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18.04.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung | ||
Kunstmesse: "Grillplätze" und ein "Geiler Gaul" in Brüssel | ||
VON ALMUTH SPIEGLER | ||
Die "artbrussels" versucht heuer mit einigen Neuerungen, ihr Image aufzubessern, man baut auf jüngere Galerien. | ||
Knapp eine Woche bevor in Wien die "viennAfair" startet,
begann Freitag in zwei Expo-Hallen neben dem halb renovierten Atomium die
bereits gut eingeführte Brüsseler Messe für zeitgenössische Kunst. Purer
Stress für die neun aus Österreich angereisten Galeristen. Doch der
lebhafte belgische Kunstmarkt mit seiner reichen Sammlerlandschaft lockt -
und Paris ist auch nicht weit. Somit ist die "artbrussels" mit ihren rund
30.000 Besuchern ein relativ sicheres Geschäft für die 130 Aussteller - 15
Prozent weniger als in den Jahren zuvor. Man will die Übersichtlichkeit
wahren, heißt es. Mit einigen Neuerungen wurde heuer versucht, das Image
der Messe, das im guten Mittelfeld liegt und sicher daran leidet, dass
drei der wichtigsten belgischen Galerien - Stella Lohaus, Zeno X und Jan
Mot - wieder nicht teilnehmen, aufzupolieren. Während sich einige dieser
Abtrünnigen gleich neben dem Musée des Beaux Arts - wo noch bis 15. Mai
mit "Visionäres Belgien" die letzte von Harald Szeemann kuratierte
Ausstellung läuft - in einer Passage präsentieren, hofft die Messe, mit
einem "First Call" bereits erfolgreiche jüngere Galerien zu holen. 14
haben sozusagen abgehoben, der günstigere Standpreis reizte etwa den
Frankfurter Michael Neff, der sein Schild auf "Last Call" verbessert hat
und eine von Mike Bouchet mit "Cola Lite" bemalte Leinwand nach der
anderen verkaufte (je 4000 $). Rund um diese "Grillplätze" (Neff) am Ende
der Halle 11 herrschte das meiste Treiben. Wovon auch die ebenfalls hier
platzierten "Young Galleries" profitierten, darunter die Wienerin Thersa
Hohenlohe, die Porträts von Maler Bertram Hasenauer verkaufen konnte.
Gemächlicher ging es im größeren Rest der Messe zu,
geprägt von einem ausgewogenen Verhältnis überwiegend gegenständlicher
Malerei und Fotografie. Video fand sich vor allem in den 21 kleinen
Sonderkojen mit Einzelpräsentationen, die auf Messen im Allgemeinen rar
sind. Eine Ausnahme bildete da die Antwerpener Galerie Jamar, die ihren
dunkel gestrichenen Stand ausschließlich Panamarenko widmete. Ein fast
museales Arrangement, das für die meisten anderen Galeristen angesichts
der scheußlichen Standarchitektur schwer zu erreichen war: Dünne Wände,
Neonröhren, und grauer, schleissiger Filzboden schufen eine Atmosphäre,
die etwas auf die Gemüter schlug. "Das ist eben keine schnelle Messe wie in den USA. Die
Belgier und Franzosen überlegen sehr lange, bevor sie kaufen", analysierte
Ursula Krinzinger. Mit den Fotoarbeiten von Erwin Wurm hatte sie aber auch
diesmal Erfolg, den sie mit dem Brüsseler Xavier Hufkens teilte, der in
seiner Galerie einen "Fat Car" des Künstlers um 130.000 Euro verkaufte.
Prominent vertreten auf der "artbrussels" war auch Franz
West, dessen große neue Papiermaschee-Plastik "Geiler Gaul" die Thomans
aus Innsbruck gleich beim Eingang platzierten. Die Österreicher jedenfalls
gaben sich zufrieden: Dabei reichte die Palette von strahlend bei den
Mauroners (Galerie Academia), die schon seit Jahren hier vertreten sind
und mit Jan Fabre einen Lokalhero im Programm haben, über "ganz gut" bei
Rosemarie Schwarzwälder, Grita Insam, Lukas Feichtner und Ernst Hilger bis
zu ziemlich gelangweilt bei "Ulysses", einem seltenen Messegast. Ein
Gefühlszustand, den sich Gabriele Wimmer aber auch leisten konnte: Sie
verkaufte gleich zu Beginn ein teures älteres Bild der "Cobra"-Legende
Karel Appel. |
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