Verkehrte Welt | |
Unter dem Titel "Original + Fälschung" zeigt das Rupertinum einen Gemäldezyklus von Sigmar Polke aus einer gleichnamigen Schau von 1973. |
Der deutsche Künstler Sigmar Polke hatte vor 30 Jahren mit seiner Crew
- unter ihnen der bereits verstorbene Maler Achim Duchow - im
Westfälischen Kunstverein in Münster eine Ausstellung gezeigt, die sich
mit Fakes, Irritationen und Fragen nach dem überhöhten Wert von
Originalkunst ironisch auseinandersetze.
Der damals gezeigte Gemäldezyklus von 38 großformatigen Bildern wird
nun erstmals in Österreich gezeigt - im Salzburger Rupertinum, wo die
Ausstellung "Sigmar Polke - Original + Fälschung" bis 6. April zu sehen
ist. Alltag ist Kunst Polke, der zur Entstehungszeit der Arbeiten in einer Art Kommune auf
einem Bauernhof in Willich lebte, entwickelte mit seiner ihm eigenen
ironischen Bildsprache Tableaux, die den Alltag plötzlich zur Kunst
erklärten. Dies erfolgte nicht nur mit klassischen künstlerischen Materialien wie
Ölfarbe, sondern auch mit Lack, Stift, Fotografie und an Hand von
Spiegeln. Amerikanische Inspiration
Polke trug mit seiner Ausstellung wesentlich zu der damals entstehenden
"Musealisierung des Alltags" (Hermann Lübbe) bei. Er war fasziniert von
der Factory um Andy Warhol und hatte in Willich ein kleines Pendant dazu
geschaffen. Wo der Amerikaner zumindestens äußerlich noch ein ästhetisches
System befestigte, untergrub der Deutsche Polke mit seiner Kunst diese
Fundamente. Gestürzte Hierarchien Die Ausstellung in Münster und ein Jahr später in Bonn war in drei
Ebenen aufgebaut: Im oberen Teil der Wand hingen die Gemälde, in Augenhöhe
waren Spiegel angebracht, die beim Betreten der Räumlichkeiten sofort den
Blick des Betrachters auf sich zogen. Und im unteren Teil befanden sich
Fotocollagen. Die Fotos waren auf verschieden farbigen Untergrund aufgeklebt und in
einem aufwärts gerichteten Pfeil angeordnet. Das Arrangement der Werke
entsprach dem damaligen hierachischem Denken in Kunstgattungen: Zuerst
Gemälde, dann Fotografie. Zugleich wurde dieses Genre-Denken persifliert.
Die Spiegel taten ihr Übriges und waren Teil der visuellen Strategie.
Ertappte doch der Besucher als Erstes, wenn er den Ausstellungsraum
betrat, sich selbst. Tipp: "Sigmar Polke - Original + Fälschung", 18. Jänner bis 8. April 2003, täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch 10.00 bis 21.00 Uhr, Rupertinum, Museum Moderner Kunst Salzburg, Wiener-Philharmoniker-Gasse 9, 5010 Salzburg. | ||||||