Sie
sind ziemlich konkret und manchmal sogar richtig handfest – die
Skulpturen des jungen Salzburgers Fabian Fink. Das mag damit zu tun
haben, dass die menschliche Figur eine große Rolle spielt und dass sie
viel von der Geschichte des Mediums Skulptur in sich tragen. Und so
alle möglichen Facetten des Dreidimensionalen durchspielen.
Da
schwebt etwa eine mächtig-rundliche Figur in leicht verdrehter Haltung,
lang hingestreckt, blau angemalt und aufgebockt auf zwei Stützen als
„Fluss“ über Wasser. Dass die Figur mit drei Meter Länge gewaltig
überdimensioniert ist, tut ihrer Eindrücklichkeit keinen Abbruch. Wie
ein Monster oder Koloss wirkt sie trotzdem nicht. Die Größe braucht es
vielmehr, um die Distanz wettzumachen, die durch die Positionierung
fernab des Ufers entstanden ist. Eine andere Arbeit – die grün
lackierte „Froschfrau“ – kommt mit ihren überlangen Gliedmaßen wie eine
ägyptische Statue daher. Warum diese Längen? „Das Holz war vorhanden.
Danach muss man sich richten“, lautet die verblüffend einfache Antwort.
Flach wie eine Münze. Die beiden ganzfigurigen
Schauspielerporträts von Philipp Hochmair und Petra Morzé wiederum, die
Fabian Fink 2008 für die „Junge Porträtgalerie“ des Burgtheaters
geschaffen hat, rufen mit ihrer zwischen Gips und Elfenbein
angesiedelten Oberflächenfärbung Erinnerungen an historische
Wandreliefs wach, so wie sie auf ihren Gesimsen im neubarocken
Pausenfoyer des Burgtheaters posieren. Die Brüche liegen da im Detail
und den kleinen Regelverstößen wider die Tradition –
etwa im
modischen, kniekurzen Kleid, das Petra Morzé trägt, oder in der brutal
eckigen Schulter und den Disproportionen, mit denen Fink den
Hochmair’schen Akt versehen hat. Da überrascht es denn nicht, dass der
junge Bildhauer in einer ersten Fassung auch das Repertoire der
klassischen Kleinplastik durchgespielt hat, um die aus seiner Sicht
„schwer fassbare, zurückhaltende“ Morzé „bildhafter, malerischer und
zweidimensional“ darzustellen: „Flach wie eine Münze!“
Einzig
das Material sollte zeitgenössisch sein: durch und durch transparentes
Kunstharz. „Da sieht man hin und sieht die Wand dahinter“, beschreibt
Fink, den das Unsichtbare immer wieder auch als künstlerische Kategorie
fasziniert, den Eindruck. Der Spagat zwischen klassischer
Handwerklichkeit und Regelverstoß ist typisch für Fink, der sich seit
seinem 14. Lebensjahr mit Bildhauerei beschäftigt.
„Die
menschliche Figur war für mich immer wichtig“, sagt er. „Schon als Kind
habe ich gerne Männchen gezeichnet, aber das ist ja naheliegend!“ An
der Akademie der bildenden Künste lernte er mit dem an der Moderne
geschulten Franz X. Ölzant (Jahrgang 1934) und der postmodernen
englischen Sound-, Installations- und Medienkünstlerin Angela Bulloch
(Jahrgang 1966) zudem zwei Lehrerpersönlichkeiten kennen, die
unterschiedlicher nicht sein könnten.
„Ölzant hat uns vor allem
das Formale nähergebracht. Bei den Inhalten ließ er hingegen jede
Freiheit. Manche Kollegen haben Videos gemacht. Ich habe damals eine
Zeit lang gemalt. Es war jedenfalls verpönt, dasselbe wie der Professor
zu machen“, erinnert er sich. Und Bulloch? „Bei ihr war das Spannende,
dass sie nie Antworten gegeben hat. Am Ende ist immer die Frage übrig
geblieben.“ Die ist nun auch zum fixen Bestandteil seiner Arbeit
geworden.
Holz riecht gut. „Es ist ein
Kennzeichen meiner Arbeit, dass es viele Experimente gibt“, sagt er.
„Ich finde es spannend, nah am Scheitern zu bleiben. Die Bewältigung
der Realität – also: ob ein Fuß wie ein Fuß aussieht – interessiert
mich zunehmend weniger. Umso mehr dagegen das Unsichtbare – Dinge, die
aus dem Zeichensystem herausfallen und keine Entsprechung finden.“
Immer wieder kommen auch andere Materialien und Techniken ins Spiel wie
Plastilin, Gips, Gussmaterialien, Kunststoffe wie Polystyrol. Mehr und
mehr reizt ihn die Bronze, die er aber unbedingt lackieren würde. Finks
liebstes Material ist jedoch Holz. „Ich habe den Anspruch, dass es mir
selbst Spaß machen muss. Und Holz ist einfach so schön! Es riecht sehr
gut, staubt nicht und macht weder trockene noch fette Hände“, sagt er.
„Außerdem ist das Schnitzen eine schöne, meditative Tätigkeit, die in
ihrer Rhythmik teilweise in Richtung Trommeln geht.“