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08.05.2002 - Ausstellung
Bären spritzen Farbe und wollen ins Bett gejagt werden
Richard Jackson überfiel die Wiener Bawag-Foundation und hinterläßt vier Installationen, die eigentlich Malerei sein wollen.
VON ALMUTH SPIEGLER


Richard Jackson ist ein Jäger, schon seit seiner Kindheit in Sacramento, Kalifornien. Bären gehören dort zu den Wäldern wie das Bier zu den Jägern. "Ich fürchte sie nicht, aber sie machen viel Unordnung, wenn sie spielen", erzählte der 66jährige Konzeptkünstler am Dienstag in Wien. Denn seine privaten Tanzbären (aus Plastik) läßt er in der Wiener Bawag-Foundation spielen. Mit weißer Farbe, die ihnen aus überdimensionalen Bierflaschen in ihren Mäulern oder ihrem Geschlecht spritzt. Nach den Farbklecksen auf seiner Kleidung zu schließen, scheint Jackson kräftig mitgespielt zu haben.

Vier Installationen hat er in den lichten Räumen aufgebaut, finanziert von der Bawag. So kam es auch zum Titel der ersten Einzelpräsentation von Jackson in Wien: "Bank Job" - Banküberfall. Spielerisch sind seine Ideen, die Installationen stehen aber im Gegensatz zu präzisen Konstruktionszeichnungen und Holzmodellen.

Ein mit Ölfarben getränktes Bett ließ er von einer Hebevorrichtung an die Decke hieven, dort begann es zu rotieren und hinterließ eine kreisrunde, pastose Malerei. So scheint jetzt eine riesige Langspielplatte über der Ruhestelle zu schweben. In einer Kammer erzeugte er mit Jagdtrophäen eine eigentümlich moderne Hüttenstimmung. Doch von der Decke rinnt die Ölfarbe, und aus dem Boden spritzt sie auf die Requisiten. Kritik am Kunstbetrieb soll hier geübt werden: Sammler hängen sich Bilder auf wie Trophäen, dabei sind es tote Ideen. Denn bei Jackson steht der Entstehungsprozeß über allem. So sind heute 95 Prozent seines Werks zerstört. Doch das, meint er, stört ihn wenig. Wer's glaubt.

Bis 30. Juni, täglich 10 bis 18 Uhr.



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