Ein Museum für Himmel und Erde

5. Mai 2009 | 16:08 | | Hedwig Kainberger
Die Verwirklichung des Museumsleitplans ist auf gutem Weg. Landesausstellungen könnten wieder aufleben. Nächstes Datum: Am 26. Juni wird das neue Haus der Natur eröffnet. Die SN baten den für Museumspolitik zuständigen stellvertretenden Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) um ein Gespräch:
Hedwig Kainberger
In Salzburg hört der Innovationsschub für die Museen nicht auf. In keinem anderen Segment der Kulturpolitik zeichnen sich in der soeben begonnenen Legislaturperiode so drastische Änderungen ab wie für die Museen, obgleich mit dem Neubau des Museums der Moderne auf dem Mönchsberg und der Übersiedlung des Salzburg Museums in die Neue Residenz bereits zwei Jahrhundertprojekte realisiert sind.

SN: Wie realistisch ist Ihr Projekt, den Rundgang durch die Gebäude am Domplatz, wie sie Erzbischof Guidobald Thun hat bauen lassen, wieder zugänglich zu machen?

Haslauer: Das ist mein museales Kernprojekt für diese Legislaturperiode. Wenn das fertig ist, können wir in Salzburg etwas präsentieren, was in Europa einmalig ist an Faszination und an Schönheit.

Unter dem Titel „Himmel und Erde in einer Hand“ soll die innere Einheit von Dom- und Residenzbezirk wieder hergestellt werden. Wir wollen die Verbindung von Alter Residenz über die nördlichen Dombögen zu den Oratorien des Domes, durch das Dommuseum weiter über die südlichen Dombögen, den Langen Gang, Wallistrakt, Oratorien Franziskanerkirche und retour in die Residenz für Museumsbesucher zugänglich machen.

SN: Was sind die Fortschritte?

Haslauer: Der erste Schritt gelang im Juli 2007 mit dem Durchbruch von der Residenzgalerie auf die Terrasse der nördlichen Dombögen, die nun begehbar ist. Als nächstes werden wir im Domturm eine Treppe einbauen, voraussichtlich werden wir heuer im Herbst damit beginnen.

Der Lange Gang ist eigentlich fertig restauriert, er entfaltet sich jetzt in seiner ganzen Pracht. Dort wird das Stift St. Peter seine Kunstgegenstände präsentieren.

Mit der Universität besprechen wir, wann wir mit dem Umbau im Wallistrakt beginnen können.

SN: Warum dauert die Wiederherstellung des Rundgangs so lange?

Haslauer: Wir haben mehrere Eigentümer und Nutzer, die ihre Selbstständigkeit behalten. Neben einzelnen Umbauten müssen wir Fragen wie Fluchtwege, Klimatisierung und Heizung in den Oratorien des Domes, Rücksichtnahme auf Gottesdienste in Dom und Franziskanerkirche sowie gegenseitiges Anerkennen von Eintrittskarten und gemeinsames Ticketing klären.

Ursprünglich habe ich gedacht, die Umsetzung des Rundgangs um den Domplatz wird zehn Jahre dauern. Jetzt zeichnet sich ab, dass wir früher fertig sein werden.

SN: Wann wird das sein?

Haslauer: Der Lange Gang könnte heuer im Sommer oder im Herbst – das entscheidet St. Peter – für Publikum geöffnet und über das Dommuseum zugänglich werden. Die Treppe im Domturm könnte im Frühjahr 2010 begehbar sein. Der ganze Rundgang durch Residenz, Dom, Stift St. Peter und Franziskanerkirche wird voraussichtlich 2011 offen sein.

SN: Wäre mit dem Rundgang die Neuordnung in Dom- und Residenzbezirk abgeschlossen?

Haslauer: Nein. Zum einen wird die romanische Domkrypta heuer geöffnet, Stadt, Land, Bund und Diözese finanzieren die Sanierung und den Bau des Durchgangs über die jetzige Krypta (rund 500.000 Euro, Anm.). Die Salzburg Foundation ermöglicht die Lichtinstallation des französischen Künstlers Christian Boltanski.

Zum anderen gibt es Pläne, in den Kellergewölben der Alten Residenz die archäologischen Schätze des Salzburg Museums zu präsentieren und eine Verbindung zum Domgrabungsmuseum herzustellen und dieses zu sanieren.

SN: Wann wird das realisiert?

Haslauer: Das ist vor allem eine Frage der Finanzierung. Wir haben ein erstes Angebot, aber das ist zu teuer. Daher wird jetzt umgeplant. 2012 wäre ein gutes Datum für dieses Projekt.

SN: Auch die Kunst der Gotik aus dem Salzburg Museum liegt derzeit in Depots. Bleibt es bei den Plänen, diese auf der Festung auszustellen?

