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Uwe Henneken

26.04.2019 - 13.07.2019

Krobath Wien, Wien / Österreich

Uwe Henneken. Always Returning
von Nadia Ismail

Ohne eine klare Lesart vorzugeben, gestattet der Künstler Uwe Henneken Einblicke in andere Dimensionen. Dafür wählt er häufig das Motiv der Landschaft, wobei er auch auf das Repertoire der Kunst- und Kulturgeschichte zurückgreift. Besonders in seinen frühen Werken ab Ende der 1990er Jahre sind Symbolismus und Romantik wichtige Bezugspunkte.
In der romantischen Auffassung über den Naturbegriff des 18. und frühen 19. Jahrhunderts wird der außermenschlichen Natur besondere Aufmerksamkeit zuteil.... Im Fokus der Betrachtung stand die Frage nach dem Ursprung sozialer Gefüge. Der Natur wurden verborgene, rational nicht fassbare Zusammenhänge und Wechselwirkungen unterstellt.
Man begriff den Kosmos als Ganzes, der die Grenzen zwischen den ehemals entgegengesetzten Polen von Körperlichem und Spirituellem aufhebt. Innerhalb dieser Strömungen wurde die Landschaftsmalerei demzufolge weniger als Abbildung der Natur denn als Ausdruck emotionaler Regungen oder einer tieferen Wirklichkeit aufgefasst.
Auch Uwe Henneken versteht seine Naturdarstellungen als innere Landschaften. Diese sind bei ihm stark mit dem Aspekt des ‚Suchens‘ verbunden – nach einem tieferen Sinn oder nach etwas Verlorenem. Manchmal ist die Suche aber auch eine unbewusste; ein Zustand, den man vielleicht am besten mit dem Begriff ‚Sehnsucht‘ bezeichnen kann.

Die frühen Landschaften erscheinen dabei abendländisch geprägt. Die Stimmung befindet sich in der Schwebe. Dem Betrachter drängt sich durch die intensive Farbigkeit und Motivik zunächst eine Idylle oder Leichtigkeit auf, die jedoch stets von einer unterschwelligen Bedrohung oder Beklemmung begleitet ist. Diese wird jedoch erst auf den zweiten Blick spürbar. Als Motiv finden sich darin wiederholt Kreis- und Ovalformen, die sich in unterschiedlichen Variationen durch Hennekens Gemälde und Objekte ziehen. Diese Formen gelten, insbesondere der Kreis oder die Kugel, als universelles Sinnbild der Welt, spiegeln das Kosmische und dienen als Symbol des Ewigen. Hier wird der leitmotivische Grundgedanke des Künstlers sichtbar, der in seinen Gemälden das Zyklische, Unendliche und die ewige Wiederkehr thematisiert und gleichsam befragt.

Hennekens Malerei visualisiert Momente des Übergangs zwischen verschiedenen Bewusstseinsebenen. Dabei scheinen seine Arbeiten einen Zugang zu Räumen zu ermöglichen, die physisch nicht betretbar sind. Er offenbart Wege und Abgründe ins unbekannte Nirgendwo, in dem menschenleere Zwischenorte ebenso zu finden sind wie mythologische Wesenheiten. Dies erreicht er vor allem durch seinen einzigartigen Umgang mit Farbe, durch die Beschäftigung mit kosmischen Energien, Meditation sowie der Auseinandersetzung mit spirituellen Zeremonien.
Die besondere Ästhetik des Künstlers erinnert an Traumlandschaften und lädt ein, die eigenen inneren Welten zu bereisen. Insbesondere die großformatigen Leinwände Hennekens, die 2019 für die Ausstellung Always Returning in der Kunsthalle Gießen entstanden sind, führen in Dimensionen jenseits des uns Bekannten.
Konzeptuell steht Uwe Henneken hier dem ‚Magischen Realismus‘ nahe, der eine Verbindung von faktischer und metaphysischer Realität darstellt. Er bildet gewissermaßen eine ‚dritte Realität‘, die eine Synthese aus den geläufigen Wahrnehmungssystemen ab.
Eine Theorie besagt, dass dem Europäer die Fähigkeit des Erlebens des wunderbar Wirklichen durch die Aufklärung verloren gegangen sei, während Mythen- und Geisterglaube zum Beispiel in Lateinamerika noch immer natürlich im Alltag integriert sind. Dem Autor des 1992 erschienen Buches Dreaming with Open Eyes Michael Tucker zufolge sind Künstler*innen gewissermaßen Nachfolger*innen von Schamanen, wenn beide als Vermittler zwischen verschiedenen Erfahrungsräumen auftreten. Kommunizieren Schamanen mit der Geisterwelt und schaffen so eine Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits, vermögen Künstler*innen mit ihren Arbeiten die Grenzen zwischen innerem Erleben und äußerer Wahrnehmung zu überschreiten.

Auch bei Uwe Henneken verbinden sich die Elemente des Kosmischen und Wunderbaren mit der faktischen Realität. Dadurch entstehen Landschaften, die Grenzen zwischen Realität und Phantasie, Volkskultur, Mythologie, Religion, Geschichte und Geographie überwinden. Die Größe der neuen Werke mit über 5,5 m Breite gestattet es dem Betrachter, die hier kreierten Welten buchstäblich physisch zu erfahren.

[Quelle: http://www.galeriekrobath.at/, 12.09.2019]

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last modified at 12.09.2019


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