Salzburger Nachrichten am 13. Juni 2005 - Bereich: KA
Biennale-Kunstobjekt von Markusplatz verbannt
Die Behörden in Venedig haben die Skulptur eines deutschen Künstlers
wegen einer möglichen Verletzung von Gefühlen muslimischer Betrachter vom
Markusplatz verbannt. Gregor Schneider fertigte im Rahmen der am Sonntag
eröffneten Biennale einen 15 Meter hohen Kubus aus Metall, der von einer
schwarzen Stoffbahn bedeckt war und stark an die Kaaba in Mekka erinnerte.
Schneider sagte, das Kunstwerk hätte nach seiner Ansicht wunderbar auf
den Markusplatz gepasst, weil dort von der arabischen Welt beeinflusste
Gebäude auf europäische Bauten träfen. Er habe sein Projekt nicht als
Provokation gesehen, sondern als Weg, eine tiefe Verbindung zwischen
diesen Kulturen zu zeigen. Sein Werk unterscheide sich in Abmessungen,
Funktion und Materialien von der Kaaba. Es handle sich um einen Kubus,
eine Grundform moderner westlicher Kunst. Alessandra Santerini, Pressesprecherin der Biennale, sagte, die
Behörden hätten das Aufstellen des Kunstwerks aus ästhetischen und
Sicherheitsgründen verboten: "Sie hatten Angst, dass es die Sicht auf
einen Teil des Platzes versperren würde, aber sie befürchteten auch, dass
es die religiösen Gefühle der islamischen Gemeinde verletzen könnte." Sprecher der venezianischen Kunstbehörde sagten, es habe die Sorge
bestanden, dass sich Muslime von dem Werk provoziert fühlen könnten und
für die Stadt damit die Gefahr von Terroranschlägen gewachsen wäre.
Santerini zufolge bemühten sich Schneider und die Verantwortlichen der
Biennale um einen anderen Ausstellungsort für das Werk, etwa auf einem
Ponton in der Lagune. Die Erlaubnis sei jedoch nicht erteilt worden. |