Haslauer: Prinzipiell ja, aber die Prunkräume werden derzeit für Konzerte genützt, auch das Rainer-Museum hat Anspruch auf die derzeit von ihm genützten Räume. Die Gespräche sind festgefahren.

SN: Welche Pläne hegen Sie für das Barockmuseum?

Haslauer: Ein Thema in unserem Museumsleitplan ist „Barocke Lust“. Da stehen Mirabellgarten und Barockmuseum im Mittelpunkt. Ich möchte gerne in dieser Legislaturperiode mit der Stadt Salzburg einen Neustart des Barockmuseums umsetzen. Die Idee ist, vom Barockmuseum aus dem prächtigen barocken Garten mit seiner wunderbaren Blickachse zur Altstadt neu zu inszenieren. Dafür sollte das Barockmuseum baulich saniert und die Orangerie als ein Besucherzentrum für den Garten gestaltet werden. Auch das ist vor allem eine Frage des Budgets. Vor 2011 sehe ich das nicht.

SN: Was wird mit dem Keltenmuseum in Hallein?

Haslauer: Direktor Zeller ist leider verstorben und hinterlässt eine große Lücke. Ich werde noch heuer mit dem Halleiner Bürgermeister einen neuen Museumsdirektor suchen. Schon zu Lebzeiten Zellers haben wir beschlossen, das obere Stockwerk des Keltenmuseums auszubauen. Das ist budgetiert, das wird umgesetzt. Das Keltenmuseum wird also erweitert. Dann gibt es die Idee eines Großprojekts: allenfalls eine Landesausstellung über Kelten in Süd- und Osteuropa.

SN: Wird Salzburg wieder Landesausstellungen machen?

Haslauer: Wir hatten bereits erfolgreiche Landesausstellungen, ich denke an „Protestanten“, „Bajuwaren“ oder „St. Peter“. Nach dem Desaster mit „Der Berg ruft“ in Altenmarkt (2001, Anm.) hat die Landesregierung beschlossen, keine Landesausstellungen mehr zu machen. Das halte ich für falsch. Einen Neuanfang haben wir geschafft, da wir uns im Vorjahr an die oberösterreichische Landesausstellung „Salzkammergut“ mit Strobl und St. Gilgen andocken konnten. Nun haben wir uns in den Koalitionsverhandlungen darauf verständigt, wieder mit Landesausstellungen zu beginnen.

SN: Welche Themen zeichnen sich da ab?

Haslauer: Für ein Thema ist mir schon die Zeit davon gelaufen, das wäre „Bayern und Franzosen in Salzburg 1809“ gewesen. Ein anderes Thema könnte „Salzach“ sein, und, wie erwähnt, denken wir an ein Keltenprojekt. Ich werde ein Team zusammenstellen, das Themen sammelt, dann werden wir die ersten fixieren.

SN: Das Museum der Moderne, dessen Neubau auf dem Mönchsberg 2004 eröffnet worden ist, hat schon wieder Baubedarf. Was zeichnet sich ab?

Haslauer: Erstens soll auf dem Berg ein Depot gebaut werden, dafür gibt es zwei Varianten. Budgetiert ist es, aber es wird dauern, bis wir durch das Flächenwidmungsgetriebe der Stadt sind. Vermutlich wird nächstes Jahr zu bauen begonnen.

Zweitens der Wasserturm: Da hat sich ein Sponsor zurückgenommen, die Stadt macht Auflagen, daher ist der Turm ungenützt, das ist ein Jammer. Mein Ziel: Der Turm wird von der Stadt auf das Land übertragen, wir machen ein Nutzungskonzept, stellen die Finanzierung auf und setzen das um.

SN: Was ist mit der Zufahrt über die Monikapforte? Seit 2001 steht da eine als Provisorium gebaute Behelfsbrücke.

Haslauer: Da wird eine neue Brücke gebaut, so wie „Halle 1“ es geplant haben. Der Landeskonservator ist zwar immer noch skeptisch, aber ich bin zuversichtlich. Der Gegenvorschlag, einen Tunnel durch die Bastei zu schlagen, wird sich nicht durchsetzen.

SN: Auch das Rupertinum wird umgebaut.

Haslauer: Ja, der oberste Stock wird zu Büros.

SN: Ist das nicht sonderbar?

Haslauer: Das war auch meine Frage im der Aufsichtsratssitzung. Aber Direktor Stooss hat uns ausführlich erklärt, diese Ausstellungsfläche sei nicht erforderlich.

SN: Was steht sonst noch an?

Haslauer: Wir haben im Regierungsprogramm vereinbart, ab 2010 eine Woche lang kostenlosen Eintritt in alle Museen zu bieten. Der Eintritt für Jugendliche wird generell frei sein.

Und: Am 26. Juni wird das neue Haus der Natur eröffnet – ein Quantensprung.

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