Die Gemäldegalerie im Kunsthistorischen wird noch
bis Mai 2011 umgestaltet
KHM hat Bock auf Barock
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Die neue Direktorin der Gemäldegalerie im KHM, Sylvia Ferino-Pagden,
gestaltet um. Foto: apa
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Ferino-Pagden
hat die altdeutschen Meister hervorgeholt.
Überbordender Barock-Raum im KHM.
Wien.
Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums (KHM) hat sich
gewandelt: Vor 20 Jahren zuletzt umgestaltet, wurde unter der neuen
Direktorin Sylvia Ferino-Pagden, die den pensionierten Karl Schütz mit
Dezember 2010 abgelöst hat, bereits kräftig umgehängt. Die altdeutschen
Meister sind in den großen Saal 15 gewandert, während im Saal 12
barockes Übereinander der Flamen und Holländer eingezogen ist. Mit
"visionärer Kraft" sei Ferino ihre Tätigkeit angegangen, lobte
KHM-Generaldirektorin Sabine Haag am Montag bei einer Veranstaltung.
Fertig ist die neue Gemäldegalerie aber noch nicht: Die holländischen
Meister sollen längerfristig in den Eckkabinetten ausgestellt werden,
ab 2012 wird der italienische Teil umgestaltet, insgesamt sollen bei
Lichtsituation, Wandbespannungen und bei den Beschriftungstexten
Neuerungen kommen. Eine überbordende "barocke Hängung" wird es künftig
in zwei Sälen geben: "Eigentlich lassen sich nur so die achteinhalb
Meter hohen Wände erklären", so Ferino über die ursprüngliche Hängung
bei der Museumserrichtung. Um auch die Bilder in den obersten Reihen gut
sehen zu können, wünscht sich die neue Direktorin ein drehbares
Fernrohr. Auf lange Sicht soll hier auch eine Zahl von Werken aus der
lange geschlossenen Sekundärgalerie zum Zug kommen.
Dass die holländischen Gemälde, bisher in Saal 15 ausgestellt, eher
in den "intimeren Rahmen der Eckkabinette passen", hat den großen Saal
frei gemacht für die altdeutschen Meister: Eine Fülle von Hauptwerken
der deutschen Schulen am Übergang von Mittelalter und Renaissance können
nach ihrer langen Präsentation in den Kabinetten nun zum ersten Mal
großzügig und auch aus weiterer Entfernung betrachtet werden. Zentral:
Dürers "Allerheiligenaltar", der genauso wie Werke von Cranach oder
Holbein zum "Urbestand des Hauses" gehört und "seit fast hundert Jahren
nicht mehr gebührend präsentiert" wurde.
Jan-Fabre-Sonderschau
Die Änderungsarbeiten in der Gemäldegalerie dauern zunächst noch bis
Mai – dann wird sich der zeitgenössische belgische Künstler und
Performer Jan Fabre in seiner Sonderschau "mit der Gemäldegalerie
messen", so Ferino. Neben den "neuen Durchdenkung" der
Präsentationsformen hat sich die neue Direktorin auch eine Sichtung der
Bestände vorgenommen. Sorgenkind sind dabei die Werke der seit bald
zwanzig Jahren geschlossenen Sekundärgalerie und ihr "zum Teil prekärer"
Erhaltungszustand. "Bilder leiden, wenn sie nicht gesehen werden", gab
sich Ferino mitfühlend und wünscht sich Sponsorgelder, um die
notwendigen Restaurierungen vorantreiben zu können. Nach dem Auszug der
Kunstkammer-Depots und deren Neueröffnung möchte sie zumindest einige
Säle der Sekundärgalerie wiedereröffnen.
Von der Wiedereröffnung der Kunstkammer erhofft sich
Generaldirektorin Haag nicht zuletzt auch einen weiteren
Besucherzustrom: 2010 war mit fast 1,2 Millionen Besuchern und einem
Plus von vier Prozent an allen Standorten bereits das erfolgreichste
Jahr für das Kunsthistorische Museum seit der Ausgliederung 1999.
Erfolg mit Jahreskarten
Im Haupthaus am Ring (559.150 Besucher) gab es eine Steigerung von
acht Prozent, auch Theatermuseum und Völkerkundemuseum konnten
erhebliche Zuwächse verzeichnen. Diese Erfolge seien neben der
"attraktiven Programmierung" und dem freien Eintritt für Kinder und
Jugendliche vor allem auch dem hohen Absatz der neuen Jahreskarte zu
verdanken, so Haag. Von dem um 29 Euro angebotenen Ticket wurden 33.000
Stück verkauft.
Printausgabe vom Dienstag, 18.
Jänner 2011
Online seit: Montag, 17. Jänner 2011 17:39:03