DiePresse.com

DiePresse.com | Kultur | Kunst | Artikel DruckenArtikel drucken


Albertina: Bereits fünfter Wasserschaden

16.07.2009 | 14:54 |  (DiePresse.com)

Schon vor dem jüngsten Schaden habe es vier "kleinere und größere" Wassereinbrüche in der Albertina gegeben, sagt der Direktor. Immer wieder sei Wasser durch das Dach getropft, auch im Sicherheitsdepot gab es einen Zwischenfall.

Die Albertina war auch vor dem jüngsten Wasserschaden nicht "dicht": Es sei bereits mehrfach zu "kleineren und größeren Wassereintritten im gesamten unterirdischen Erweiterungstrakt" gekommen, sagte Direktor Klaus Albrecht Schröder am Donnerstag. Er wolle diese aber "nicht weiter dramatisieren". An die Öffentlichkeit gedrungen ist freilich erst der Wassereinbruch von 2.100 Liter Wasser am 23. Juni, der zur Totalevakuierung geführt hat. Die Evakuierung des Zentraldepots soll heute, Donnerstag, abgeschlossen werden.

Bereits zum fünften Mal habe man nun mit Wassereinbruch im unterirdischen Erweiterungstrakt der Albertina zu tun, so der Albertina-Direktor. Lecks gab es etwa im externen Studiensaal - laut Schröder ein "Baumangel, der in die Gewährleistung gefallen ist".

Vier Jahre drang Wasser ein

Zwischen 2003 und 2007 habe es immer wieder durch das Dach getropft, sagte Maria Luise Sternath, Chefkuratorin und stellvertretende Direktorin der Albertina. Der Studiensaal konnte dadurch erst nach der Behebung im März 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dass der Schaden nicht gleich nach Auftreten behoben wurde, lag ihrer Auskunft nach an "Haftungsfragen".

Einen weiteren Zwischenfall habe es in einem Sicherheitsdepot, in dem bei einer Kernbohrung versehentlich eine Wasserleitung angebohrt worden war, gegeben, sagte Christian Benedik, Kurator der Architektursammlung. Der Schaden sei minimal gewesen und sofort behoben worden. "Aber in unserem Bereich kann jeder Tropfen ein Problem sein, ja sogar ein Werk zerstören."

Auch bei der Generalunternehmen-Abnahmebegehung im Jahr 2004 wurden im Bereich der Freitreppe, die zur Handelsgasse führt, Feuchtigkeitsstellen entdeckt, die damalige Bauaufsicht habe von einem "bekannten, virulenten Problem gesprochen", so Benedik. Auch bei den Abdeckplatten des Portikus habe es in der Vergangenheit einmal einen Schaden gegeben.

Kommt Damien Hirst?

Schröder nimmt unterdessen in London wieder die Gespräche mit dem Star-Künstler Damien Hirst auf, die durch die Alarmmeldung aus Wien vor drei Wochen unterbrochen worden waren. Geplant ist für Oktober eine Ausstellung mit neuen Werken des britischen Künstlers, die im Rahmen einer Gegenüberstellung von Künstlerpaaren stattfinden soll. Ob die gemeinsame Ausstellung mit Arbeiten von Georg Baselitz stattfinden kann, hängt laut Schröder von der Fertigstellung der Sanierung der Wechselausstellungshalle ab. Dort befinden sich derzeit das provisorische Auslagerungsdepot. Wie Sternath erklärte, befinde sich der Saal ebenfalls unter der Decke, durch die das Wasser ins Depot gedrungen ist. Vor der geplanten Ausstellung muss die Absicherung gewährleistet sein.

Bis August bleibt Kunst ausgelagert

Bis Anfang August sollen die 950.000 Werke, die sich im Zentraldepot der Albertina befunden haben, ausgelagert werden. Bis dahin muss der Bescheid des Bundesdenkmalamts vorliegen, das beurteilt, "ob das Depot beziehungsweise der Transport dorthin mit aller Rücksichtnahme auf die Objekte geschieht und sie ordnungsgemäß gelagert werden", erklärte Barbara Neubauer, Präsidentin des Bundesdenkmalamtes (BDA).

Die "Beweispflicht" liege bei den Eigentümervertretern, also der Albertina. Neubauer werde die Unterlagen prüfen. Die bisherige bzw. derzeitige Lagerungssituation der Werke steht nicht zur Debatte, da "Gefahr im Verzug" ordnungsgemäß gemeldet wurde und eine Ausnahmesituation darstellt. Die Suche nach der Ursache werde noch andauern, von den Ergebnissen würden auch die weiteren Schritte des BDA abhängen. Bei der Rückkehr der 950.000 unter Denkmalschutz stehenden Blätter werde das BDA "mit Sicherheit fordern, dass alle Standards erfüllt sind", so Neubauer. Diese Entscheidung werde man auf Gutachten stützen.


© DiePresse.com