum Ausgangspunkt der Präsentation zurück, wo sich im abwechselnden Windheulen und Grillengezirpe der Kreis wunderschön schließt.   

Verhüllen und Aufzeigen sind die Pole, zwischen denen sich die Arbeiten von Daniele de Lorenzo ansiedeln. (Foto: Grabher)

Galerie allerArt, Remise Bludenz, bis zum 1. Dezember; Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonn- und Feiertag 15 bis 18, Donnerstag 17 bis 21 Uhr.




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