Gut getrickst: Still aus dem Film des österreichischen Künstlers Herwig Weisers "Untitled (Falling)" von 1997/2011.
Wien - Die Malerin Lisa Ruyter hat in Wien schon mehrere Orte mit Kunst bespielt. Nun hat sie aus ihrem Wohnungskeller einen beeindruckenden Ausstellungsraum gemacht. Abwechselnd mit internationalen Künstlern zeigt die gebürtige Amerikanerin österreichische Positionen, aktuell Herwig Weiser.
Im Ausstellungskontext war der 1969 in Innsbruck geborene Künstler in jüngster Zeit hauptsächlich mit seinen sogenannten zgodlocators unterwegs: Maschinen, die Computer-Hardware fein granulieren und in eine durch magnetische Impulse bewegte, Sound produzierende Mondlandschaft verwandeln. Ruyter zeigt keine dieser Skulpturen, allerdings taucht man dort selbst in eine ziemlich aufgeladene Landschaft ein. Mit ca. 17 Filmen und Videos von 1997 bis heute zeigt Weiser sein von experimentellen Super-8-Filmen über abstrakte Materialexperimente und "Theorie"-Filme bis zu Musikvideos reichendes filmisches OEuvre. Auch die Aufnahme eines Experiments, Teil seiner Installationsreihe Lucid Phantom Messenger, gehört dazu.
Abermals nutzt er Computerschrott, der diesmal jedoch von Chemikalien in farbenprächtige, aber giftige Bestandteile aufgelöst wird: Mit dem Elektroingenieur Albert Bleckmann hat Weiser mittlerweile mehrere solcher "test units" gemacht, die digitale Informationsträger in ein analoges, sich laufend veränderndes "Action Painting" zurückführen.
Filme der 90er geben auch Einblick in Weisers Biografie: Einen frühen Schwarz-Weiß-Film hat der Künstler auf der Schanze am Berg Isel gedreht; in Thailand blitzt die Sonne durch die farbigen Folien, mit denen er Strandgut eingefärbt hat; die Verquickung von Autofahrten in den Wäldern Tirols und anderen Weltgegenden bildeten das Ausgangsmaterial für ein Video zum Sound von Philipp Quehenberger, und in einem narrativen Kurzfilm taucht als Requisit eine der berühmten McCarthy-Pinocchio-Masken auf: Did you ever steal a real McCarthy? titelt der Film, der auf einer Baustelle gedreht wurde und Züge eines Film noir hat. Das gestohlene Kunstwerk spielt dabei keine ganz unbedeutende Rolle.
Dass nicht jeder Film ein Meisterwerk ist, weiß auch der Künstler. Dennoch gibt die Ausstellung einen rauschenden Einblick in Herwig Weisers experimentellen Umgang mit filmischen Mitteln. Auch ein Deleuze-Buch hat er so als einprägsame Collage umgesetzt. (Christa Benzer/ DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2011)
Bis 26. 2., Galerie Lisa Ruyter, Kantgasse 3/2/20, 1010 Wien
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