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John Cage. RYOANJI

19.03.2019 - 27.04.2019

Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg [Villa Kast], Salzburg / Österreich

Eine Präsentation der sowohl akustischen als auch visuellen Interpretationen

eines der einflussreichsten Komponisten unserer Zeit

Die Ausstellung führt John Cages musikalische Kompositionen und Zeichnungen

aus seiner Ryoanji-Serie zusammen

„Für mich stellt der Garten oder der Raum für die fünfzehn Steine vier Notenlinien dar, oder vielmehr zwei Seiten mit jeweils zwei Notenlinien. Und die Notenlinien sind in Wirklichkeit die Fläche des Gartens. Da ich das Ganze kenne, kann ich per Zufallsverfahren bestimmen, wo welcher Stein zu platzieren ist....“ John Cage

In der Vereinigung von John Cages einflussreichem Werk als Komponist und bildender Künstler präsentiert die Galerie Thaddaeus Ropac Salzburg eine Installation, die seiner vielbeachteten Ryoanji-Serie gewidmet ist. Als Inspiration dieser Werke, die zwischen 1983 und 1992 geschaffen wurden, diente der Steingarten von Ryoan-ji („Tempel des zur Ruhe gekommenen Drachen“), ein buddhistischer Zen-Tempel in Kyoto, Japan, den Cage erstmals 1962 besuchte. Die Ausstellung umfasst eine Auswahl seiner Ryoanji-Zeichnungen sowie Aufnahmen seiner Ryoanji-Kompositionen für verschiedene Instrumente und konzentriert sich darauf, wie Cage seine Ideen und die Sensibilität des Gartens in seinen sowohl akustischen als auch visuellen Interpretationen zum Ausdruck gebracht hat. Der begleitende AusstellungskatalogJohn Cage: Ryoanji enthält Cages Schriften über Ryoanji, ein Interview mit ihm, eine Auswahl seiner Manuskripte und Partituren für die Serie und einen neuen Essay des führenden Cage-Experten James Pritchett. Die von Julia Peyton-Jones in Zusammenarbeit mit dem John Cage Trust kuratierte Ausstellung läuft in der Galerie parallel zur Ausstellung Robert Rauschenberg: Borealis 1988-92.

„Diese Ausstellung bietet einen faszinierenden Einblick in den Geist und die Arbeitsweise von John Cage. Ihr Schwerpunkt auf das, was der Ryoan-ji Zen-Garten als philosophische Idee für Cage bedeutete, offenbart, wie er diese Sensibilität sowohl in seinen Zeichnungen als auch in seiner Musik interpretiert hat. Die begleitende Publikation verdeutlicht Cages einzigartige Herangehensweise, wie er aus den einfachsten Materialien - Steine, Bleistifte, Papier - einige der faszinierendsten und wichtigsten Musikstücke aller Zeiten erschaffen sollte.“ Laura Kuhn, Gründungskuratorin und Geschäftsführerin des John Cage Trust

„Neben der Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Dialog im Zuge der langjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Robert Rauschenberg und John Cage, ist die Ausstellung der beeindruckenden Ryoanji-Serie vor allem eine ausgewählte Demonstration, wie der von Cage verfolgte künstlerische Prozess das Abstrakte greifbar macht. Mit diesen Kompositionen und Zeichnungen hat Cage ein Werk mit spürbarem Sinn für das Wunderbare in Form einiger der tiefgründigsten Musikstücke unserer Zeit geschaffen, sowie eine Reihe von Zeichnungen, die nach Meinung des renommierten Kunstkritikers David Sylvester zu den ‚schönsten Drucken und Zeichnungen gehören, die in den 1980er Jahren entstanden sind’.“ Julia Peyton-Jones, Senior Global Director of Special Projects, Galerie Thaddaeus Ropac



ZEICHNEN MIT STEINEN

Als Cage 1982 den Auftrag erhielt, den Einband für ein Buch zu entwerfen, das bei Editions Ryôan-ji erscheinen sollte, wählte er Papier mit denselben Proportionen wie der Garten in Kyoto, legte einen Stein darauf und zog dann einen Bleistiftumriss um ihn herum. Die Auswahl von 15 Steinen und deren Platzierung auf der Seite wurden für jede Zeichnung durch ein Zufallsverfahren bestimmt. Das Ergebnis dieses Prozesses ist eine Skala von Verdichtungen durch Linien und Kurven entsprechend der verschiedenen verwendeten Steine und Bleistifte.

