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Meditative Farbkreise, kalte Kunstsemmeln

17.04.2010 | 18:18 | von Almuth Spiegler (Die Presse)

Die Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse im Künstlerhaus mit einem Tribute to Christa Hauer.

85 Jahre alt ist eine der Grandes Dames der Wiener Kunstszene dieser Tage geworden. Zur Eröffnung ihrer Einzelausstellung, die der Kremser Galerist Manfred Kopriva ihr an seinem Stand in der Künstlerhaus-Messe widmet, konnte Christa Hauer aber nicht mehr anreisen. Das stattliche Alter macht sich doch bemerkbar. Im bunten Angebot, in dem die Qualität der zeitgenössischen Kunst wie bei allen Antiquitätenmessen am meisten abfällt, ist Koprivas Stand jedenfalls am interessantesten.

Er zeigt Christa Hauers Kreisbilder, die sie von 1964 bis 1984 gemalt hat – 20 Jahre lang „meditative Abstraktionen“ in Regenbogenfarben, das muss jemand erst einmal durchhalten. Mit dem Tod von Vater und Ehemann starben aber auch die Kreise, die legendäre ehemalige Galeristin im Griechenbeisl ging auf Reisen, malte Landschaften. Die Strandansichten „Kuba I“ und „Kuba II“ zeigen ihre Entwicklung von sanften zu zackigen Linien, die ihr Spätwerk kennzeichnen.

Der Irak-Krieg brachte die immer auch politisch (und feministisch) engagierte Malerin dann noch einmal vor die Leinwand, die vier Bilder blieben ihre Letzten, dann wurde die Arbeit zu anstrengend; leider hat Kopriva sie nicht dabei. Die früheren von ihm angebotenen Großformate kosten zwischen sechs- und zwölftausendEuro.

Künstlerhaus als Labyrinth. Rund 40 Aussteller aus Österreich und Deutschland teilen sich diesen Frühling wieder das Künstlerhaus, verwandeln die altbekannten Räume in ein ungewohntes Labyrinth aus intimen Kojen. Orient- und Berberteppiche, Biedermeier- und Bauernmöbel, alter Schmuck, klassizistische Uhren, historische Musikautomaten, antike Vasen und massig „Flachware“ (Gemälde, Zeichnungen) geben den gemächlichen Rhythmus der Traditionsmesse vor.

Die Galerie „Kunst und Handel“ aus Graz ist heuer ebenfalls vertreten, was mit einem Korb Gebäck gefeiert wird: gefüllt mit „Handsemmeln“ des Grazer Künstlers Wolfgang Becksteiner (aus Gips). 20 Euro kostet eine, die Auflage beträgt 99 Stück, das Jausensackerl dazu ist gratis. (Am Dienstag, 27.4., ist Becksteiner übrigens auch im MAK mit seiner Initiative „artvictim“ vertreten.)


Sonderschau Italien. Derart gestärkt lässt sich leicht auf Urlaub fahren: Und zwar in die Galerie Szaal, die eine ihrer drei Kojen Italien widmet – „im Spiegel des österreichischen Farbexpressionismus“, von Hans Robert Pippal bis Otto Rudolf Schatz. Ebenfalls von ausgedehnten Italienreisen erzählen die Tuschzeichnungen und Aquarelle von Rudolf Hradil, der heuer ebenfalls 85 Jahre alt geworden wäre; der Salzburger Maler starb 2007. Die St.Pöltner Galerie Figl widmet ihm eine Sonderausstellung.

Termin
Bis 25.April, täglich 11 bis 19 Uhr.

Eintritt
Erwachsene zwölf Euro, Studenten und Senioren neun.

Freier Eintritt
für Studenten am Montag, für Damen am Donnerstag, für Herren am Freitag.


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