ICA-Newsletter November 2002 ICA-Institut pour la Culture Autrichienne/Institut fuer oesterreichische Kultur Association loi 1901 - Nantes bureau: R. Fleck - J. Le Rider - F. Kaltenbeck - P. Saliou instcultautr@aol.com autricheculture.org Bitte um Verzeihung bei Doppelversand/Sorry for crosspositing Wenn Sie keine Aussendung mehr erhalten wollen: retour mit Unsubscribe xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Inhalt: 1) Nach-Wahl : Wahlergebnis und Folgen 2) Nach-Wahl : Stellungnahmen von Jacques Le Rider und Franz Kaltenbeck 3) Populismus und Kultur - Schreiben eines tuerkischen Kuenstlers 4) Aktualitaet divers (documenta 11, Ute Meta Bauer, Allan Sekula, Herwig Weiser, Dorit Magreiter) 5) Aktualitaet in Frankreich (Otto Muehl, Gelatin, Ruth Beckermann, Elmar Trenkwalder, Christoph Hinterhuber, Martin Walde, Erwin Wurm, Franz West, Achim Stiermann, Roland Seidl, Ernst Caramelle, Marina Faust, Meike Schmid- Gleim) 6) Neuerscheinungen 7) Termine: Multipoint in Nantes, Videoformes 8) Kontakte 9) Informationen xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 1) Wahlergebnis und Folgen Nantes, 25.11.2002 Das Ergebnis der Parlamentswahlen hat weniger, als die Vorab-Kommentare es annahmen, eine eindeutige Abkehr von der politischen Situation seit Februar 2000 erbracht. Die These, die demokratische Rechte habe durch ihre Koalition mit der extremen Rechten und durch den anschliessenden Bruch der Koalition den Aufstieg der extremen Rechten in der Waehlergunst gebrochen, hat kurzfristig manche Argumente fuer sich. Wir waeren die ersten, die der demokratischen Rechten aufrichtig und mit groesster Verbundenheit ohne ideologischen Vorbehalt dazu gratulieren wuerden. Die Isolierung der extremen Rechten muss sich aber erst noch mittel- und langfristig erweisen. In dieser Hinsicht stellen wir mit Besorgnis fest, dass demokratische Rechte und extreme Rechte zusammen weiterhin ueber eine gemeinsame virtuelle Mehrheit mit rund 52,5 Prozent der Waehlerstimmen verfuegen. Die Grundsatzerklaerung des ICA sprach von der gemeinsamen Ueberzeugung der Mitglieder, dass mit einer neopopulistischen Partei, noch dazu extrem rechten und revisionistischen Gedankenguts in einem Land mit einer schweren Vergangenheitslast in dieser Hinsicht, kein Kulturstaat mittel- und langfristig zu gewährleisten sei. Wie immer die Bundesregierung ausfaellt, die aus den nun beginnenden Koalitionsverhandlungen hervorgeht, heisst es deshalb im hoechsten Mass wachsam zu bleiben. Dies gilt insbesondere fuer die schleichende Einbeziehung von neopopulistischen und revisionistischen Elementen, Slogans und Persoenlichkeiten in die demokratischen Parteien. Der Vorstand des ICA p.s. : Am 5. Dezember findet im Espace Marx in Paris die erste gemeinsame Veranstaltung verschiedener oesterreich-bezogener Zivilinitiativen in Paris statt, organisiert von Elisabethn Gauthier und Michel Cullin xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 2) Nach-Wahl : Stellungnahmen von Jacques Le Rider und Franz Kaltenbeck Wenn Wolfgang Schuessel seiner historischen Rolle gewachsen ist, dann sollte er die Spaltung der FPOe durchsetzen und nur die "Neoliberalen" als Koalitionspartner akzeptieren. So waeren die letzten Haider-Anhänger zurueckgeworfen auf Ihre Anfangsposition im Jahre 1986. Jacques Le Rider Die OeVP verdankt ihren Wahlsieg zum Teil ihrer geschickten Ausschlachtung der katastrophalen Wirtschaftslage in Deutschland. Dort hat sich Rot-Gruen tatsächlich bisher als unfaehig erwiesen, wirksame Reformen gegen die Krise durchzusetzen. Da wollten die