Wien
- In seiner ersten Amtsperiode war Kulturstadtrat Andreas
Mailath-Pokorny eine Akzentsetzung wichtig: Es kam zu vielen
Neubesetzungen (Josefstadt: Hans Gratzer, danach Herbert Föttinger;
Volkstheater: Michael Schottenberg, Wien Museum: Wolfgang Kos), zu
Reformen der Theater und dem Relaunch des Historischen Museums der
Stadt Wien. Zudem wurde der Dschungel eröffnet, der project space der
Kunsthalle errichtet, der Musikverein saniert. Nun will Mailath den
"Elfenbeinturm" verlassen.
Stadtteilkulturarbeit:
Mailath will mehr Geld für dezentrale Kultureinrichtungen zur Verfügung
stellen. Die Bezirksfestwochen sollen reformiert werden. Motto: "Gute
Kunst für möglichst viele."Kulturpass:
Bedürftigen soll der kostenlose oder zumindest -günstige Zugang zu
Kulturveranstaltungen ermöglicht werden - nach dem Vorbild der von
Airan Berg (Schauspielhaus) initiierte Aktion Hunger auf Kultur.
Geplant sind auch Openairkonzerte mit den Wiener Symphonikern.
Fortsetzung der Aktion Eine Stadt - ein Buch: Im Februar wird John
Irvings Laßt die Bären los verteilt. Weichbild der Stadt:
Ein Ziel ist die Anhebung der Qualität von Kunst im öffentlichen Raum.
2004 wurde ein Fonds gegründet, die jährliche Basisfinanzierung beträgt
800.000 Euro. Noch im März soll die Entscheidung über das Mahnmal für
homosexuelle und transgender Opfer des Nationalsozialismus für den
Morzinplatz fallen. Drei Entwürfe sind in der engeren Wahl. Museum auf Abruf:
Gegenwärtig wird die ehemalige öffentliche Küche in der Felderstraße zu
einem Museum für die Bestände der Artothek umgebaut. Die Eröffnung ist
für den Herbst vorgesehen. Haus der Kulturen:
Es besteht die Idee, die unter Platznot leidende Universität für
angewandte Kunst auf die Donauplatte abzusiedeln. Der Neubau
könnte/sollte durch ein Haus der Kulturen ergänzt werden.
Investitionsbedarf: drei bis vier Millionen Euro. "Toll, aber nicht
vordringlich", so Mailath-Pokorny. Künstlerhaus:
Weit dringender ist die bauliche Sanierung des Künstlerhauses. Vonnöten
sind rund 900.000 Euro. Mailath will ein Drittel der Kosten beitragen -
aber nur, wenn sich auch der Bund beteiligt. Doch dieser weigert sich.
Das Künstlerhaus verfällt daher weiter. Musical:
Umbau des Ronachers bis zum Herbst 2007 um maximal 46,8 Mio. Euro in
eine vollwertige Musicalbühne. Mailath bekennt sich - trotz vielfacher
Kritik - zur hohen Subventionierung des Musicalbetriebs durch die
Vereinigten Bühnen. "Ich sehe bei Musicals viele Menschen, die sonst
nie kulturelle Veranstaltungen besuchen." (trenk, DER STANDARD
Printausgabe, 04.01.2005)