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29. September 2008
14:03 MESZ

Wagner:Werk Postsparkasse
29. 09. bis 25.10

 

Original/Prototyp des Plastic Chair von Charles und Ray Eames (1950).


Design: Experimentelles Sitzen
Bis 25.10.: Die Sitzmöbel des Ehepaars Charles und Ray Eames erzählen Geschichten des Experimentierens im Wagner:Werk - Mit Video

Wien (APA) -  Seit über 50 Jahren sind die Sitzmöbel des amerikanischen Designer-Ehepaares Eames nun beim Hersteller Vitra in Produktion. Das Wiener Wagner:Werk, die große Kassenhalle der Wiener Postsparkasse zeigt bis zum 25. Oktober die wichtigsten Produktserien und ihre Prototypen, Fotos und Filme von Charles und Ray Eames ausgestellt. "Wir wollen hier den Lernprozess ihres Schaffens zeigen, die Geschichten, die in diese Möbel eingeschrieben sind", erzählte Charles' Enkel Eames Demetrios bei der heutigen Presseführung.

Geschichte des Experimentierens

Es sind Geschichten des Experimentierens. Mit Material und Form, mit Funktion und Zeitgeist. Im Zuge ihrer Studien mit Schichtholz entwarfen sie auch 150.000 Beinschienen für die US Navy im zweiten Weltkrieg. Im Zuge ihrer Zusammenarbeit mit dem Regisseur Billy Wilder entstand die "Soft Pad Chaise" für sein Büro, eine Liege, "die man nicht verdächtigen konnte, eine Casting Couch zu sein", so Demetrios. Ihr "Tandem-Seating" und seine Nachmacher prägen bis heute das Bild zahlreicher Flughafen-Wartehallen. Bis zu sechs Jahre lang arbeiteten sie an einem einzigen Modell - in Relation zur Dauer der Produktion eine kurze Zeitspanne. "Sie wollten wirklich verstehen, was der Sessel sein wollte." Kompromisslos war auch ihr Einlassen auf das Material, das sie oft neu für den Möbelbau entdeckten. Stahldraht etwa, aus dem sie Gittersessel, aber auch ein "Hang-It-All" mit bunten Knöpfen für das Kinderzimmer schufen.

Schönheit des Gewöhnlichen

Neben Plastik, Aluminium, Fieberglas und Holz beschäftigten sich die Eames jedoch auch mit Fotografie und Film. Etwa hundert programmatische Kurzfilme, "Essays", wie Demetrios sie bezeichnete, sind erhalten. Und gar nicht leicht zu dechiffrieren. "Die ungewöhnliche Schönheit des Gewöhnlichen" solle etwa eine Aufnahme von Luftblasen illustrieren, eine durchsichtige Kindereisenbahn, die so ihre Beschaffenheit offenlegt, steht für den "ehrlichen Gebrauch des Materials". Was aussieht wie Holz, ist es auch, die schlichte Eleganz der Aluminiumgestelle speist sich aus nichts anderem. Der ledergepolsterte "Lounge Chair", eine "moderne Ausführung des englischen Clubsessels", ist tatsächlich so bequem, wie er aussieht. "Sie betrachteten sich, die Designer, als möglichst guten Gastgeber, der die Bedürfnisse seiner Gäste voraussieht." (APA)

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