VN Sa, 29.6.2002

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Der Mensch als Maß

Gerry Mayer und sein Projekt in Balzers

Balzers (VN-ag) Der Name Inficon steht für modernste Technologie und innovative Produkte rund um die Fertigung von Halbleiterchips. Beim Neubau der Firma im liechtensteinischen Balzers wurde der in Feldkirch lebende und arbeitende Gerry Mayer mit einem Kunst-am-Bau-Auftrag zum Thema "Die vier Elemente" bedacht.

Optimale Warenflüsse und Kommunikation standen beim Neubau der Inficon im Vordergrund. Nach neuesten ökologischen Erkenntnissen errichtet, vereint der von außen gemäßigt modern anmutende Bau Produktions- und Bürobereiche unter einem Dach. Gruppiert um ein zentrales Atrium, das mit Restaurant und Cafeteria das kommunikative Herzstück des Hauses darstellt, basiert der Bau auf einem starken Fundament und vier Säulen.

Die Erschließung erfolgt über die darin untergebrachten Treppenhäuser, in denen auch die Interventionen von Gerry Mayer (geboren 1960, seit 1997 freischaffend im Bereich Skulptur und Relief tätig) "versteckt" sind. Die Vierzahl als Vorgabe, entwickelt Gerry Mayer ausgehend von der Zuordnung der vier Elemente zu den vier Himmelsrichtungen und den Farben Gelb, Rot, Blau und Grün, eine Art Farbleitsystem, das sich durchs Gebäude zieht und den Mitarbeitern die Orientierung in den anonymen Treppenhäusern erleichtert.

Der Schlüssel ist ein Relief im Eingangsbereich, das alle vier Elemente in einer Art Farbkreis vereint und den Menschen und "dessen Bewegung, als Ausdruck eines Gefühls, das jeweilige Element reflektierend" (Mayer) in Relation dazu stellt.

Ausgehend von der in Bewegung begriffenen menschlichen Figur entwickelt sich in jedem der vier Treppenhäuser eine (farblich und formal) leicht variierte, vertikale Abfolge über vier Stockwerke, von der Positiv- zur Negativform, über die Energien verkörpernde kreisrunde, glänzende Scheibe in der dem jeweiligen Element zugeordneten Farbe, bis hin zu einem fossilen Stadium, das Anfang und Ende, Werden und Vergehen symbolisiert.

Keine Anbindung

Bescheiden dagegen und eigentlich nur von den umlaufenden Galerien aus wahrzunehmen, der Eingriff des Künstlers im zentralen Atrium, wo ein kleinformatiges rundes Bodenrelief zwischen zwei Sitzmöglichkeiten den Mittelpunkt des Gebäudes markiert. Was insgesamt überrascht bei dem Konzept ist einerseits die Zurückhaltung im Atrium und der nicht unternommene Versuch einer Anbindung desselben an die Treppenhäuser, als auch andererseits die überaus konventionelle formale Umsetzung in einem Unternehmen, das mit modernsten Technologien befasst ist. Keine Spur von High-tech, dagegen naturalistische Darstellungen und Figuration. Doch irgendwie ist es vielleicht auch beruhigend zu sehen, wenn der Mensch als Dimension das Maß der Dinge bleibt.

Eine Arbeit des Feldkircher Künstlers Gerry Mayer. (Foto: Grabher)




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