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Auf zur neuen Saftigkeit

Ausstellung im Rohnerhaus fokussiert einen neuen Aspekt im Werk von Wacker

VON ARIANE GRABHER

Lauterach (VN) Wacker-Zeichnungen gehörten vor fast vierzig Jahren zu den frühesten Käufen des Lauteracher Unternehmers und Kunstsammlers Alwin Rohner. Mittlerweile stellen die neue Sachlichkeit und Rudolf Wacker ein Lieblingskind der Sammlung im 2000 eröffneten Rohnerhaus dar.

Unter dem Titel "Landschaft - Von der ,neuen Sachlichkeit` zu ,neuer Saftigkeit`" widmet sich die nun eröffnete Ausstellung aber einem besonderen Aspekt im Werk von Wacker.

"Wieder eine Woche täglich draußen gemalt. Die letzten Herbsttage. Ich genieße sie, malend ehe mich das Atelier für diesen Winter einsperrt", notiert Rudolf Wacker (1893-1939) im Oktober 1927 in sein Tagebuch. Nach der Kriegsgefangenschaft, dem Aufenthalt in Berlin und seiner Rückkehr nach Bregenz 1923 erlebt Wacker eine tiefe Verbundenheit mit der vertrauten Landschaft der Heimat.

Die Berge und der See

Die Berge und vor allem die Landschaft um den Bodensee sind ihm wichtige Motive, an ihrer wechselnden Behandlung durch den Künstler lässt sich der Übergang Rudolf Wackers von den ungestümen Farben des Expressionismus hin zu den "schön ausgepinselten", im Atelier entstandenen Bildern der Neuen Sachlichkeit nachvollziehen. Im Kontext des Gesamtwerkes, bekanntermaßen bestens aufgearbeitet von Rudolf Sagmeister (der auch für die Konzeption in Lauterach zeichnet) und Kathleen Sagmeister-Fox, existiert jedoch eine Werkgruppe, die in den bisherigen Publikationen und Ausstellungen bis dato etwas stiefmütterlich behandelt wurde. So entstanden in den Jahren zwischen 1927 und 1932 insgesamt ca. 150 Werke, 43 davon allein 1928, als Landschaften und so genannte "Studien", Öl auf Pappe.

Malerei im Freien

Parallel zum Rückzug seiner Malerei ins Atelier und zu den dort entstandenen altmeisterlich-fein gemalten Stillleben, bedeutete die Malerei im Freien dem Künstler eine gewisse Erholung von dieser konzentrierten Arbeit und vom sorgenschweren Alltag.

"Diese Woche täglich im Freien gemalt, jeden Tag vor neuem Motiv. - Es sieht aus wie ein Vorstoss von der ,neuen Sachlichkeit` zu ,neuer Saftigkeit`!", so ein Tagebucheintrag von 1927.

"Verkäufliche" Bilder

Aber es war nicht nur das Erleben in der Natur, die jahreszeitlich wechselnde Erscheinung der Landschaft, die Wacker so faszinierten und die "neue Saftigkeit" auslösten, wenn er im gleichen Jahr notiert: "Die Bodenseelandschaft ist ein sehr heiteres, erfreuliches u. ich glaube leicht verkäufliches Bild geworden."

Konventionell gemalt, weniger aufwändig, und vom Thema her zugänglicher als die Stillleben des Künstlers, fand Wacker hier auch eine größere Käuferschaft.

Landschafts-Tagebuch

Die Ausstellung im Rohnerhaus wird ca. 30 dieser Werke in Prima Malerei, als direkt vor dem Motiv in schneller Manier entstandene Gemälde, zusammenführen.

Es bietet sich dabei die Gelegenheit, sich dem Schaffen Rudolf Wackers aus einem anderen Blickwinkel anzunähern. Natürlich bleibt das Wacker-Bild, wie es von der kunsthistorischen Forschung erarbeitet wurde, im Wesentlichen unangetastet. Doch fügt die Ausstellung dem schicksalhaften Leben dieser Künstlerpersönlichkeit eine weitere Fassette hinzu.

Da der Großteil der Exponate zudem aus diversen Privatsammlungen im Land stammt, stellt sich der seltene Fall ein, diese Bilder so dicht vereint zu sehen. Das Entstehungsdatum taggenau festgehalten, öffnet sich der Blick in eine Art gemaltes Tagebuch.

Ein Tagebuch, dessen Einträge von der Landschaft, den darin wechselnden Jahreszeiten, Licht- und Wetterstimmungen geschrieben wurde.

Die Ausstellung im Kunsthaus Rohner in Lauterach ist bis 29. Juni geöffnet, Mittwoch bis Samstag, 11 bis 17, Freitag 11 bis 20 Uhr, vom 7. April bis 5.Mai auch sonntags.

Landschaft von Rudolf Wacker. (Foto: Kunsthaus Rohner)




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