Kultur

Gunst- statt Kunstförderung

14.02.2007 | SN
HERBERT GIESE

Letzte Woche waren sie wieder voll, die heimischen Gazetten, mit den Klage- und Betteltänzen der beamteten oder sondervertragten Gralshüter der Kunst, unseren Museumsdirektoren, die da allesamt - die Gunst der Stunde witternd - der neuen Ministerin so einiges an Geldwünschen auszurichten hatten. Man ist versucht, sich vor dieselbige zu stellen und "Obacht!" zu rufen und "Nix da!". Denn irgendetwas stimmt da nicht mehr. Irgendwie werden uns da diverseste X für immer das gleiche U verkauft, sind Eitel- wie Unlauterkeit stärkere Triebfedern als die vorgetäuschte, ach so große Sorge um die Zukunft von Kunst und Kultur.

Denn eines sollte wohl allen klar sein: Kunst passiert nicht im Museum, dort wird sie bestenfalls irgendwann einmal landen. Kunst passiert in den Köpfen der Künstler und in den Ateliers und manchmal auch in einer Ausstellungshalle. Und - Kunst passiert nicht, indem man ein Museum subventioniert. Kunst kann passieren, wenn man Rahmenbedingungen schafft, Bedürfnisse weckt, Aufträge erteilt, einen Markt schafft (durch steuerliche Anreize etwa). Und noch eines - Kunst wird nicht mehr, wenn man mehr Quadratmeter Ausstellungsfläche hat.

Wenn die Herrschaften, denen die heimische zeitgenössische Kunst so sehr am Herzen liegt, ein wenig ehrlicher wären zu sich wie zu uns, würden sie ihre Museumsjobs aufgeben und neue Ausstellungshallen schaffen. Dort gehört sie nämlich hin, die zeitgenössische Kunst: beweglich, schnell, reagierend, ausprobieren könnend, verwerfend oder weiterführend, visionär jedenfalls und kritisch, um neue Ästhetik(en) bemüht. Das nötige Geld sollten sie sich in Industrie und Wirtschaft beschaffen, die dafür weniger Steuern zahlen müssten.

Die öffentliche Hand jedenfalls sollte sich aus diesem Geschäft zurückziehen und die vorhandenen Mittel den Museen und der richtigen Museumsarbeit zukommen lassen. Die könnten sich dann um die Vielfalt von Kunst und Kultur kümmern und die immer lächerlicher werdende "Blockbusterei" bleiben lassen, diese schwachsinnige Quotenjagd, die getragen ist vom Irrglauben, dass Kulturniveau und Ticketverkauf direkt proportional sind. Die Politik freilich muss da mitspielen. Sonst wird sich gar nichts ändern und die heimischen Kultur-Condottieri, diese selbst ernannten Oligarchen in Sachen Kunst, werden uns weiterhin mit ihrer Selbstdarstellung quälen.E-mail: hg@gieseundschweiger.at

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