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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
22. Oktober 2004
12:51 MESZ
Ausstellung:
Galerie Christine König
1040 Wien
Schleifmühlgasse 1A
bis 6. 11.

Buch:
Tex Rubinowitz - Auf der Uni gibts Gratis-Rettich (Falter Verlag, Wien 2004)
 
Zeichnung: Tex Rubinowitz
Die kalten, harten Fakten des Lebens: Humorzeichner Tex Rubinowitz erklärt Einsamkeit anhand von Schnittblumen.

Trauerarbeit mit schwarzem Kuli
STANDARD-Zeichner Tex Rubinowitz stellt die kalten, harten Fakten des Lebens aus

Wien - Wer mit schwarzem Kugelschreiber zeichnet, muss wissen, was er tut. Und zwar, bevor er beginnt. Nachbessern gilt nicht. Das Papier der von ihm grundsätzlich zum Seelenheil von Redakteuren halbwegs im machbaren Rahmen abgebenen Originalarbeiten ist möglicherweise auch deshalb ebenso dünn wie die Nerven des ausführenden Künstlers. Schlechte Ideen lassen sich leichter zerknüllen. Und: weg!

Und, ganz wichtig: Es mag zwar auch viel Pose dabei sein. Tex Rubinowitz legt aber grundsätzlich sehr viel Wert darauf, eben nicht lustig, sondern tödlich ernst zu sein. In Abwandlung eines Zitats der Mun-Sekte heißt es hier nicht: "Denken heißt zum Teufel beten." Rubinowitz besteht auf: "Wer lacht, hat schon verloren."

Deshalb muss man die Zeichnungen des vor zwei Jahrzehnten aus der Lüneburger Heide nach Wien zugewanderten Humorillustrators auch manchmal als das werten, was sie sind. Rubinowitz verdreht das traurige Leben, das wir alle führen, sobald wir uns zu viel mit Sprache und deren Leerformeln auseinander gesetzt haben, hin zum Bruch zwischen überzogenem Anspruch und langweiliger Realität.

In seinem neuesten Buch, Auf der Uni gibts Gratis-Rettich, sehen wir hier etwa Dolce & Gabbana an einem mit Namenskärtchen drapierten Tisch sitzen. Dolce ist ein Vogel mit Träne auf der Backe, Gabbana ein schlecht rasierter Vetter des altbekannten Zaunlugers Wilbur. Wilbur aber ist in diesem Fall ein Schneemann, der Rubinowitz neben Manfred der Ente oder Herrn Roback schon seit Anbeginn begleitet. Wilbur meint zum Duo: "Möchtet ihr darüber reden?"

Das ist eigentlich zum Heulen. Wir aber finden solche Tragödien hochkomisch. (schach/DER STANDARD, Printausgabe, 22.10.2004)


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