VN Mo, 6.5.2002

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Die Welt ist Bühne, die Kunst auch

Alles nur Theater in der aktuellen Ausstellung im Bregenzer Künstlerhaus?

Bregenz (VN-ag) Die Katze ist aus dem Sack, explodiert ist aber keine Bombe, sondern es ist höchstens eine Seifenblase geplatzt. Ist die Ausstellung "The Globe" im Bregenzer Künstlerhaus (wir berichteten) nur Theater und Inszenierung? Nicht ganz, wenn man einem Interview mit "Globe"-Kurator Philipp Preuss trauen darf.

"VN": Ist die Ausstellung im Künstlerhaus nur ein Fake?

Preuss: Das kann man so nicht sagen.

"VN": Was ist also echt und was nicht ?

Preuss: Es gibt die Werke und dahinter stehen Künstler bzw. Künstlerfiguren. Es geht um eine Symbiose von bildender und darstellender Kunst und um die Kriterien, wie eine Auswahl zustande kommt. Es geht nicht darum, was echt ist oder ob es die Künstler gibt. Ohne Künstlernamen gibt es das Werk nicht, aber ich thematisiere die Frage: Wieso geht man in eine Galerie, nach welchen Kriterien bewertet man die Künstler, welche Rolle spielt hier eine Biografie? Da ist es z. B. schon witzig wenn Leute in die Ausstellung im Künstlerhaus kommen und sagen sie hätten Lena Rost zuletzt in Amsterdam gesehen. Oder wenn man sich die aktuellen Ausstellungsplakate anschaut, wo der Name genannt wird, ein Sternchen mit dem Jahrgang und dann die Nationalität. Das ist doch auch eine Werbesprache.

"VN": Im bemerkte schon kurz vor der Eröffnung der Ausstellung: "Was, wenn das ganze Theater wirklich nur Theater und Illusion und inszeniert ist, und die Werke stammten von einem einzigen Künstler, während die anderen Beteiligten als Schauspieler ihre Rollen spielen? Auch damit könnte man leben" - Wer soll sich jetzt verarscht vorkommen?

Preuss: Eine Verarschung war nie das Ziel, mein Ausgangspunkt war die Überlegung, wie kann man Theater und bildende Kunst zusammenbringen, dass dabei etwas Neues entsteht. Natürlich wäre auch der Monolog eines Schauspielers im Museum eine Möglichkeit gewesen, oder ein Theaterstück wie "Kunst", wo es um ein abstraktes weißes Bild geht, dieses aber nur Requisit ist - mir ging es um eine Symbiose. Die Werke stammen von Theaterleuten undSchauspielern, von Künstlern die es gibt, und von solchen, die ich erfunden habe.

"VN": Wusste man im Künstlerhaus Bescheid?

Preuss: Ja, es ist eigentlich eine Einzelausstellung von Wilhelm Meusburger. (lacht).

"VN": Sie lüften Ihre Karten nicht, aber dann spielt es letztlich für Besucher und Kritiker keine Rolle ob Schauspieler oder Künstler, und überhaupt sind Schauspieler nicht auch Künstler?

Preuss: Ja, das ist genau der Punkt. Es ist nicht wichtig, wer was gemacht hat. Für den Markt und das Kapitalsystem mag es bedeutend sein, ob Van Gogh drauf steht oder nicht. Ansonsten geht es um die Stärke eines Werk, das für sich stehen kann.

"VN": Das Werk steht für sich - ist das Ihre Botschaft?

Preuss: Nein - es ist eher wie im Theater, wo der Blick - im Gegensatz zum gesteuerten Blick des Films - offen bleibt. Und es geht um das Verwischen der Grenzen zwischen Realität und Inszenierung, die nicht mehr zu trennen sind. Nur ein Fake zu produzieren, genügt mir nicht, es soll etwas Neues daraus entstehen.

"VN": Bleibt zum Schluss eigentlich nur eine Frage: Wer ist Philipp Preuss und gibt es ihn wirklich?

Philipp Preuss: Gibt es ihn wirklich? (Foto: Hofmeister)




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