VN Do, 10.4.2003

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3500 Leuchten, um zu erkennen

In Bregenz wird die Arbeit von Gerhard Merz aufgebaut: Zumtobel Staff beteiligt

Bregenz (VN-cd) Lichtleisten, bestehend aus 3500 Leuchtröhren, verleihen den Räumen im Kunsthaus Bregenz nun größtmögliche Klarheit. Anbringen ließ sie der deutsche Künstler Gerhard Merz. Zusammengearbeitet hat er mit der Vorarlberger Firma Zumtobel Staff.

Es gehört zum Prinzip des Malers, Architekten und lehrenden Gerhard Merz (geb. 1947), der davon ausgeht, dass die Moderne mit den Mitteln der Architektur fortgeführt werden kann, Produkte zu verwenden, die industriell gefertigt werden. Für Zumtobel Staff waren andere Projekte (etwa jene von Keith Sonnier) die größere technische Herausforderung, die Zusammenarbeit mit Gerhard Merz - die etwa auch schon beim Pavillon für die Expo in Hannover erfolgte - lernte man, so Herbert Resch, jedoch enorm zu schätzen. "Gerade dieser Wille zur Reduktion hat uns die Augen geöffnet. Ich denke, dass wir ihm in seiner Radikalität gedanklich auch folgen können."

Kunsthäuser werden

nicht bestehen

Dazu zählt etwa auch Gerhard Merz' Absage an Kunsthäuser und Museen. Sie werden letztlich nicht bestehen, hält er wie in einem unverrückbaren Statement bar offensichtlicher Provokationsabsichten fest. Denn, es gehe nicht an, so Merz, dass der Künstler Bittsteller bleibt. In seiner Radikalität propagiert er den Rückzug ins Studiolo, dem in der Renaissance entstandenen Studierzimmer.

Merz, der auf die Frage, für wen der Künstler dann arbeitet, zitiert, damit er selbst ein Bild anzusehen oder einen Text zu lesen hat, erinnert bei der kurzen Begegnung während des Aufbaues der Ausstellung im Bregenzer Kunsthaus an jene Künstler, die sich vor Marktmechanismen dadurch schützen, dass nur Kenner in Erfahrung bringen können, wo sie denn auftreten.

Der Aristokrat als Künstlertypus kommt auch bei Merz ins Gespräch, allerdings keineswegs aus einer Position der Abgehobenheit heraus, sondern aufgrund der Ablehnung von jeglichem Altruismus.

So steht im Zentrum der Ausstellung der industriell nüchterne Raum mit großen Glasbildern. Rationale Nüchternheit, die in ihrer Leere nur eines bezwecken soll, nämlich Erkennen. Darunter

das Erkennen der Konkretheit des Materials und dessen, was vernünftig ist.

Die Ausstellung mit Arbeiten von Gerhard Merz im Bregenzer Kunsthaus wird am 11. April, 19 Uhr, eröffnet. Sie ist bis 22. Juni zu besichtigen. Internet: www.kunsthaus-bregenz.at

STICHWORT

Das Studiolo

. . . entstand als Raumtyp eines kleinen privaten Studierzimmers um 1450, im Zusammenhang mit dem Bedürfnis nach humanistischer Gelehrsamkeit, als Raum, in dem die Fürsten sich ihren Studien widmen konnten.

Formale Klarheit: Pavillon von Gerhard Merz für die Expo in Hannover, mit dem er sich auf ein Schlüsselwerk der Moderne vom Architekten Mies van der Rohe bezieht. (Foto: VN/Dietrich)

Ich lehne jeglichen Altruismus ab. Es geht nicht an, dass der Künstler Bittsteller bleibt.

GERHARD MERZ

Gerhard Merz im Kunsthaus: Erkennen als Prinzip. (Foto: VN/HB)




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