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vom 12.08.2005 - Seite 019
Selichars Medienkunst

"Günther Selichar - Fotografische Arbeiten". Unter diesem sehr allgemeinen Titel läuft derzeit eine Ausstellung in der Kammerhofgalerie Gmunden und der Galerie 422 ebendort. Vielleicht ist gerade die Traunbrücke, die beide Ausstellungsorte miteinander verbindet, das richtige Symbol für jene Interessenspole, die den 1960 in Linz geborenen Künstler weit über das Fotografische hinaushebt.

Mehr als die Summe aller Teile

Selichar repräsentiert den klassischen Humanisten, der sich sein Weltbild über die großen Bereiche Kunst, Philosophie und Wissenschaft bildet, um es in sozialkritischer Weise, gut begründet aus sich zu entlassen. Es liegt in der Natur seines Charakters, alles zu hinterfragen und "das Ganze" höher zu bewerten als die Summe seiner Teile. Schon in frühen Arbeiten, wie etwa der Serie "Nächtliches Realitätenbüro", setzt sich Selichar mit dem Begriff "Wirklichkeit" auseinander und beginnt diesen konzeptuell zu zerlegen, um ihn in verblüffend neuem und provokantem Kontext zusammenzufügen.

Die gezeigten Arbeiten geben einen schlüssigen Einblick darüber, wie sich das Werk des Künstlers entwickelt hat. Dabei fällt auf, dass Fotografie zwar immer noch einen Kernbereich darstellt, insgesamt die Arbeiten aber als "kritisch-wissenschaftliche Medienkunst" zu definieren sind. Dass es Selichar unter diesen teilweise sperrigen Rahmenbedingungen gelingt, neben technisch und sachlich ausgeklügelten konzeptuellen Produktionsvarianten auch die Ästhetik immer wieder einfließen zu lassen, macht ihn zu einer außergewöhnlichen Erscheinung in diesem Genre. (loc)

Info: Bis 21.August. www.galerie422.at

Detail aus der Serie "stand by" Foto: loc


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