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Überall ist ein eigenes Licht

16.08.2007 | SN
Auf der Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg treffen einander Künstler aus aller Welt. Robino Ntila aus Tansania ist einer der Weitgereisten.

MAGDALENA MIEDL Interview Zur Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg kommen Künstler aus der ganzen Welt, um neue Techniken zu lernen und ihre Arbeit zu diskutieren. Robino Ntila ist Mitte Fünfzig, kommt aus Dar es Salaam in Tansania und ist seit 1980 schon mehrmals auf der Festung zu Besuch gewesen. Er ist in der Klasse für Druckgrafik der polnischen Künstlerin Krystyna Piotrowska. Ein SN-Gespräch über das Licht, die Berge und die Wertschätzung afrikanischer Kunst. Wie arbeiten Sie in Salzburg? Ntila: In den ersten Jahren habe ich Radierungen mit sehr traditionellen Motiven gemacht, etwa eine Frau in einem traditionellen Gewand, das ist von 1989. Vor kurzem habe ich begonnen, abstrakt zu arbeiten. Seit ich hier begonnen habe, gebe ich das Wissen weiter in meinem Land und in den Nachbarländern. Ich leite selbst Workshops in Simbabwe, in Kenia, in Tansania - wobei immer wieder Künstler aus Nachbarländern kommen, um zu lernen. Ich finde, es ist eine gute Idee, dieses Wissen zu teilen mit denen, die keine Möglichkeit haben, herzukommen. Die Reise ist exorbitant teuer.Wenn Sie hier arbeiten, lernen Sie nur etwas Neues über die Technik oder tauschen Sie sich auch künstlerisch aus? Ntila: Die Künstler hier kommen aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt. Selbst wenn man für sich allein arbeitet, profitiert man zuerst viel von dem, was der Leiter des Workshops weiß und weitergibt. Auch in einer anderen Umgebung zu arbeiten, beeinflusst das Ergebnis. Wenn man vergleicht, wie Adigi Longa aus Tansania jetzt in der Malereiklasse von Mohammed Abla arbeitet und wie er zu Hause gemalt hat - da sieht man, dass er vom Licht hier in Europa beeinflusst ist. Die Farben sind ganz anders. Wenn er nach Tansania zurückkehrt, wird sich seine Arbeit weiterentwickelt haben. Künstler sind immer vom Licht inspiriert. Wenn hier die Sonne scheint, ist das komplett anders als in Afrika. Dort ist es viel heller... Ich bin schon viel auf verschiedenen Kontinenten gereist und ich finde das sehr interessant. Jeder Ort hat sein eigenes Licht, das beeinflusst einen. Was beeinflusst Ihre eigene Arbeit hier? Ntila: In meinem Land gibt es schon Berge, aber sie sind sehr sanft. Ohne dass es mir bewusst war, waren die ersten Radierungen, die ich hier 1980 gemacht habe, von den Bergen hier beeinflusst. Meine Kollegen daheim waren ganz erstaunt - und mir war klar, dass ich von den Alpen inspiriert war. Auch diesmal verändert sich bestimmt irgendetwas, auch wenn ich das jetzt noch nicht sagen kann. Wahrscheinlich die Farben.Was hoffen Sie, von hier mitzunehmen? Ntila: Ich bin jetzt schon acht oder neun Mal hier gewesen und freue mich auf das zehnte Mal. Ich arbeite in meinem Land als freier Künstler, Kurator und Kunstkritiker. Ich frage mich aber: Wie oft muss ich noch herkommen?

Das Wissen soll nicht verloren gehen Natürlich gibt es nie ein Ende, um Kunst zu lernen, ich komme gerne noch, wenn ich so alt bin, dass ich es nur mehr auf allen Vieren schaffe...

Aber ich überlege mir jetzt: Es ist höchste Zeit für die Sommerakademie Salzburg, sich mit der Idee zu befassen, dass hier jemand von sehr weit her kommt, - vielleicht wäre es einfach an der Zeit, andere Unterstützungen zu geben. Wenn ich unterstützt würde, könnte ich mit all dem Wissen, das ich hier erfahren habe, vielleicht selbst so etwas wie eine Sommerakademie in Afrika aufbauen. Schön, wenn ich so oft kommen kann, aber dann war ich vielleicht fünfzehn Mal da und dann sterbe ich - und all das Wissen ist verloren.Wie geht es Ihnen, wenn Sie sehen, wie wenig zeitgenössische afrikanische Kunst in Europa wahrgenommen wird? Ntila: Sehen Sie, lange Zeit wurde afrikanische Kunst gar nicht als Kunst verstanden im Westen. Das ändert sich gerade. In Europa schauen Sammler immer mehr auf die "Dritte-Welt-Kunst" und dazu gehört auch die afrikanische Kunst. Afrikanische Künstler entfalten sich derzeit in sehr vielen unterschiedlichen Techniken, da passiert viel.

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