von Haus aus konservativen Oesterreicher kein Risiko mit einer analogen Koalition eingehen. Wer wird ihnen das verargen? Obwohl sich Gusenbauer für die SPOe tapfer geschlagen hat, konnte er den von seiner Partei in langen Jahren Regierungsperioden angesammelten Vertrauensverlust in drei Oppositionsjahren nicht wettmachen. Waren wir nun, im Winter 2000 ungerecht mit Schuessel? Hat er sich seiner Hypothek, d.h. seines kompromittierenden Partners, nicht brilliant entledigt? Man hoert schon, wie er jetzt als Oesterreichs grosser Drachentoeter gefeiert und in die Geschichte seines Landes eingehen wird. Er hat, so duerften die Kommentare lauten, dem Schicksal des Zauberlehrlings getrotzt und ist die Geister, die er rief, im Handumdrehen wieder los geworden. Soweit zur Unterstellung einer Weitsicht, die ihn in den Augen vieler Leute auf den Sockel eines wahren Patrioten und Staatsmann heben duerfte. Die Sache sieht in Wirklichkeit weniger heldenhaft aus. Zaehlt Schuessel nicht eher zu jenen Politikern, die wie Berlusconi, Blair oder Chirac die Normalisierung des Populismus ausnuetzen, wobei sie nur auf wenig Opposition stossen? In Frankreich ist ein Teil der Ideen der Nationalen Front einfach ins Regierungsprogramm aufgenommen worden. Vor allem bedient sich die Regierung Raffarin der Sicherheitspolitik zur Propaganda. Damit werden natuerlich die rechtsextremistischen Parteien ueberfluessig, und zwar umsomehr, als das Tragen von Verantwortung niemals ihre Staerke war. Schuessel war Haiders Komplize. Gestern ist er sein Erbe geworden. Franz Kaltenbeck xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 3) Populismus und Kultur - Schreiben eines tuerkischen Kuenstlers nach dem Wahlsieg einer islamistischen Partei "die neue regierung sieht ganz soft aus eigentlich. ich glaube schon dass die okonomie bestimmt besser gehen wird. aber die haben ja sofort die kultur und turism ministeria zusammengebracht. das heisst kultur=turism(=folklor). meinetwegen macht es nichts denn bisher hatte der staat nie fuer etwas gesorgt was ich als kulturelles produktion nennen konnte. in der turkei man hat ja niemals geglaubt dass der staat die antworten hatte. und ich persoenlich habe kein trauen an jemanden der andere leute ‘regieren’ mochte. das verstehe ich gar nicht. wie gesagt eine einzelne partei ist immer besser fuer die okonomie und die businessmaenner feierten schon an der nach der wahl. (...) ich glaube auch gar nicht dass diese neue regierung ein islamisches lifestyle bringen kann denn diese leute und ihr mitglieder selber sind ein teil der populer kultur, und diese kultur - als ich sie eigentlich aus meiner mutters TV kenne - ist eine mischung von bulvarpresse/sex/pulp fiction/soap opera. ebenfalls alle diese journalisten/innen haben schon begonnen die neue parteimitglieder zu karikaturisieren und intimidieren. ich weiss es noch nicht ob diese partei mit faschismus etwas zu tun hat oder nicht. wirklich schwer zu sehen. der parteichef kann NICHT der ministerpraesident sein! legislativ nicht moglich. d.h. man hat s ihm verboten. was ich mich furchte ist die militar nicht diese oder jene partei." Abdruck in Uebereinkunft mit dem Absender xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 4) Aktualitaet divers (documenta 11, Ute Meta Bauer, Allan Sekula, Herwig Weiser, Dorit Magreiter) Zurecht zum Nachdenken ueber die Nach-Wahl erschienen: documenta 11: "Demokratie als unvollendeter Prozess", deutsche Ausgabe zur Plattform 1 der Documenta 11 - Wien, Akademie der bildenden Kuenste, und Berlin 2001, Hatje Cantz Verlag