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08.01.2002 - Kultur News
Moderne-Museum fordert mehr Geld: Es ist aber keines da
Edelbert Köb, neuer Chef des Wiener Museums moderner Kunst (Mumok), kritisiert Baumängel. Das Museum muß im April wieder geschlossen werden.


"Zuviele Köche verdarben den Brei", sagt Edelbert Köb, Direktor des Museums moderner Kunst (Mumok) im Wiener Museumsquartier (MQ). Der Zeit- und Kostendruck, unter dem das Haus zur Eröffnung im September 2001 vollendet werden mußte, führte zu Baumängeln. Schuldzuweisungen will Köb keine vornehmen.

Zu viele Personen seien mit mit dem Projekt befaßt gewesen - vom Architekten Ortner über den früheren Museumsdirektor Hegyi bis zum Generalunternehmer, zu Baufirmen, Subunternehmern. Köbs Drei-Punkte-Programm zur Lösung der Probleme:

[*] Zunächst müssen die Baumängel beseitigt werden, dazu müsse geklärt werden, was unter die Gewährleistung (Refundierung durch ausführende Firmen) fällt, was nicht. Kosten: 145.345 bis 217.976 Euro (2 bis 3 Mill. Schilling). "Heizung, Lüftung, Licht, Sicherheit müssen funktionieren", fordert Köb. Allerdings habe das beim Kunsthaus Bregenz, wo er Gründungsdirektor war, auch schon ein Jahr gedauert.

[*] Ende März wird das Mumok für vier bis sechs Wochen geschlossen. In dieser Zeit könnte baulich einiges saniert werden. Hauptgrund für die Schließung sei aber die Neugestaltung der Schausammlung.

Köb: "Ich will und kann Hegyis Ausstellung nicht zerstören. Aber ich brauche den Platz. Das jetzige Konzept ist keines für den Dauerbetrieb."

Ortner genervt

[*] Das Museum benötige ein Programm zur Strukturverbesserung. Bisher als Depotflächen gewidmete historische Räume könnten für Veranstaltungen, auch von Sponsoren, genutzt, Büros müssen neugestaltet werden. Kosten: 2,3 Millionen Euro (31,6 Millionen S). Das Geld soll nach Köbs Vorstellungen teils vom Bildungsministerium, teils von Privaten kommen. Das Mumok hat samt Personalkosten ein Jahresbudget von 7,3 Millionen Euro (100 Mill. S).

"Manche Leute finden es offenbar schick, das Museumsquartier zu skandalisieren," ärgert sich MQ-Architekt Laurids Ortner: "In Wahrheit läuft es sehr gut. Mir gehen diese Herumpeckereien auf die Nerven." Mängel gebe es bei jedem Großbauvorhaben, die werden bereinigt. Außerdem: "Köb will unter dem Kuppelsaal eine durchgehende Wechselausstellungshalle. Das würden wir machen. Es ist normal, daß ein neuer Direktor seine eigenen Schwerpunkte setzt", so Ortner. Das Geld dafür müsse allerdings das Mumok auftreiben.

Auch Wolfgang Waldner, Geschäftsführer der MQ-Errichtungsgesellschaft, meint, daß die Änderungswünsche beim Mumok zum Teil mit dem Direktionswechsel von Hegyi auf Köb zu tun haben.

Gespräche diese Woche

Er werde morgen, Mittwoch, mit Köb ein Gespräch führen, so Waldner. Die MQ-Errichtungsgesellschaft habe ein "Mängelmanagement", um Bau- und Gewährleistungs-Probleme zu klären: "Wenn ich freilich höre, daß Terazzoböden verdreckt sind, kann ich darin keinen Baumangel sehen", sagt Waldner. Für Investitionen sei das Bildungsministerium zuständig bzw. das Mumok - seit 1. Jänner 2002 als wissenschaftliche Anstalt selbständig.

"Gespräche mit allen Beteiligten", mit Köb, Waldner, den Firmen, kündigt auch Rudolf Wran, Sektionschef im Bildungsministerium, an. "Das Museumsbudget ist gedeckelt, Geld für zusätzliche Investitionen derzeit nicht vorhanden", so Wran. Der 61jährige tritt Ende Mai in den Ruhestand, die Nachfolge wird ausgeschrieben. pet



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