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vom 11.09.2007 - Seite 021
Schön und besser

Darf ich Ihnen Ihre Sammlung zeigen?" Das ist die auf persönliche Betroffenheit der steuerzahlenden Bevölkerung zielende Frage, mit der oberösterreichische Kunstschaffende in Hinkunft auf Achtbogenplakaten für die Sammlung des Linzer Kunstmuseums Lentos werben sollen.

Ohne jeden Zweifel hat dies das Lentos auch dringend nötig. Seine spiegelnde, allnächtlich farbig leuchtende Außenseite am Linzer Donauufer ist ein international bekanntes und begehrtes Fotomotiv. Sein Innenleben mit einer wahrhaft hochkarätigen Sammlung zwischen Klimt und Valie Export kann davon nicht einmal träumen.

Ob sich das mit dieser neuen Marketinglinie aber wirklich ändern wird? Keine Frage: Die Plakat-Aktion könnte in einem handlicheren Format bei Sammlern durchaus Kult-Charakter entwickeln. Und der Ansatz, das Innen nach außen zu stülpen, ist grundsätzlich auch richtig. Ob jedoch informativ dermaßen dicht bestückte Motive Vorbeieilende tatsächlich zum Lentos-Besuch animieren?

Und: Werden die möglicherweise doch Animierten dann auch die Hemm-Schwelle in Form des kaum erkennbaren Lentos-Eingangs und in Folge des gigantischen, fast leeren Entrèes überwinden? Ist es nicht höchste Eisenbahn, hier tatsächliche Bedürfnisse vor architektonische Vorgaben zu reihen?

Plakat-Aktion schön und gut, aber Bereinigung der Eingang-Misere schön und besser.

Sind die neuen Lentos-Plakate wirklich animierend?

E-Mail: i.gunnesch@nachrichten.at


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