Bregenz
(VN-ag) Die Hunde, Menschen und Gegenstände, die
früher die Bilder von Albert Merz bevölkerten, haben einer
abstrakteren Bildsprache Platz gemacht. Mit Arbeiten aus den letzten
Jahren wird heute in der Bregenzer Galerie Art House eine
Ausstellung des aus der Schweiz stammenden, in Berlin lebenden
Malers eröffnet.
Albert Merz bezeichnet sich als einen Spätzünder, was
seine Entscheidung für die Kunst anbelangt. Geboren 1942 im
innerschweizerischen Unterageri, sieht er sich nach Abschluss der
Kunstgewerbeschule Luzern (1975) zunächst als Lehrer und nicht als
Künstler. Als sich das Verlangen einstellt, selbst zu zeichnen und
zu malen, fehlt ihm in der Schweiz bald die Auseinandersetzung - die
Häuser auf seinen Bildern brennen und die Berge verwandeln sich in
Vulkane.
Neubeginn in Berlin
Die ursprünglich nur als Zwischenhalt gedachte Großstadt
Berlin, die totale Freiheit, die er vorfindet, fasziniert den
Künstler dermaßen, dass er sich 1980 dort niederlässt. Die
Auseinandersetzung mit dem Phänomen Stadt, die Positionierung in
einem Umfeld, das zu der Zeit von den "Neuen Wilden" geprägt ist,
bedeutet Herausforderung und Neubeginn für Albert Merz zugleich. Mit
der Erstarrung der Formen, die das Werk des Zeichners und Malers
geprägt haben, geht ein gewisser Neuanfang einher.
Getragen von größeren Formaten und einem Auffrischen der Farben
verschwinden die Figuren, Hunde und Gegenstände aus den Bildflächen.
Sie verwandeln sich in Zeichen und machen den Themen Platz, die den
Künstler Albert Merz auch in seinen aktuellen Arbeiten noch
beschäftigen, wo es immer wieder um Entsprechungen und um
Gegensätze, um Natur und Künstlichkeit, um Gewachsenes und
Konstruiertes geht. Vor einem monochromen, satt colorierten
Bildgrund, der die Details zusammenhält, erheben sich Motive, die -
ohne zu stereotypen Chiffren zu geraten - in ihrer beschränkten
Vielfalt und ihrer häufigen Wiederkehr eine Art Merz'sches
Grundvokabular bilden. Aus ihm konstituieren sich, in wechselnde
Beziehungen gesetzt und in Variation und Abweichung, immer wieder
neue Bilder.
Gefäße, Trichter, Berge, Baumstämme, Räder, Treppen, Leitern,
Gitter, Wege mit knotenartigen Verdickungen, Rohren, Prismen,
Quader, Balken, aber auch amorphe und organische Gebilde zählen über
die Jahre zum festen Repertoire von Merz.
Chaos und Ordnung
In der Kombination von Grafischem und Malerischem, in
der Verwendung unterschiedlicher Techniken, legen die oft spröde und
kühl wirkenden Bilder ihren schichtweisen Entstehungsprozess offen.
Als einen, seinen, Versuch, Ordnung in das Chaos zu bringen, sieht
Merz seine Arbeit. Eigenständig einerseits, mit den Erlebnissen und
Erfahrungen dieser Welt verknüpft andererseits, sind es Bilder, die
für nichts anderes stehen, als sich selbst. "Die Grenzen sichtbar
machen, um sie zu überwinden, die Fremdheit aushalten, um erkennen
zu können, das Unerreichbare aus dem Erreichbaren zu gewinnen: an
diesem alchimistischen Experiment arbeitet Albert Merz. Seine
Forschungsberichte sind die zeichenstarken Bilder, die durch das
Erreichte das Unerreichte zeigen, das nicht Darstellbare im
Dargestellten - das Sein, nichts weniger" (Urs Bugmann).
Albert Merz: "Simultanbewegung", 1998. (Foto:
Galerie House)
Die Eröffnung der Ausstellung "Albert Merz -
Zwischenhalt" findet heute, 20 Uhr, im Art House in Bregenz statt.
Sie ist bis 11.August geöffnet, Montag bis Freitag, 14 bis 18,
Samstag, 10 bis 12 Uhr: www.arthouse.at