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derStandard.at | derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
24. September 2008
19:24 MESZ

Galerie Martin Janda Eschenbachgasse 11, 1010 Wien, bis 1. 11.

Link: www.martinjanda.at

 

Auf Stahlseilen aufgespannt:Roman Ondáks Serie von 32 Zeichnungen "A Visit to the City in 3000"


Wurf mit platten Steinen
"Across that Place": Ausstellung von Roman Ondák in der Galerie Martin Janda in Wien

Es ist nicht der große Wurf, der den slowakischen Künstler Roman Ondák interessiert. In seiner zweiten Einzelausstellung bei Martin Janda zeigt er viele kleine Geschichten, die
zwischen Kunst und Leben, Fantasie und Realität oder den großen politischen Zusammenhängen und den Betrachtern vermitteln.

Roman Ondák erzählt Geschichten seiner Lebensrealität: Zu dieser gehört sein kleiner Sohn genauso wie die Kunstwelt oder die Auseinandersetzung mit den ökonomischen Entwicklungen in den postsozialistischen Ländern.

Betritt man die Galerieräumlichkeiten in der Eschenbachgasse, steht in der Mitte ein begehbarer weißer Kubus, der etwa auf Augenhöhe eine horizontale Linie aufweist. Der Schnitt, den der Künstler dort hinterlassen hat, um die Körper der Besucher mit der kühlen, minimalistischen Form in Beziehung zu setzen, korrespondiert mit den kleinen Markierungen auf zwei Fotografien, die jeweils denselben Türstock zeigen.

Um das Wachsen seines Sohnes zu dokumentieren, hat Roman Ondák diesen immer wieder markiert, wobei die beiden ausgestellten Fotografien nur wenige Minuten nacheinander aufgenommen wurden und sich deswegen auch kaum unterscheiden.

Während es dem Künstler hier um die kleinen Verschiebungen geht, die sich auf der Bildebene gar nicht festhalten lassen, spielt seine Arbeit "Snapshot from Baghdad" mit grundsätzlichen Fragen der Repräsentation: Auf einem weißen Sockel liegt in einer Vitrine eine Einwegkamera, in der angeblich Fotoaufnahmen von Bagdad stecken.
Würden die Besucher die Bilder aufzeichnen müssen, die sie mit Bagdad assoziieren, wären diese wohl weniger differenziert als die Zeichnungen, auf denen Ondák mehrere Kinder die Zukunft ihrer Städte entwerfen ließ.

Dass der Künstler auch mächtigere Zusammenhänge in Bewegung zu versetzen vermag, stellt er in der Ausstellung mit seiner jüngsten Arbeit unter Beweis: "Across that Place" titelt das Projekt, das er an der Panama Canal Zone initiierte. Diese wurde bis vor wenigen Jahren von den USA kontrolliert und ist nach wie vor ein streng überwachtes und unzugängliches Gebiet, in das der Künstler die Bevölkerung genehmigterweise zum "Steineplattln" geladen hat. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2008)

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