Balzers
(VN-ag) Der Name Inficon steht für modernste
Technologie und innovative Produkte rund um die Fertigung von
Halbleiterchips. Beim Neubau der Firma im liechtensteinischen
Balzers wurde der in Feldkirch lebende und arbeitende Gerry Mayer
mit einem Kunst-am-Bau-Auftrag zum Thema "Die vier Elemente"
bedacht.
Optimale Warenflüsse und Kommunikation standen beim
Neubau der Inficon im Vordergrund. Nach neuesten ökologischen
Erkenntnissen errichtet, vereint der von außen gemäßigt modern
anmutende Bau Produktions- und Bürobereiche unter einem Dach.
Gruppiert um ein zentrales Atrium, das mit Restaurant und Cafeteria
das kommunikative Herzstück des Hauses darstellt, basiert der Bau
auf einem starken Fundament und vier Säulen.
Die Erschließung erfolgt über die darin untergebrachten
Treppenhäuser, in denen auch die Interventionen von Gerry Mayer
(geboren 1960, seit 1997 freischaffend im Bereich Skulptur und
Relief tätig) "versteckt" sind. Die Vierzahl als Vorgabe, entwickelt
Gerry Mayer ausgehend von der Zuordnung der vier Elemente zu den
vier Himmelsrichtungen und den Farben Gelb, Rot, Blau und Grün, eine
Art Farbleitsystem, das sich durchs Gebäude zieht und den
Mitarbeitern die Orientierung in den anonymen Treppenhäusern
erleichtert.
Der Schlüssel ist ein Relief im Eingangsbereich, das alle vier
Elemente in einer Art Farbkreis vereint und den Menschen und "dessen
Bewegung, als Ausdruck eines Gefühls, das jeweilige Element
reflektierend" (Mayer) in Relation dazu stellt.
Ausgehend von der in Bewegung begriffenen menschlichen Figur
entwickelt sich in jedem der vier Treppenhäuser eine (farblich und
formal) leicht variierte, vertikale Abfolge über vier Stockwerke,
von der Positiv- zur Negativform, über die Energien verkörpernde
kreisrunde, glänzende Scheibe in der dem jeweiligen Element
zugeordneten Farbe, bis hin zu einem fossilen Stadium, das Anfang
und Ende, Werden und Vergehen symbolisiert.
Keine Anbindung
Bescheiden dagegen und eigentlich nur von den
umlaufenden Galerien aus wahrzunehmen, der Eingriff des Künstlers im
zentralen Atrium, wo ein kleinformatiges rundes Bodenrelief zwischen
zwei Sitzmöglichkeiten den Mittelpunkt des Gebäudes markiert. Was
insgesamt überrascht bei dem Konzept ist einerseits die
Zurückhaltung im Atrium und der nicht unternommene Versuch einer
Anbindung desselben an die Treppenhäuser, als auch andererseits die
überaus konventionelle formale Umsetzung in einem Unternehmen, das
mit modernsten Technologien befasst ist. Keine Spur von High-tech,
dagegen naturalistische Darstellungen und Figuration. Doch irgendwie
ist es vielleicht auch beruhigend zu sehen, wenn der Mensch als
Dimension das Maß der Dinge bleibt.
Eine Arbeit des Feldkircher Künstlers Gerry Mayer.
(Foto: Grabher)