Massen, Flächen, Himmelsraum. Langsam scheinen sie sich ineinander
verzahnt zu haben, sind unerschütterlich eingerastet und ruhen jetzt träge
als Landschaften auf der Leinwand. Menschenleer. Unendlich friedlich.
Unantastbar. "Mich hat für eine Zeit lang nichts mehr aufgeregt", erinnert
sich Hannes Schwarz an die Zeit nach seinem ersten Spanienbesuch 1980.
Genussvoll atmet seine Kunst nach diesem Schlüsselereignis diese
Weltabgewandheit, fast ist man versucht, sie Apathie zu nennen.
"Befreiende Ruhe", meint Hannes Schwarz.
Er konnte sie wohl nur in der Einsamkeit finden, weit weg
von seinem Leben mit der Schuld des Kriegsteilnehmers. Weit weg vom
steirischen Weiz, das er 1939, mit 13 Jahren, für eine
nationalsozialistische Eliteschule in Pommern verlassen musste. Eine
Biografie, die Hannes Schwarz lange in seinen "Kerkerbildern" verarbeitet
hat. Geschundene, Geknechtete, Getriebene, rau auf die Leinwand verbannt.
Eine dieser expressiven Verzweiflungen, eine "Maske" aus
1952, leitet stellvertretend für diese vergangene Phase die Ausstellung im
Palais Harrach ein, die sich sonst ausschließlich den "Spanischen
Reflexionen" des heute 77jährigen Malers widmet. Über 100 Ölbilder,
Buntstiftzeichnungen, Drucke, Mischtechniken aus den vergangenen 20 Jahren
hat das Kunsthistorische Museum in Kooperation mit dem "Instituto
Cervantes" in die schlichten Räume des Palais-Obergeschoßes geholt. Nach
Wien geholt von Privatsammlern und dem Stift Admont, das - dank einer
Schenkung des Künstlers - einen Querschnitt durch das gesamte
Schwarz-Schaffen in einer Dauerpräsentation bewahrt. Noch nie waren die
Bilder des Forum-Stadtpark-Mitbegründers bisher in Wien in einer
Einzelausstellung zu sehen. Horizonte, die gefehlt haben.
In engen Ausschnitten blickt Schwarz in die kargen,
streng vereinfachten Landschaften. Die Farben sind gedämpft, lasten glatt
wie ein Hitzeschleier über Bäumen, Hügeln, Horizont. Metaphern für eine
scheinbar unberührte Welt. Manchmal gleitet sie ins Märchenhafte ab, wird
gefährlich dekorativ. Je abstrakter sich aber die Massen wieder
platzieren, je rücksichtsloser die Grenzen gezogen werden, desto mächtiger
aber wird ihre Anziehung.
Hier im Niemandsland braucht sich nichts mehr
rechtfertigen, man ist am toten Ende angelangt. Sogar die Erde krümmt sich
hier scheinbar unbeobachtet und ein entrücktes Bild in Weiß und zartem
Grün aus dem Jahr 2001 führt noch weiter in einen Traum, "Wo Haus und
Bäume in das Weite schweben". Das Palais Harrach als Meditationszentrum.
Es ist die voraussichtlich drittletzte Ausstellung, die das
Kunsthistorische Museum hier organisiert.
Bis 28. September. Täglich 10-18 Uhr.
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Wien