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Collage

17.01.2018 - 27.02.2018

Krobath Wien, Wien / Österreich

In ihrer aktuellen Ausstellung zeigt die Galerie Krobath unterschiedliche Zugänge zum Thema Collage mit Werken einer Auswahl an KünstlerInnen, die von der Galerie vertreten werden. Die Beschäftigung mit verschiedenen Bildpolitiken hinsichtlich der Präsenz und Absenz des Körpers und der Fragmentiertheit alltäglicher Wahrnehmungsmuster steht hier im Zentrum der Debatte, wodurch die Zusammenschau der Werke eine Differenziertheit des Mediums auslotet. Letztere zeigt sich bei einigen Arbeiten explizit an dem Thema der Faltung von Stoffen und Textilmustern sowie der Abwesenheit und Fragmentierung von Körpern....
Sofie Thorsens Collagen sind an ihre seit mehreren Jahren andauernde Auseinandersetzung mit japanischen Paravents, Kimonos und Momenten der Faltung angelehnt. Die Tradition japanischer dekorativer Kunst und ihrer explizit architektonischen Komponente wird von Thorsen im Rahmen ihrer Reflexion spatialer und soziodynamischer Strukturen aufgegriffen. Dies führt dazu, dass die Künstlerin innerhalb des Spannungsfelds zwischen zweidimensionaler Collage und dreidimensionaler Assemblage direkt in den Raum übersetzt und jene Fototeile der Kimonos, die in den Collagen zu sehen sind, auch an Stangen im Raum platziert. Dadurch relativiert die Künstlerin jenes Verhältnis zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, das speziell am Beispiel der Faltung virulent wird und die ideale Positionierung eines Kunstwerkes im Raum hinterfragt – u.a. eine Referenz an Yves Klein, der 1956 seine erste blaue monochrome Malerei an einer Metallstage positionierte. Die Stoffteile, die von Collage zu Stange wechseln, repräsentieren jene Absenz bzw. Verhüllung des Körpers, für den in den Collagen Farbflächen als potentieller Platzhalter dienen, wobei eine dieser farblichen Ebenen auch in den Raum tritt und die Spatialität bildlicher Wahrnehmung symbolisiert.
In ähnlicher Weise widmet sich Katja Strunz in ihren Collagen dem Thema der Faltung, auch wenn dieses hier auf einer vorwiegend zweidimensionalen Ebene verhandelt wird. Zentral erscheint ebenso jene Bezugnahme zu modernistischen, konstruktivistischen oder minimalistischen Formgebungen, bei denen Strukturen des Raums aufgebrochen und in neue Verhältnismäßigkeiten gesetzt werden. Letzteres ist vor allem in Strunz’ Objekten sichtbar, die den Raum in unterschiedliche Teile zerlegen bzw. ihn mit geometrischen Bruchlinien versehen. Jene als Faltung dekodierbaren Bruchlinien der Collagen werden mit Wortfragmenten kombiniert, die spezifische Deutungsszenarien ermöglichen. So ist in beiden Collagen die Phrase „open the past“ zu lesen, was eine Öffnung der Faltung in den Raum impliziert. Dadurch überführt Strunz die Abstraktion des 20. Jahrhunderts in eine aktuelle, raumgreifende Ebene und thematisiert dabei die Variablen einer Multi-dimensionalität. Andererseits sind die Arbeiten zwischen denen von Jirí Kolár und Jirí Kovanda platziert, wodurch ein Übergang zwischen der älteren und jüngeren Generation tschechischer Künstler hergestellt wird, der auf der Stirnseite der Galerie in die Arbeiten von Dominik Lang mündet.
Jenni Tischers Beitrag repräsentiert jenes Moment der politischen Collage, die eindeutige historische Bezugnahmen vornimmt. In diesem Fall referenziert die Künstlerin die International Ladies' Garment Workers' Union, eine der ersten Gewerkschaften der USA unter weiblicher Führung. 1909 organisierte diese den ersten Streik, der sich gegen die Ausbeutung von Frauen und die unzumutbaren Arbeitsumstände in der Bekleidungsindustrie richtete und für weitere Streiks als Vorbild galt. Tischer verwendet historische Archivbilder einer streikenden Frau, die sie mit kopierten Bildern von Kontaktstift-Rasterfeldern anhand von Textilmustern in unterschiedlichen Blickachsen durch zahlreiche Linien verbindet. In der dadurch erzeugten Fragmentiertheit entspannt sich ein Dialog zwischen der Verbindung der Entwicklung des digitalen Codes mit der Textilgeschichte und der Involviertheit der Körper der Arbeiterinnen.
