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Kultur
07:00
Di, 20.02.2007
Kunst
Valie Export in New York und Moskau
Audio
Länge: 2:50 min
Ö1 Morgenjournal - Sabine Oppolzer
Die österreichische Medienkünstlerin Valie Export ist zur Zeit international stark nachgefragt - ihre Arbeiten werden ab dieser Woche in zwei Ausstellungen in New York gezeigt (im österreichischen Kulturforum sowie in der Galerie Gasser & Grunert) und am 3. März ist ihr eine Sonderschau im Rahmen der Moskau-Biennale gewidmet. Im Sommer wird sie auch bei der Biennale in Venedig vertreten sein.

Thema weibliche Beschneidung
Mit ihrem "Tap- und Tast-Kino" erregte Valie Export 1968 viel Aufsehen: Sie stellte ihre nackten Brüste in einem tragbaren Miniatur-Kinosaal zur Schau, den sie sich vor die Brust geschnallt hatte. Oder als sie mit Künstlerkollegen Peter Weibel an der Hundeleine durch die Mariahilferstraße spazierte - er kroch auf allen Vieren neben ihr her. Während Fotodokumentationen dieser Aktionen samt zugehöriger empörten Zeitungsmeldungen ab Dienstag im österreichischen Kulturforum New York zu sehen sind, hat Valie Export für die Schau in Moskau neue Installationen angefertigt, zum Thema Krieg und zum Thema weibliche Beschneidung. Der Körper ist für Export immer ein starker, zentraler Punkt. So frage sie auch nach, wie er in der Gesellschaft gesehen und auch ausgebeutet wird.

Fotos, Filme und Interviews über die Beschneidung von Frauen waren das Material für diese Arbeit, Valie Export hat sie aus vielen Regionen der Welt zusammengetragen. Es sind heftige, oft brutale Filme, die Export mit kurzen Cuts unterbricht, da - wie sie sagt - man die Filme sonst nicht anschauen kann.

Provokante feministische Statements
Diese neuen Arbeiten zeigen, Valie Export ist einem alten Grundsatz treu geblieben: Kunst muss immer eine politische Aussage haben. Mit ihren provokant feministischen Statements war sie in den 1960er Jahren die einzige Frau, die aus der Zeit des Wiener Aktionismus als eigenständige Künstlerin hervorging. Während die anderen Frauen meist nur als Statistinnen in den Aktionen eines Nitsch oder Mühl mitwirkten.

Und: Valie Export ging einen Schritt weiter: Sie entdeckte die Videokunst, während die männlichen Kollegen noch 16 mm Filme drehten. In Videoinstallationen, digitaler und konzeptioneller Fotografie fand sie auch ein Feld, das von Männern noch kaum besetzt war. Im Bereich Medienkunst bekleidet sie seit den 1990er Jahren Professuren in Berlin oder Köln und ist bei den wichtigsten Kunstschauen vertreten. Ihre Forderung nach Gleichberechtigung von Mann und Frau ist unverändert, auch wenn sie nur sehr schleichend umzusetzen ist. Valie Export: "Die Natur hat Millionen Jahre lang gefordert, dass die Lebewesen endlich auf zwei Beinen gehen können, und so fordern wir ja auch etwas - nur in gesellschaftlicher Art".

Im "Capital"- Kunstmarktranking gehörte Valie Export im Vorjahr zu den Aufsteigern in die Top 100 und rangiert dort nur mehr vier Plätze hinter Arnulf Rainer. Ihre Galerie meldet wichtige Verkäufe an die Reina Sofia in Madrid oder die Tate Modern in London. Ihre Ausstellungstätigkeit der nächsten Wochen wird dieser Entwicklung wohl noch Vorschub leisten.

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Valie Export
Österreichisches Kulturforum New York
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