VN Fr, 13.7.2001

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Entsprechungen und Gegensätze

Albert Merz mit neuen Arbeiten im Art House in Bregenz: Eröffnung heute Abend

Bregenz (VN-ag) Die Hunde, Menschen und Gegenstände, die früher die Bilder von Albert Merz bevölkerten, haben einer abstrakteren Bildsprache Platz gemacht. Mit Arbeiten aus den letzten Jahren wird heute in der Bregenzer Galerie Art House eine Ausstellung des aus der Schweiz stammenden, in Berlin lebenden Malers eröffnet.

Albert Merz bezeichnet sich als einen Spätzünder, was seine Entscheidung für die Kunst anbelangt. Geboren 1942 im innerschweizerischen Unterageri, sieht er sich nach Abschluss der Kunstgewerbeschule Luzern (1975) zunächst als Lehrer und nicht als Künstler. Als sich das Verlangen einstellt, selbst zu zeichnen und zu malen, fehlt ihm in der Schweiz bald die Auseinandersetzung - die Häuser auf seinen Bildern brennen und die Berge verwandeln sich in Vulkane.

Neubeginn in Berlin

Die ursprünglich nur als Zwischenhalt gedachte Großstadt Berlin, die totale Freiheit, die er vorfindet, fasziniert den Künstler dermaßen, dass er sich 1980 dort niederlässt. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Stadt, die Positionierung in einem Umfeld, das zu der Zeit von den "Neuen Wilden" geprägt ist, bedeutet Herausforderung und Neubeginn für Albert Merz zugleich. Mit der Erstarrung der Formen, die das Werk des Zeichners und Malers geprägt haben, geht ein gewisser Neuanfang einher.

Getragen von größeren Formaten und einem Auffrischen der Farben verschwinden die Figuren, Hunde und Gegenstände aus den Bildflächen. Sie verwandeln sich in Zeichen und machen den Themen Platz, die den Künstler Albert Merz auch in seinen aktuellen Arbeiten noch beschäftigen, wo es immer wieder um Entsprechungen und um Gegensätze, um Natur und Künstlichkeit, um Gewachsenes und Konstruiertes geht. Vor einem monochromen, satt colorierten Bildgrund, der die Details zusammenhält, erheben sich Motive, die - ohne zu stereotypen Chiffren zu geraten - in ihrer beschränkten Vielfalt und ihrer häufigen Wiederkehr eine Art Merz'sches Grundvokabular bilden. Aus ihm konstituieren sich, in wechselnde Beziehungen gesetzt und in Variation und Abweichung, immer wieder neue Bilder.

Gefäße, Trichter, Berge, Baumstämme, Räder, Treppen, Leitern, Gitter, Wege mit knotenartigen Verdickungen, Rohren, Prismen, Quader, Balken, aber auch amorphe und organische Gebilde zählen über die Jahre zum festen Repertoire von Merz.

Chaos und Ordnung

In der Kombination von Grafischem und Malerischem, in der Verwendung unterschiedlicher Techniken, legen die oft spröde und kühl wirkenden Bilder ihren schichtweisen Entstehungsprozess offen. Als einen, seinen, Versuch, Ordnung in das Chaos zu bringen, sieht Merz seine Arbeit. Eigenständig einerseits, mit den Erlebnissen und Erfahrungen dieser Welt verknüpft andererseits, sind es Bilder, die für nichts anderes stehen, als sich selbst. "Die Grenzen sichtbar machen, um sie zu überwinden, die Fremdheit aushalten, um erkennen zu können, das Unerreichbare aus dem Erreichbaren zu gewinnen: an diesem alchimistischen Experiment arbeitet Albert Merz. Seine Forschungsberichte sind die zeichenstarken Bilder, die durch das Erreichte das Unerreichte zeigen, das nicht Darstellbare im Dargestellten - das Sein, nichts weniger" (Urs Bugmann).

Albert Merz: "Simultanbewegung", 1998. (Foto: Galerie House)

Die Eröffnung der Ausstellung "Albert Merz - Zwischenhalt" findet heute, 20 Uhr, im Art House in Bregenz statt. Sie ist bis 11.August geöffnet, Montag bis Freitag, 14 bis 18, Samstag, 10 bis 12 Uhr: www.arthouse.at




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