Bregenz
(VN-ag) Die Katze ist aus dem Sack, explodiert ist
aber keine Bombe, sondern es ist höchstens eine Seifenblase
geplatzt. Ist die Ausstellung "The Globe" im Bregenzer Künstlerhaus
(wir berichteten) nur Theater und Inszenierung? Nicht ganz, wenn man
einem Interview mit "Globe"-Kurator Philipp Preuss trauen darf.
"VN": Ist die Ausstellung im Künstlerhaus
nur ein Fake?
Preuss: Das kann man so nicht sagen.
"VN": Was ist also echt und was nicht ?
Preuss: Es gibt die Werke und dahinter stehen
Künstler bzw. Künstlerfiguren. Es geht um eine Symbiose von
bildender und darstellender Kunst und um die Kriterien, wie eine
Auswahl zustande kommt. Es geht nicht darum, was echt ist oder ob es
die Künstler gibt. Ohne Künstlernamen gibt es das Werk nicht, aber
ich thematisiere die Frage: Wieso geht man in eine Galerie, nach
welchen Kriterien bewertet man die Künstler, welche Rolle spielt
hier eine Biografie? Da ist es z. B. schon witzig wenn Leute in die
Ausstellung im Künstlerhaus kommen und sagen sie hätten Lena Rost
zuletzt in Amsterdam gesehen. Oder wenn man sich die aktuellen
Ausstellungsplakate anschaut, wo der Name genannt wird, ein
Sternchen mit dem Jahrgang und dann die Nationalität. Das ist doch
auch eine Werbesprache.
"VN": Im bemerkte schon kurz vor der Eröffnung der
Ausstellung: "Was, wenn das ganze Theater wirklich nur Theater und
Illusion und inszeniert ist, und die Werke stammten von einem
einzigen Künstler, während die anderen Beteiligten als Schauspieler
ihre Rollen spielen? Auch damit könnte man leben" - Wer soll sich
jetzt verarscht vorkommen?
Preuss: Eine Verarschung war nie das Ziel, mein
Ausgangspunkt war die Überlegung, wie kann man Theater und bildende
Kunst zusammenbringen, dass dabei etwas Neues entsteht. Natürlich
wäre auch der Monolog eines Schauspielers im Museum eine Möglichkeit
gewesen, oder ein Theaterstück wie "Kunst", wo es um ein abstraktes
weißes Bild geht, dieses aber nur Requisit ist - mir ging es um eine
Symbiose. Die Werke stammen von Theaterleuten undSchauspielern, von
Künstlern die es gibt, und von solchen, die ich erfunden habe.
"VN": Wusste man im Künstlerhaus Bescheid?
Preuss: Ja, es ist eigentlich eine
Einzelausstellung von Wilhelm Meusburger. (lacht).
"VN": Sie lüften Ihre Karten nicht, aber dann spielt
es letztlich für Besucher und Kritiker keine Rolle ob Schauspieler
oder Künstler, und überhaupt sind Schauspieler nicht auch Künstler?
Preuss: Ja, das ist genau der Punkt. Es ist nicht
wichtig, wer was gemacht hat. Für den Markt und das Kapitalsystem
mag es bedeutend sein, ob Van Gogh drauf steht oder nicht. Ansonsten
geht es um die Stärke eines Werk, das für sich stehen kann.
"VN": Das Werk steht für sich - ist das Ihre
Botschaft?
Preuss: Nein - es ist eher wie im Theater, wo der
Blick - im Gegensatz zum gesteuerten Blick des Films - offen bleibt.
Und es geht um das Verwischen der Grenzen zwischen Realität und
Inszenierung, die nicht mehr zu trennen sind. Nur ein Fake zu
produzieren, genügt mir nicht, es soll etwas Neues daraus entstehen.
"VN": Bleibt zum Schluss eigentlich nur eine Frage:
Wer ist Philipp Preuss und gibt es ihn wirklich?
Philipp Preuss: Gibt es ihn wirklich? (Foto:
Hofmeister)