Im Gespräch mit Fritz Maierhofer

Fritz Maierhofer, 1941 in Wien geboren, international renommierter Schmuckkünstler, zählt zu den Vorkämpfern zeitgenössischer Schmuckkunst in Österreich.


Nach ihrer ersten Station in St. Pölten kommt die von Susanne Hammer und Ihnen kuratierte Ausstellung österreichischer Schmuckkünstler jetzt nach Klagenfurt. Gibt es bereits eine erste Bilanz?

Ja. Die Ausstellung in St. Pölten war sehr gut besucht. Wir hoffen, dass wir sie mit dem gleichen Erfolg in Klagenfurt zeigen können. Auch ein Museum in Deutschland zeigt bereits Interesse, die Austellung zu übernehmen.

Wird das Jahr 2000 ein "Turning-Point" für die österreichische Schmuckkunst?

Ich will es doch meinen. Der Ansatz ist da, es passiert im Moment eigentlich wieder sehr viel. Und je mehr passiert, desto mehr Interesse für zeitgenössische Schmuckkunst kann auch geweckt werden. Bis jetzt war ja etwas wenig los, deswegen auch die "Turning-Point"-Ausstellung. Und ich finde es wunderbar, dass gleich danach im Frühling die Ausstellung "Kunst hautnah" im Wiener Künstlerhaus gezeigt wird.

Hat sich Ihr Selbstverständnis als Schmuckkünstler im Laufe der Jahre verändert?

Ich glaube nicht, dass sich das sehr verändert hat. Ich habe immer gerne Schmuck gemacht. Mit der Zeit ändert sich allerdings die Einstellung zum Schmuck, man bekommt neue Eindrücke, die man in die Kunst zu übersetzen versucht. Auch die Arbeit am Computer finde ich wunderschön, man sieht so viele Möglichkeiten, die dieses Gerät anbietet. Die Arbeit an Computergrafiken ist für mich eine Erweiterung meiner Arbeit mit Schmuck. Ich versuche damit, auf das Medium Schmuck tiefer einzugehen, Einsichten zu geben und ein klein wenig aufzuklären, mit was für Augen man Schmuck betrachten kann.

Fritz Maierhofer: Computergrafik, 1998
Fritz Maierhofer: Computergrafik, 1998

Eignet sich künstlerischer Schmuck, der doch immer eine ganz eigene Individualität besitzt, überhaupt dazu, Menschen zu schmücken?

Ja, doch, ich glaube, er eignet sich sehr gut dazu. Zu einem schönen Kleid kauft man sich vielleicht den passenden Schmuck, oder umgekehrt. Es ist doch eine individuelle Aussage, so ein Schmuckstück zu tragen. Die Leute haben zu Hause Bilder hängen, essen von tollen Tischen usw., und warum sollen sie dann beim Schmuck konservativ sein? Dann stimmt doch die persönliche Aussage nicht mehr.

Fritz Maierhofer: Brosche
Fritz Maierhofer: Brosche "Turning-Point" III, 1999 (Zum Vergrößern anklicken)

In der Ausstellung "Turning-Point" sind ja unter anderem Schmuckstücke zu sehen, die sich einem Einsatz als gefälliges Accessoire bewusst verweigern, also auch ironische bis polemische Werke.

Wenn man wirklich etwas aussagen möchte, dann sagt man es doch auch laut, und nicht leise. Das gehört doch zur Persönlichkeit.

Welche Käufer findet die zeitgenössische Schmuckkunst? Sind es eher Sammler, Kapitalanleger, oder Menschen, die Kunst gerne nahe bei sich tragen?

Fritz Maierhofer: Ringe verschiebbar, 1998 (Für ganzes Bild anklicken)
Fritz Maierhofer: Ringe verschiebbar, 1998 (Für ganzes Bild anklicken)
Ich glaube, es sind Menschen mit Herz. Die Kapitalanlage ist, glaube ich, nicht unbedingt so wichtig, obwohl manche Leute sicher auch damit liebäugeln, dass ein Schmuckstück einmal mehr wert sein wird. Aber das ist nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist, dass man tut, was man gerne will. Schmuckkunst ist mit Herz zu tragen, mit Liebe zu tragen. Dann funktioniert es.

Tragen Sie manchmal auch selbst Schmuck?

Ja, ich trage auch gerne selbst Schmuck, manchmal die Werke von Freunden, manchmal die eigenen. Es ist ein schönes Zeremoniell, ein Ritual, wenn du dich anziehst und am Schluss überlegst, was passt jetzt dazu: wie immer, vielleicht ein Stück von Karl Vonmetz oder von Gijs Bakker, und das passt dann auch.

Gijs Bakker: Armreif
Gijs Bakker: Armreif "Shot 6", 1998

Radio …sterreich 1