Der Traum von Utopien
Der Wunsch nach (perfekter) Gemeinschaft ist Zentrum einer Schau, die freilich vor allem von dessen Scheitern erzählt.
Foto © www.camera-austria.atSharon Hayes, aus: In the Near Future
Anfang der 1970er-Jahre machten sie Schlagzeilen: "The Gentle Tasaday", ein Steinzeitvolk, das im Regenwald der Philippinen als Gemeinschaft von edler Wildheit überlebt hatte. Das perfekte Gegenbild zur oft wilden, selten edlen westlichen Zivilisation. In den 1980er-Jahren kamen Zweifel auf. Ganz geklärt ist die Causa immer noch nicht, aber eher hält man die "Entdeckung" für eine kunstvolle Inszenierung.
Den Tasaday widmet der Deutsche Clemens von Wedemeyer seinen Beitrag zur Ausstellung "Communitas. Die unrepräsentierbare Gemeinschaft", in dem es um Utopien, um Authentizität, um die vielen Aspekte von "Wahrheit" geht. Ein roter Faden, der sich, unterschiedlich aufgenommen, durch die Schau in der Camera Austria zieht.
Modellhaft
Der Vorarlberger Martin Beck hat sich auf die Suche nach amerikanischen Gesellschaftsutopien der 1960er- und 1970er-Jahre gemacht, jener Zeit also, in welche das Tasaday-Modell perfekt passte. Sabine Bitter und Helmut Weber, in Wien und Vancouver lebendes Künstlerpaar, recherchierten ebenfalls in den USA zu gesellschaftspolitischen Aufbrüchen der 1960er-Jahre.
Die Amerikanerin Sharon Hayes wiederum stellte historische Protestaktionen an den Originalschauplätzen ("Who Approved The War In Vietnam?"), aber auch fiktive Proteste ("When Is This Going To End?") als Performances nach und befragte Menschen nach ihren Assoziationen.
Heidrun Holzfeind, Österreicherin in New York, setzte sich mit architektonischen Utopien auseinander. Konkret mit sozialen Wohnbauten von Mies van der Rohe in Newark. Maryam Jafri aus Pakistan präsentiert Bilder im Spannungsfeld von Kolonialismus und Unabhängigkeitsstreben. Die Kroatin Sanja Ivekovi schließlich setzt der gescheiterten Gesellschaftsutopie des Aufstands von 1980 in Gwangju/Südkorea ein berührendes Denkmal in Form einer Videoinstallation.
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