Ute Meta Bauer, Ordinarius fuer Wissenschaften und Technologien in der Kunst an der Akademie der bildenden Kuenste in Wen, wurde zu Kuratorin der dritten "Berlin Biennale" bestellt, die Anfang 2004 stattfindet. Der Camera-Austria-International Preis fuer zeitgenoessische Fotografie der Stadt Graz ging an Allan Sekula. Der Innsbrucker Medienkuenstler Herwig Weiser erhielt den erstmals verliehenen "Nam June Paik Award" in Duesseldorf. Dorit Magreiter wurde mit dem Otto Mauer-Preis 2002 ausgezeichnet. Auf der 36. ART COLOGNE (30.10.-3.11.02) waren folgende Galerien vertreten: Academie, Salzburg, Charim, Wien, Engholm, Wien, Feichtner + Mizrahi, Wien, Hilger, Wien, Hohenlohe + Kalb, Wien, Insam, Wien, Janda, Wien, Knoll, Wien- Budapest, König, Wien, Krinzinger, Wien, Mezzanin, Wien, Naechst St. Stephan, Wien, Ropac, Salzburg-Paris, Salis + Vertes, Salzburg, Senn, Wien, Steinek, Wien, Thoman, Innsbruck, Winter, Wien xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 5) Frankreich: Ausstellungen, Kunsthochschulen Otto MUEHL hatte eine Einzelausstellung in der Galerie Papillon-Fiat und gab das Cover der Trendzeitschrift "Nova" ab. GELATIN, "Le cadeau", Einzelausstellung, Galerie Emmanuel Perrotin, 30 rue Louise Weiss, Paris 13°, www.galerieperrotin.com "Dear Paris, we are so happy to be with you soon. the present we will bring is so beautiful and of pink colour. it is supersoft and sexy and wobbly and megabig and very wet, and it can sing and it has 40 legs, but cannot walk. emmanuel promided us, that you and all your friends will come to see and touch it. be happy with us. it is so beautifull to be missed." Siehe auch: http://listen.to/gelatin Die Galerie Emmanuel Perrotin ist eine der wichtigsten und angesehensten in Frankreich. Emmanul Perrotin hat als Privathaendler Ende der achtziger Jahre unter anderem Dominique Gonzalez-Foerster, Pierre Huyghe und Philippe Parreno lanciert. Ruth BECKERMANN, "Histoire(s) au temps present" und "A l’est de la guerre", Filmschau mit Diskussion, Centre Pompidou und Cinema Le Defert, Paris, 15. - 17. November 2002. "Le Monde", Ausgabe v. 12.11.2002: "Politisches Leben und Geschichte: der Beitrag des Dokumentarfilms. Das Centre Pompidou ehrt zwei Filmemacher, Jean-Louis Comolli und Ruth Beckermann, die in Marseille bzw. in Oesterreich ueber politische und historische Sachverhalte gearbeitet haben und den gleichen Sinn fuer einen kreativen Blick auf die gefilmte Realitaet teilen." "Das Genie von Ruth Beckermann beruht im Wesentlichen auf seiner Faehigkeit, durch ein geeignetes Dispositiv die Opportunitaet einer Situation zu erfassen. Ein befremdliches Paradox einer Filmemacherin, die mit Praezision den rechten Augenblick filmt und nie besser den Verrat der Ereinnerung, die Fluechtigkeit der Bilder und das Exil der Menschen in der Geschichte gezeigt haette." (Jacques Mandelbaum) Elmar TRENKWALDER, Einzelausstellung, Musee-Chateau Annecy, Place du Chateau, F-74000 Annecy, Tel +33 4 50 33 87 30 musees@ville-annecy.fr Christoph HINTERHUBER hat ab 15. Jan. 2003 eine Einzelausstellung im Gefolge seines artist-in-residence-Aufenthalts vom vergangenen Sommer (Kooperation FRAC des Pays de la Loire-ICA), FRAC des Pays de la Loire, Carquefou (Nantes). Christoph Hinterhuber gestaltet auch den Umschlag der einflussreichen Kunstzeitschrift "02", Aprilausgabe, und haelt einen Vortrag an der Ecole Regionale des Beaux-Arts de Nantes. Martin WALDE und ERWIN WURM sind Gastprofessoren an der Ensb-a Ecole Nationale Superieure des Beaux-Arts in Paris. Andreas FOGARASI (Akademie der bldenden