Die Werke dreier tschechischer Künstler unterschiedlicher Generationen wiederum führen zu einer Intensivierung bildsprachlicher Momente, die in der Verwendung von Text die bildliche Ebene relativieren und eine Beziehung zwischen kognitiver und visueller Metaphorik erzeugen. Der prominenteste Vertreter der Ausstellung ist Jirí Kolár, der mit seinen seit den 1950er Jahren existierenden „Chiasmagen“ einen Prototyp an Collage entwickelte, der in einer modernistischen, lettristischen Tradition steht und in Anlehnung an Kolárs Tätigkeit als Dichter Textfragmente als zentrales Moment in die Bildstruktur einführt. Der Übergang zwischen Collage und Assemblage ist bei den KünstlerInnen der Ausstellung oftmals ein fließender und hier an einer Chiasmage in Bootstruktur ersichtlich. Die Textpartien werden minutiös aneinandergereiht, so dass ihre Leserlichkeit in den Hintergrund tritt und sich in Kombination mit den Bildteilen eine strukturelle Ornamentik einstellt. Ein weiterer Teil von Kolárs Collagen fokussiert auf wechselnde Abbildungen von Körpern, ob realistisch oder skulptural, bei denen schmale Papierbahnen oder eine Spiegelung der Körperteile in der Mitte des Bildes einen Verfremdungs- bzw. Verzerrungseffekt hervorrufen.
Jirí Kovanda wiederum bevorzugt einen eher lockeren Umgang in der Kombination von Text und Bild und lässt sich auf keine bestimmten Formate festlegen. Die für Kovanda typische Art der Collage bzw. Assemblage wurde von ihm in den 1990er Jahren entwickelt, als er unterschiedliche Fundstücke und Bildteile aus seinem persönlichen Umfeld miteinander kombinierte und sie in einen neuen künstlerischen Kontext stellte. In der Galerie Krobath präsentiert der Künstler eine Mischung aus älteren und neueren Collagen. Seine jüngsten Arbeiten entstanden 2017 anlässlich eines Besuches der Július Koller Ausstellung im mumok. Auf allen Collagen sind Logo und Schriftzug des Museums zu sehen, was sie wie Einladungskarten aussehen lässt. Konkret zu erkennen ist ein Foto von Hans Schabus’ Café Hansi, der Rest entspringt einem eher spontan sortierten Bildfundus, der Fragmente des weiblichen Körpers einer medialen Betrachtung unterzieht.
Dominik Langs Herangehensweise beruht auf seiner langjährigen Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Schaffen und Nachlass seines Vaters Jirí Lang. Dessen Werk der 1950er Jahre stand ebenso in einer modernistischen Tradition, jedoch starb der Vater, als sein Sohn noch ein Teenager war und hinterließ dadurch viele unbeantwortete Fragen zurück. Der Sohn versucht sich in seinem Werk mit dem seines Vaters auseinanderzusetzen, der als Bildhauer vorwiegend mit Gips arbeitete. Dessen Werk wird stets dekonstruiert, auseinandergenommen und in neue künstlerische Denkräume überführt. In der Galerie zu sehen sind Collagen, bei denen Lang Porträtzeichnungen bzw. Skizzen des Vaters verwendet und mit karierten und gefalteten Stoffteilen kombiniert, wodurch er sich mit den Themen Präsenz und Absenz nicht nur in Bezug auf den Körper, sondern auch auf das Werk seines Vaters beschäftigt.

Text: Walter Seidl.

[Quelle: www.galeriekrobath.at]

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last modified at 12.03.2018


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