Umfassendes Kelten-Bild | |
Die Frankfurter Ausstellung stellt die frühen keltischen
Großplastiken in ihren umfassenden kulturellen Kontext. |
Erstmals werden in der Schirn Kunsthalle
in Frankfurt keltische Großplastiken präsentiert. Die 40 Skulpturen aus
acht europäischen Ländern bieten in einer noch nie da gewesenen
Gesamtschau Einblicke in den Ahnenkult der frühen Kelten. Im Mittelpunkt der Ausstellung "Das Rätsel der Kelten vom Glauberg",
die vom 24. Mai bis zum 1. September gezeigt wird, stehen die vier
steinernen Fürsten vom Glauberg. Abbild des Toten
Der Grabungsleiter Fritz-Rudolf Hermann erklärt: "Diese Großplastik ist
bis heute das Detail-reichste Abbild eines frühkeltischen Fürsten des 5.
Jahrhunderts vor Christus. Sie stellt die Herrscherpersönlichkeit in
voller Rüstung und mit ihren Machtsymbolen dar." Kultisches Zentrum Der Fund der steinernen Fürsten war wissenschaftlich eine Sensation.
Luftaufnahmen hatten in unmittelbarer Nähe des keltischen Fürstensitzes
auf dem Glauberg einen Kreisgraben gezeigt. Das vermutete Fürstengrab
entpuppte sich jedoch als sakraler Bezirk. Mit einer geschätzten Fläche
von 1,5 Quadratkilometern zählt dieser zu den größten bekannten
frühkeltischen Heiligtümern in Zentraleuropa.
Von einem Kreisgraben umschlossen, bilden zwei keltische Fürstengräber
das Zentrum der Anlage. Die steinernen Abbilder der Fürsten waren
innerhalb des Tempelbezirkes deponiert worden. Eine zehn Meter breite
Straße führt zu dem sakralen Bezirk. "Vermutlich handelt es sich um ein
kultisches Zentrum für ein weites Umland, eine Stätte der Ahnenverehrung
ebenso wie vielleicht den Platz für Wettkämpfe und Festspiele", so
Herrmann. Riskante Bergung
Eine Grabung unter offenem Himmel war zu risikoreich. In einer so
genannten "Blockbergung" wurden die gesamten Grabkammern eingeschalt und
in das Restaurierungslabor nach Wiesbaden transportiert. Röntgen-Aufnahmen Die Röntgenaufnahmen zeigten den Archäologen, was sie erwartete: Grab 1
enthielt das Skelett eines 28- bis 32-jährigen Mannes, den Schwert und
Schild, Pfeile und Bogen als Krieger auswiesen. Sein goldener Halsring,
Ohrringe und Armringe aus Gold, bronzene Fibeln und Spangen zeichneten ihn
als Fürsten aus. Die bronzene Schnabelkanne war mit Honigwein gefüllt und sollte dem
Toten symbolisch als Wegzehrung dienen. Im zweiten Grab war über die Asche
des Toten dessen Schwert und Lanze sowie die mit Fibeln und Schnallen
besetzte Kleidung gelegt worden.
Feinarbeit im Labor Die Feinausgrabung im Labor sollte die Bauweise der Grabkammern klären.
Spuren von organischen Materialien wie Leder, Textilien oder Koralle
konnten im Labor optimal gesichert werden. Die in der Erde gefundenen
Pollen ermöglichten es, die Veränderungen der Vegetation im 5.
vorchristlichen Jahrhundert zu rekonstruieren. Europäische Zusammenschau Rätselhaft ist den Archäologen die Funktion der Skulpturen. Denn die
Oberflächenanalysen zeigen, dass sie nur Jahre oder Jahrzehnte der
Witterung ausgesetzt waren. Eine Beobachtung, die auch bei anderen
steinernen Fürstenporträts gemacht wurde. Musste das Abbild des Fürsten
seinem Nachfolger Platz machen? Dazu meint der Archäologe Otto-Hermann
Frey: "Sicher ist nur, dass die Statue unmittelbar zu der ganzen
Grabanlage gehört." Die Zusammenschau der frühen keltischen Großplastiken aus ganz Europa
zeigt noch mehr Parallelen. So verschieden die regionalen Trachten und
Rüstungsdetails sind: Die lebensgroßen Figuren nehmen alle die gleiche
Haltung ein. Sie stehen breitbeinig und in aufrechter Haltung, die Arme
vor Brust und Bauch gekreuzt. Objekte aus 60 Museen Mit insgesamt 900 Objekten aus 60 Museen der Welt wird in der Schirn
Kunsthalle in Frankfurt im Ausstellungsdesign von Hans Dieter Schaal ein
umfassendes Bild keltischer Kunst und Kultur präsentiert.
Tipp: Glaube - Mythos - Wirklichkeit - Das Rätsel der Kelten vom Glauberg, Ausstellung in der Frankfurter Kunsthalle Schirn, 24. Mai bis 1. September | ||||||||||