Kuenste in Wien) ist ebenda Gaststudent. Franz WEST macht Mitte Februar einen Workshop. Achim STIERMANN, Meisterklasse Peter Kogler an der Akademie der bildenden Kuenste in Wien, ist Gaststudent an der ERBAN-Ecole Regionale des Beaux-Arts de Nantes. Derzeit ebenda Postproduktion einer Videoarbeit zusammen mit Roland SEIDL, Meisterklasse Renee Green an der Akademie der bildenden Kuenste in Wien. Als Gastvortragende ebenda Ernst CARAMELLE (Staatliche Hochschule fuer bildende Kuenste, Karlsruhe) und Marina FAUST (Paris/Wien). Meike SCHMIDT-GLEIM ist Stipendiatin an der Cite Internationale des Arts in Paris. Gruppenausstellung in der Cite Internationale des Arts (30.10.-9.11.02) "Objectif 1 = Art = Objectif 1. Zeitgenoessische Kunst - vom Dorf zum Cyberspace" mit 7 KuenstlerInnen des Gastlandes Burgenland (Fria ELFEN, Johannes HAIDER, Wolfgang HORWATH, Gerhard KRAMMER, Sepp LAUBNER, Andreas ROSENEDER, Robert SCHNEIDER, Hans WETZELSDORFER, CHARMANT ROUGE (David Kleinl, Andreas Berger, Robert Pinzolits, Thomas Pronai) xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 6) Neuerscheinungen Clinique du Suicide, hg. Geneviève Morel/Savoirs et clinique - association pour la formation permanente en psychanalyse, Editions eres, Fenouillet, www.edition-eres.com Die Abteilung fuer zeitgenoessische Kunst im franzoesischen Kulturministerium hat eine hervorragende Zusammenfassung ueber die rechtliche Stellung, Autorenrechte, sozialen Status, Steuerrecht, Vertretung und Arbeitsmarkt fuer bildende KuenstlerInnen veroeffentlicht : « 123 questions-reponses sur le statut social, fiscal et juridique des artistes plasticiens » Centre de ressources/Centre national des arts plastiques 59, rue des Petits-Champs (das ist gleichfalls die neue Adresse der Abteilung fuer Gegenwartskunst des Kulturministeriums) F 75001 Paris www.cnap.fr Zur ICA-Conference about Populism am Eroeffnungstag der documenta 11 in Kassel ist mittlerweile eine Zusammenfassung in der niederlaendischen Zeitschrift "Metropolis M" erschienen. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 7) Termine: Multipoint in Nantes Bewerbungen fuer Multipoint, die Internationale Forschungs- und Post- Graduate-Gruppe an der Kunsthochschule ERBAN in Nantes Selbstgeleitete Forschungsgruppe fuer acht juengere KuenstlerInnen und KritikerInnen, Stipendium von 800 EUR pro Monat, Laufzeit ein Jahr, breite Facilities durch die Kunsthochschule (Bewerbungsfrist bis Ende Dezember 2002) http://multipoint.free.fr Festival VIDEOFORMES (Video- und Medienkunst), Clermont-Ferrand, 18-22. Maerz 2003. Leiter : Gabriel Soucheyre. Projektleiterin : Pascale Fouchere videoformes@nat.fr www.videoformes.com Edith-Russ-Haus fuer Medienkunst in Oldenburg, 6 monatiges Stipendium fuer Medienkunst, Bewerbungsfrist 21.1.2003 info@edith-russ-haus.de xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 8) Kontakte Multi-Media als Forschungsfeld in Kunsthochschulen: CEDAR (Coordinaton des Ecoles d’Art en Reseau) cedar@altern.org http://cedar2.free.fr Kontakt: Paul Devautour, wichtiger Konzeptkuenstler und Professor in Nizza und Marseille xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx8 9) Informationen Ausstellungen Paris: http://aden.lemonde.fr Ausstellungen, Stipendien, Kunsthochschulen in Frankreich www.cnac.culture.gouv.fr xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx8 ICA-Institut pour la Culture Autrichienne/Institut fuer oesterreichische Kultur Association loi 1901 - Nantes bureau: R. Fleck - J. Le Rider - F. Kaltenbeck - P. Saliou instcultautr@aol.com autricheculture.org