Salzburger Nachrichten am 19. August 2003 - Bereich: kultur
Diskrete Kunst versteckt im Wald

Für Spuren der modernen Kunst in der Stadt Salzburg sorgt die Salzburg Foundation. Jüngstes Beispiel ist ein Iglu von Mario Merz.

WERNER THUSWALDNER

Die Salzburg Foundation verwirklicht ein Kunstprojekt mit nachhaltiger Wirkung. Sie lädt in einem auf mehrere Jahre hin angelegten Programm Künstler ein, die in der Stadt Salzburg ein Zeichen setzen. Dies geschieht ohne öffentliches Geld. Den Anfang hatte im Vorjahr der Deutsche Anselm Kiefer gemacht, der im Furtwänglerpark eine Art Gedenkraum schuf. Nun wurde der Öffentlichkeit das zweite Kunstwerk übergeben. Der Italiener Mario Merz hatte sich einen Platz auf dem Mönchsberg ausgesucht. "Mario Merz im Wald" heißt der untertreibende Titel seines Werks. Es ist ein diskreter Iglu, der aus zwölf halbrunden Stahlstäben besteht, auf denen 21 kleine Schilder mit Zahlen in Leuchtschrift befestigt sind.

Der Standort befindet sich in einer Senke nahe dem Aussichtspunkt neben dem Wasserturm. Er ist sehr klug gewählt und unterstreicht den zurückhaltenden Auftritt des Künstlers. Als sanfte Irritation steht sein Werk, halb verdeckt durch Bäume und Büsche, neben einem Fußweg, der daran vorbei führt. Vom genannten Aussichtspunkt aus bietet sich ja ein denkwürdiger Blick hinunter auf die Altstadt und auf die Kuppeln der Kirchen. Von dort aus ist auch der Iglu von Mario Merz gut zu sehen. Er erscheint wie ein zurückhaltender Reflex auf diese Kuppellandschaft.

Die "Konstruktion", das künstliche Gebilde, verbindet sich harmonisch mit der Natur. Der Iglu bildet bei all seiner Transparenz einen magischen und zugleich bergenden Ort. Der Zahlenreihe liegt ein bestimmtes Prinzip zu Grunde. Findigen Beobachtern wird die Enträtselung leicht fallen. Dies ist allerdings keine Vorbedingung, um das Kunstwerk zu "verstehen". Jeder kann mit seinen persönlichen Assoziationen an eine Betrachtung heran gehen.

Merz, Jahrgang 1925, dessen Arbeiten in vielen internationalen Sammlungen vertreten sind, wurde erst kürzlich in Japan mit dem "Premium Imperiale" ausgezeichnet, der einen Stellenwert wie der Nobelpreis hat. Die Reihe der Salzburg Foundation wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Welche Künstlerin oder welcher Künstler dazu eingeladen werden wird, soll im September bekannt gegeben werden. Konkrete Gespräche wurden darüber bereits geführt.

Das Kunstwerk von Anselm Kiefer im Furtwänglerpark gilt inzwischen als Geheimtipp, der international unter Kunstfreunden gehandelt wird. Im Lauf der Jahre sollen noch weitere Punkte in der Stadt Salzburg künstlerisch "markiert" werden.