„Die Entstehungsmethode dieser Zeichnungen stellt eine unmittelbare und einfache Verbindung zum Ryoanji- Steingarten her“, erklärt James Pritchett in seinem Essay für den Ausstellungskatalog. „Als Serie betrachtet, sind Cages Ryoanji-Zeichnungen eine konkrete Darstellung der Einsicht seiner Geschichte über den Garten: Die Leere des Raumes kann in der Tat Steine an jeder Stelle darin tragen.“ Doch von noch tieferer Bedeutung als die Steine selbst und ihre besondere Anordnung im Ryoanji-Garten ist die Vorstellung des leeren Raumes, aus dem alle Dinge entstehen: „Alles, was Sie in diesem Raum sehen und hören, ist wirklich das Produkt des leeren Raumes, des stillen Verstreichens der Zeit. Wir sind Zeugen von Cages Erkenntnis, dass, wenn ein Raum wirklich leer gemacht werden kann - leer von unseren Vorurteilen, unseren Überzeugungen, unseren Erzählungen, unseren Gewohnheiten - alles in ihm erfahrbar werden kann. Die Zeichnungen und die musikalischen Kompositionen sind Tore zu diesem leeren, stillen Raum.“

Die Auswahl der in der Installation zu hörenden Ryoanji-Kompositionen wird in einer zufällig festgelegten Reihen-folge abgespielt. In der Abkehr von Vorschriften konventioneller Notensätze, beruhten Cages Innovationen auf dem Prinzip der Unbestimmtheit. Er entwickelte zufallsgesteuerte Schaffensprozesse, befragte das Münzorakel des I Ching und nutzte später computergenerierte Zufallszahlen, um die subjektiven Aspekte von sowohl Komposition als auch ihrer Ausführung zu reduzieren.



CAGE UND RAUSCHENBERG

Cage gilt weithin als einer der einflussreichsten Komponisten unserer Zeit. Mit seinem einfallsreichen und unorthodoxen Ansatz revolutionierte er die zeitgenössische Musik, und sein Einfluss erstreckte sich auf zahlreiche weitere künstlerische Bereiche, darunter auch die bildenden Künste und der Tanz. Zusammen mit seinem Partner, dem Choreografen Merce Cunningham, stand er im Mittelpunkt der New Yorker Avantgarde und schloss enge Freundschaften mit Künstlern wie Jasper Johns und Robert Rauschenberg. Cages nachhaltigste und berüchtigtste Komposition, das radikale Stück 4’33” von 1952, in dem der Interpret angewiesen wird, sein Instrument nicht zu spielen, zog seine Inspiration aus Rauschenbergs monochromen White Paintings (1951). Rauschenberg erklärte bekanntermaßen, dass er danach strebte „in der Kluft zwischen Kunst und Leben“ zu arbeiten - ein Konzept, das sich durch die Einbeziehung gefundener Objekte in seine Werke manifestierte. In Analogie hierzu griffen auch Cages Kompositionen auf die Welt um ihn herum zurück. Er verwendete zufällig gefundene Gegenstände in seinen Kompositionen für ein präpariertes Klavier, bei denen verschiedenste Haushaltsgegenstände auf die Saiten des Instruments gelegt wurden, während 4’33’’die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Geräusche der eigenen Umgebung lenkt und damit die konventionelle Unterscheidung zwischen musikalischen und nichtmusikalischen Klängen aufhebt.

[Quelle: www.ropac.net]

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last modified at 07.08.2019


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