Götz Bury: Präsentation Ula Schneider. 01.2000 Die Malerin, Objektkünstlerin und Kuratorin Ula Schneider repräsentiert einen neuen, sehr aktiven Künstlertyp, der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt, und das nicht in Konkurrenz, sondern in intensiver Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und Kunstvermittlern. Ein Typ Künstler, der sich zu artikulieren versteht und ausgesprochene Managerqualitäten besitzt. Ula Schneider wurde 1960 in Wien geboren, verbrachte aber einen Großteil ihrer Kindheit in Washington. Eine ausgeprägte Reiseleidenschaft ihrer Eltern führte sie schon früh in die entlegensten Gegenden der Erde. Nach einem als sehr unbefriedigend empfundenen Studium der Kunstgeschichte wandte sie sich endgültig der Malerei zu. Nach weiteren Aufenthalten in Stuttgart und Berlin fühlt sie sich nun wieder in Wien beheimatet. Als Künstlerin befaßt Ula Schneider sich gerne mit Themen klassischer Bildung, wie etwa dem Reisen, guter Literatur oder hochkarätiger Kunst, denen sie ganz andere Qualitäten abgewinnt, als allgemein anerkannt. Ein Beispiel ist ihr Projekt eines imaginären Reisebüros, das die ultimative Reise zum Mond anbietet und dabei auf bürgerliche Urlaubsgewohnheiten anspielt, die die Menschen sonstwo hinführen, nur nicht zu sich selbst. Sie entwirft hierfür vom Image eines Reisebüros, über spezielle Reisenecessaires, bis hin zu Ausflugsmöglichkeiten Vor Ort, alles so echt, daß dieses letzte Reiseziel vollkommen realistisch erscheint. In einer anderen Arbeit malt sie in realistischer Manier, mit Öl auf Leinwand Fische der Südsee, vom Kardinalpyjamafisch, bis zum Fetzenfisch, die sie mit sehr entlarvenden Zitaten anerkannter Kapazitäten aus Literatur und Forschung garniert. Sie zeichnen ein ausgesprochen bizarres Bild der Beziehung des Menschen zum Fisch. (Zur Natur? Zu anderen Menschen?) Hier werden Inhalte klassischer Bildung und das Gefangenseins in genormten Denkschemata reflektiert, die wohl niemand allen Ernstes so gemeint haben kann. Neuere Arbeiten befassen sich mit Fragen von Sexualität und Geschlechterbeziehung, die eine sehr haptische bzw. formhafte Umsetzung finden. Als Kuratorin hat Ula Schneider durch das viel beachtete Ausstellungsprojekt "Soho in Ottakring" auf sich aufmerksam gemacht, das dieses Frühjahr in die zweite Runde gehen wird. Aus leerstehenden Geschäftslokalen werden für zwei Wochen Ausstellungsräume, die dem ohnedies sehr lebhaften Treiben im Brunnenviertel einen ganz neuen und spannenden Touch geben. In unserem diesjährigen Künstler-Kuratorinnen Schwerpunkt macht Ula Schneider den Anfang mit einer Ausstellung, die sich "Im Häuschen - Aus dem Häuschen" nennt und künstlerische Produkte zur Rationalisierung und Verschönerung des modernen Lebens vorstellt.