Hauptmenu . _ Hauptmenu
Hauptmenu Hauptmenu Hauptmenu
Hauptmenu .

.

Zur künstlerischen Arbeit von Andrea Bischof und Hermann Kremsmayer/ Von Karl-Markus Gauß
. .

Werden und Vergehen

300 Jahre Wiener Zeitung!Andrea Bischof und Hermann Kremsmayer sind zwei im Westen Österreichs geborene Maler, die in Wien leben, wo es relativ östlich wirkt, am Brigittaplatz im 20. Bezirk. Künstlerisch gehen sie, unabhängig von einander wie von den Moden des Betriebs, mit beachtlicher Konsequenz ihren Weg, was sie nicht davon abhielt, ein schönes Gemeinschaftsprojekt zu wagen, das bisher zwei prächtige Buben zeitigte. Arbeiten sie auch jeder für sich an einer Malerei, die eigenen Gesetzen folgt, kann man ihre Bilder gleichwohl in eine Beziehung zueinander setzen, die nicht auf ihrer privaten Lebensgemeinschaft gründet. So grundsätzlich verschieden sie ihr Metier nämlich betreiben, scheint mir beider Kunst doch viel mit der Erinnerung zu tun zu haben: mit der Erinnerung weniger als einem Fundus an persönlichen Erfahrungen, sondern in einem grundsätzlicheren Sinne.
Was für eine Erinnerung soll das sein, in Bildern wie "Spielfeld" von Andrea Bischof oder "Herkunft" von Hermann Kremsmayer? Bischof grundiert die Leinwand mit verschiedenen Abstufungen von Rot, und die Fläche enthält hellere und dunklere Einschlüsse, die von ferne an Inseln, treibende Wolken oder an ein Geschwader von Vögeln gemahnen. Das Besondere daran ist der Eindruck der Leichtigkeit, den Bischof malerisch zu erzeugen weiß, es ist etwas Schwebendes in diesem Bild - und in den anderen der Serie "Farbschichtungen", ja ihres Schaffens überhaupt -, das sich natürlich nicht von selber einstellt, sondern mit Kunstverstand und Kunstvermögen erzeugt, bewirkt, hergestellt werden muss. In dieser Leichtigkeit erinnern Bischofs Bilder aber daran, dass die Dinge, so wie sie geschehen, nicht unausweichlich geschehen müssen, sondern auch ganz anders entwickelt, entfaltet und die Verhältnisse, wie sie starr gefügt erscheinen, auch verändert werden könnten.
Kremsmayers Bild trägt die Erinnerung gewissermaßen schon im Titel: "Herkunft" aus dem Zyklus "Human" meint in diesem Falle natürlich auch die Geburt, denn in die erdige, braune, ockere Farbstruktur ist eine schwarze Gestalt, unverkennbar die einer Schwangeren, gesetzt. Nun handelt es sich aber gewiss nicht um das Porträt einer bestimmten Schwangeren; die Figur tritt vielmehr aus einer erdigen Umgebung - oder geht in diese hinein -, was Kremsmayer dadurch besonders eindrucksvoll zu gestalten weiß, dass er hier meisterlich jenes Material einsetzt, mit dem er schon seit Jahren experimentiert, nämlich Erde und Sand. Dieser Stoff wiederum ist natürlich besonders geeignet, das Materielle, die irdische Beschaffenheit unserer Existenz zu betonen, was in einem expressiven Verhältnis zu der Figur steht, die in dieser vielschichtigen Komposition von Ruhe und Bewegung etwas Mythisches, die Zeit Überdauerndes erhält. Erinnerung nicht nur daran, dass wir selbst alle einmal aus dem Bauch einer Schwangeren gekrochen sind, sondern an Werden und Vergehen als unsere Chance und unsere Grenze.


Erschienen am: 20.06.2003

.


Mit unseren Suchseiten können Sie in der Zeitung und im Internet recherchieren. Nutzen Sie die Link-Sammlungen, um EDV-Unternehmen und Software zu finden.

.