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MERDELAMERDELAMERDELAMERDELAMERDELAMER

Ausstellungsinformation: MERDELAMERDELAMERDELAMERDELAMERDELAMER. 2019

13.09.2019 - 12.10.2019

curated by_vienna 2019, circulation, Wien / Österreich
MAM Mario Mauroner Contemporary Art, Wien, Wien / Österreich

In a letter that Man Ray wrote and posted to Tristan Tzara on the 18 June 1921, the American artist writes in capital letters across the entire top of the page

“MERDELAMERDELAMERDELAMERDELAMERDELAMER”

The hapax legomenon is a play on the punning words “MERDE” [shit], “LA MER” [the sea], “AMER” [bitter], “LAME” [blade], “MER DE LA MERDE” [sea of shit]. Beneath these letters, Ray collaged a photograph of a man with his penis tucked between his legs above a nude woman making a strange performative pose with her legs miming the shape of a capital letter “A”.... To the left of the woman are the letters “de l’a” and to the right the letters “merique!” making the rebus “de l’Amerique!” [from America].

The woman in the photo was not just any woman, but the eccentric Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven, who has largely been forgotten from mainstream art history, her work forgotten and voice silenced by her male accomplices.

The right to speak is the most basic of all human rights and, when denied, that right turns to rage and the voice of protest. History is a dictator written by the winners. History is but another mythology that is not fixed and, with time, is edited as the silent and oppressed find their voice. The news and social media streams are alive today with a new generation of voices – feminist, LGBT, women’s rights, freedom of speech and expression, and more. The land rights claims in South Africa, the fence along the US border, abortion rights in Alabama, the European refugee crisis, gilets jaunes in Paris, #MeToo, #BlackLivesMatter, anti-pollution and climate change are not separate problems, but all simply facets of one larger problem of disintegration, dissolution, alienation, denial, segmentation, prejudice and bigotry in the name of profit

“ME*****ME*****ME*****ME*****ME*****ME”

might just as well be the war cry of our contemporary age, the warble of cynical surrender, or the sign that hangs of the horizon of ecological disaster as the sun sets one last time on the sea of shit!

Your body, that temple of the nine holes, is key to your own emancipation and liberation. Your body is also at the centre of the revolution for climate change because you are what you eat, spit, cry, hear, smell, shit, fuck, piss and bite. As you breathe in the air that someone else just breathed out, the borders between you and the world you live in disappear and the oxygen becomes every body’s problem. The street food that you eat was cooked by someone else’s hands after it had been delivered by another’s who had taken it from yet another, whose green fingers seeded, sewed, nurtured and harvested their crop with love. Every time you eat and drink to live and grow with enough energy to love, think, feel and fuck, you are filling your synaesthetic senses with the emotions of every body in the chain of love and matrix of spirit we call reality.

Fuck Descartes; now is not the time to think – it’s time to ProTest. iPROtest, therefore I am!!


In einem Brief, den Man Ray am 18. Juni 1921 an Tristan Tzara adressierte, schrieb der amerikanische Künstler in Großbuchstaben an den oberen Rand der Seite

„MERDELAMERDELAMERDELAMERDELAMERDELAMER“

Das Hapaxlegomenon ist ein Wortspiel aus den Begriffen „MERDE“ [SCHEISSE], „LA MER“ [DAS MEER], „AMER“ [BITTER], „LAME“ [KLINGE], „MER DE LA MERDE“ [MEER AUS SCHEISSE]. Zwischen den Buchstaben collagierte er eine Fotografie eines Mannes, der seinen Penis zwischen seinen Schenkeln einklemmt, über die Fotografie einer nackten Frau, die eine seltsame performative Pose einnimmt und deren Beine den Großbuchstaben „A“ formen. Links der Frau steht „de’l“ geschrieben und rechts davon die Buchstaben „merique!“. Zusammen ergibt es den Rebus „de l’Amerique!“ [aus Amerika].

Die Frau auf dem Foto war niemand Geringere als die exzentrische Baronin Elsa von Freytag-Loringhoven, die von der etablierten Kunstgeschichtsschreibung weitgehend ignoriert wurde, deren Werk vergessen und deren Stimme von ihren männlichen Mitstreitern zum Schweigen gebracht wurde.

Das Recht zu sprechen ist das fundamentalste Menschenrecht und wenn es verwehrt wird, entstehen Wut und die Stimme des Protests. Geschichte ist ein Diktat, welches von den Gewinnern geschrieben wird. Geschichte ist nichts als eine Mythologie, die nicht festgesetzt ist und die sich mit der Zeit verändert, wenn die Stillschweigenden und Unterdrückten ihre Stimme finden. Die Nachrichten und sozialen Medien sind erfüllt von einer neuen Generation von Stimmen: Feministinnen, LGBT, Frauen-rechtlerinnen, Freiheit der Rede und des Ausdrucks u.v.m. Die Forderung nach Landrechten in Südafrika, die Mauer entlang der amerikanischen Grenze, das Abtreibungsgesetz in Alabama, die europäische Flüchtlingskrise, die Gelbwesten in Paris, #MeToo, #BlackLivesMatter, Anti-Pollution und Klimawandel sind keine singulären Probleme, sondern schlichtweg Facetten größerer Probleme wie Desintegration, Zerfall, Entfremdung, Verweigerung, Segmentierung, Vorurteil und Bigotterie im Namen des Profits.

„ICH*****ICH*****ICH*****ICH*****ICH*****ICH“

könnte genauso gut der Schlachtruf unserer gegenwärtigen Zeit sein, das Trällern einer zynischen Kapitulation oder das Zeichen, welches am Horizont der ökologischen Katastrophen zu erkennen ist, wenn die Sonne ein letztes Mal im Meer der Scheiße untergeht!

Dein Körper – Tempel der 9 Löcher – ist der Schlüssel zu Deiner Emanzipation und Befreiung. Dein Körper ist das Zentrum der Revolution des Klimawandels, da Du es bist, der entscheidet, was Du isst, spuckst, weinst, hörst, riechst, scheißt, fickst, pisst und beißt.

Du atmest die Luft ein, die jemand anderer ausgeatmet hat, die Grenze zwischen Dir und der Welt in der Du lebst verschwimmt und der Sauerstoff wird zu jedermanns Problem. Das Street Food, das Du zu Dir nimmst, wurde von den Händen eines anderen Menschen gekocht, nachdem es von jenen einer weiteren Person geliefert wurde, die es von jemandem erhalten hat, dessen Hände wiederum mit viel Liebe gesät, gepflegt, genährt und die Ernte eingebracht haben.

Jedes Mal wenn Du isst und trinkst, tust Du dies um zu leben und zu wachsen und um genug Energie zu erhalten um zu lieben, nachzudenken, zu fühlen und zu ficken. Du füllst Deine synästhetischen Sinne mit den Emotionen einer jeden Person aus dieser Liebeskette und Matrix der Sinne, die wir Realität nennen.Fick Dich Descartes, jetzt ist nicht die Zeit zu denken, sondern es ist Zeit für ProTest. iPROtest daher bin ich!!


Kendell Geers
Translation (German): Judith Radlegger


[Quelle: curatedby.at]

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last modified at 28.11.2019


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