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derStandard.at | Panorama | Wien | Stadträte im Porträt 
03. Jänner 2006
20:24 MEZ
Das Verlassen des Elfenbeinturms
Mailaths Motto: "Gute Kunst für möglichst viele" - und mit Pass sogar gratis

Wien - In seiner ersten Amtsperiode war Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny eine Akzentsetzung wichtig: Es kam zu vielen Neubesetzungen (Josefstadt: Hans Gratzer, danach Herbert Föttinger; Volkstheater: Michael Schottenberg, Wien Museum: Wolfgang Kos), zu Reformen der Theater und dem Relaunch des Historischen Museums der Stadt Wien. Zudem wurde der Dschungel eröffnet, der project space der Kunsthalle errichtet, der Musikverein saniert. Nun will Mailath den "Elfenbeinturm" verlassen.

  • Stadtteilkulturarbeit: Mailath will mehr Geld für dezentrale Kultureinrichtungen zur Verfügung stellen. Die Bezirksfestwochen sollen reformiert werden. Motto: "Gute Kunst für möglichst viele."

  • Kulturpass: Bedürftigen soll der kostenlose oder zumindest -günstige Zugang zu Kulturveranstaltungen ermöglicht werden - nach dem Vorbild der von Airan Berg (Schauspielhaus) initiierte Aktion Hunger auf Kultur. Geplant sind auch Openairkonzerte mit den Wiener Symphonikern. Fortsetzung der Aktion Eine Stadt - ein Buch: Im Februar wird John Irvings Laßt die Bären los verteilt.

  • Weichbild der Stadt: Ein Ziel ist die Anhebung der Qualität von Kunst im öffentlichen Raum. 2004 wurde ein Fonds gegründet, die jährliche Basisfinanzierung beträgt 800.000 Euro. Noch im März soll die Entscheidung über das Mahnmal für homosexuelle und transgender Opfer des Nationalsozialismus für den Morzinplatz fallen. Drei Entwürfe sind in der engeren Wahl.

  • Museum auf Abruf: Gegenwärtig wird die ehemalige öffentliche Küche in der Felderstraße zu einem Museum für die Bestände der Artothek umgebaut. Die Eröffnung ist für den Herbst vorgesehen.

  • Haus der Kulturen: Es besteht die Idee, die unter Platznot leidende Universität für angewandte Kunst auf die Donauplatte abzusiedeln. Der Neubau könnte/sollte durch ein Haus der Kulturen ergänzt werden. Investitionsbedarf: drei bis vier Millionen Euro. "Toll, aber nicht vordringlich", so Mailath-Pokorny.

  • Künstlerhaus: Weit dringender ist die bauliche Sanierung des Künstlerhauses. Vonnöten sind rund 900.000 Euro. Mailath will ein Drittel der Kosten beitragen - aber nur, wenn sich auch der Bund beteiligt. Doch dieser weigert sich. Das Künstlerhaus verfällt daher weiter.

  • Musical: Umbau des Ronachers bis zum Herbst 2007 um maximal 46,8 Mio. Euro in eine vollwertige Musicalbühne. Mailath bekennt sich - trotz vielfacher Kritik - zur hohen Subventionierung des Musicalbetriebs durch die Vereinigten Bühnen. "Ich sehe bei Musicals viele Menschen, die sonst nie kulturelle Veranstaltungen besuchen." (trenk, DER STANDARD Printausgabe, 04.01.2005)

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