Salzburger Nachrichten am 15. Februar 2003 - Bereich: kultur
Persönliche Blickwinkel

Galerie Fotohof: P. Kranzler und N. Schletterer

SALZBURG (SN).

Die Sujets der Ausstellung in der Salzburger Galerie Fotohof sind unspektakulär. Interessant werden die Arbeiten durch die eigenwillige Zugangsweise. Paul Kranzler fotografiert seit zwei Jahren in einem Asylheim am Stadtrand von Linz. Durch diese Vertrautheit vermitteln die Porträts eine Beziehung zwischen Fotograf und den abgebildeten Menschen. Sie erzählen von der Tristesse eines Ortes, der in seinem anonymen Aussehen weit weg zu sein scheint und doch in unmittelbarer Nähe ist. Kranzler involviert den Betrachter durch hart angeschnittene Nahaufnahmen und Blickwinkel. Er zieht ihn ins Bild, indem er eine neutrale Position vermeidet, bleibt durch Schwarzweiß jedoch auf Distanz. Mit dieser einfühlsamen Anteilnahme schafft er einen Gegenpol zur Anonymität dieser Zone.

Nikolaus Schletterer begibt sich in seinen präzisen, digital nachbearbeiteten Landschaftsbildern auf Spurensuche nach menschlichen Eingriffen. Dabei geht es ihm nicht um geografische Lokalisierung. Er wählt unscheinbare Ausschnitte, Orte mit Veränderungen ohne absichtliche Gestaltung. In der Ausstellung stammen sie aus den Zyklen "Erde" und "Wasser". Durch geringfügige Verschiebungen in der Farbigkeit und in den Kontrasten verrückt er die Wahrnehmung. Dieser gestalterische Minimalismus mit seiner artifiziellen Verfremdung lenkt die Aufmerksamkeit auf elementare Zusammenhänge, lädt Banales mit Geheimnissen auf. Ohne sich in Details zu verlieren, kann man sich vor den großformatigen Arbeiten aber auch in minutiös ausgearbeitete Einzelheiten vertiefen. In der Edition Fotohof erscheint unter dem Titel "orte blicken landschaft" ein Buch, das zur Finissage präsentiert wird.

(Bis 8. März) WOLFGANG RICHTER