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kunstraum
Die Weintraube soll schon in der Antike als Symbol der
unvergänglichen Lebenskraft gegolten haben. Als jenes Element, das sich
zum Geistigen wandelt. Süße Trauben, die man im Traum genießt, bedeuten
zärtliche Stunden im Wachleben. Saure dagegen versinnbildlichen die
Eifersucht. So weit so gut. Hubert Schmalix, in den 80er Jahren
Schlüsselfigur der Österreichvariante der "Neuen Wilden", hängt sie
großformatig an die Wand: "Reife Trauben", in Serie, zu Preisen von 17.000
bis 22.000 Euro. Gewohnt Schmalix werden auch in diesem jüngsten
Bilderzyklus große Meister der Avantgarde auf ihre Brauchbarkeit hin
befragt, motivisch alle klassischen Genres durchgespielt: Porträts,
Landschaften, Stillleben. Mal emotional aufgeladen, farblich explosiv und
ganz dem Titel der Schau - "Grandes Pasiones" - entsprechend, dann wieder
gedämpft, kühl, fast archaisch. Schmalix zieht auch hier wieder alle
Register und zeigt: Malerei aus Leidenschaft und kunsthistorische Analyse
schließen einander noch lange nicht aus. (Bis 20. 9., Hans Sachsgasse
1/1, Graz)
GALERIE KUNST & HANDEL: BUNT
Otto Mühl: In den 60ern Wiener Aktionismus-Künstler. In
den 70ern, 80ern Inspirator des Gruppenlebens-Experiments AAO
(Aktions-Analytische Organisation). Wegen Unzucht mit einer Minderjährigen
sieben Jahre Gefängnis in den 90ern. Seit Dezember 1997 wieder frei. Otto
Mühl, ein abtrünniger Schamane? Ein Reiseführer Richtung Utopie? Oder
öffentlicher Feind? Was vor wenigen Jahren für Aufregung sorgte, ist auf
dem Kunstmarkt heute offensichtlich Schnee von gestern. Was bleibt, ist
Kunstschaffen. Und das soll zur Investition anregen: Van Gogh, Prinz
Charles, Michail Gorbatschow, Bruno Kreisky, Yasser Arafat, François
Mitterand und Fidel Castro hat Mühl zum Meeting in die Galerie berufen.
Als Siebdruck-Unikate zu je 1600 Euro. Poppig bunt, dekorativ und
ironisch. Neben einer Anzahl von ebenfalls in den 80ern entstandenen
Porträts, Landschaften und Akten (Mischtechniken, Zeichnungen, Aquarelle)
auch zwei Mal Großformat in Acryl auf Leinwand: der "Van Gogh Zyklus" (à
22.000 Euro). Vom Aufbäumen gegen bürgerliche Scham- und Ekelgrenzen -
keine Spur. (Bis 13. 9., Einspinnergasse 2, Graz)
GALERIE GLACIS: GLOBETROTTER
Australien, Brasilien, Indien, Indonesien sind nur einige
Ziele von Mario Dalpras ungestillter Reiselust. Die Werkschau zeigt die
Vielseitigkeit des Kosmopoliten, dessen Expeditionen sich in Malerei und
Skulpturen (1200-5800 Euro) widerspiegeln. Dalpra ist dabei so wenig
Reisekünstler, wie es Macke oder Klee gewesen sind. Figürliches bleibt
nicht immer als gestaltetes Ganzes zusammen. Oft fährt der Strich mit
Vehemenz an das andere Ende der Bildfläche. Figuratives wird mit Schrift
verbunden. Ritzen kennzeichnen die farbigen Bildflächen. Ein motivischer
Zusammenhalt ist hier nicht mehr garantiert. Spontane Formensprache à la
Art Brut mit einem Touch von Exotismus. (Bis 15. 9., Maiffredygasse
1, Graz) Manisha Jothady
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