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Uniform-Multiform (Prototyp)

21.05.2019 - 23.06.2019

Kunsthaus Graz, Graz / Österreich

Der Entwurf Karin Wintscher-Zinganels für das Besucher/innenservice des Kunsthauses Graz folgt einer gestalterischen Methode, wie sie bereits in ihrer Kollektion kay double U zu finden ist: ein von den Träger/innen individuell zu veränderndes, sich wechselnden Bedürfnissen und Funktionen anpassendes Outfit. Aus zweiseitig nutzbaren Stoffbahnen, schwarz und gemustert, mit Reißverschlüssen versehen, lassen sich eine Vielzahl von Varianten erzeugen: Umhang, Weste, Rock, Hose, Kleid – unisex.



Damit emanzipiert sich der Entwurf von üblicher Berufsbekleidung im Museumsbereich, die wenig variantenreich ist und den Trägerinnen und Trägern wenig Spielraum gibt.... Nichtsdestotrotz bietet das Kleidungsstück Orientierung für die Besucher/innen und erzeugt eine erkennbare Zugehörigkeit zum Kunsthaus.?
Der Ausgangspunkt

2018 wurde die Modedesignerin Karin Wintscher-Zinganel vom Kunsthaus eingeladen, eine neue Kleidung für das Besucher/innenservice des Kunsthauses vorzuschlagen. Sie steht am Beginn eines Vorhabens, bei dem verschiedene steirische Mode-Labels in Absprache und Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spezifische Outfits entwickeln. Jeweils eine Designerin/ein Designer tritt in einen Prozess mit jeweils einer Person aus dem Aufsichtsteam, um gemeinsam zu überlegen, wie ein solches Kleidungsstück für Mitarbeiter/innen aussehen könnte. Der Prozess ist erst dann abgeschlossen, wenn beide Parteien Übereinkunft über den jeweiligen „Look“ erzielt haben. Einheitlich gekleidet – im Falle des Kunsthauses bisher in Schwarz – treten Aufsichtspersonen eher dezent in den Hintergrund. Nun rücken sie und ihr Erscheinungsbild in den Fokus.

Seit wann wird Berufskleidung designt?

Dass Modedesigner/innen das Servicepersonal von Kunstinstitutionen einkleiden, ist eine vergleichsweise junge Entwicklung. So haben Modedesigner/innen seit den 1960er-Jahren Berufsbekleidung im Auftrag für Airlines entworfen: Emilio Pucci gestaltete etwa 1966 und 1971 die futuristisch anmutenden Uniformen für Braniff International Airways. Deutlich zugenommen haben Beauftragungen von berühmten Modedesignerinnen und -designern dann in den 1990er-Jahren. Marketingprofis erkannten, dass ein einheitliches Auftreten eine bessere Identifikation mit der jeweiligen (Firmen-)Marke erzeugt. Nun wurde die Kleidung unter dem Aspekt der Werbewirkung gesehen, die Mitarbeiter/innen wurden gleichsam als Markenbotschafter/innen eingesetzt. Giorgio Armani stattete Alitalia 1991 aus, Christian Lacroix Air France 2005 und Vivian Westwood Virgin Airlines 2013. Entwürfe für olympische Teams, Hotel- und Barpersonal folgten. So beauftragte etwa die Novotel-Hotelkette 2009 Peter Morrissey, und Sophie Theallet designte 2012 Kleider für die Angestellten der Gramercy Park Hotel Rose Bar, New York.



Im Kunstbereich erregten etwa Naoki Takizawas (Miyake Design Studio) Outfits für das 21st Century Museum of Contemporary Art in Kanazawa, 2004–14, und das MoMA, New York, 2014, oder Ende 2017 jene von Christopher Raeburn für das V&A Museum, London, Aufsehen. In all diesen Fällen handelt es sich um Uniformen, die die Funktion ihrer Träger/innen und deren Zugehörigkeit zu einer Organisation deutlich machen, aber sich deutlich von der Steifheit der „Museumswärter-Uniform“ der vergangenen Jahrzehnte unterscheiden sollten. Dies passt zu generellen Entwicklungen im Bereich der Museen. Sie wurden seit den späten 1980er-Jahren zunehmend zu „Marken“ ausgebaut und damit die Uniformen zur „lebendigen Werbung“. Die Museumswärter/innen transformierten sich in Servicepersonal und Werbeträger/innen.
kay double u

Der Entwurf Karin Wintscher-Zinganels für die Aufsichtsmitarbeiter/innen des Kunsthauses Graz folgt einer gestalterischen Methode, wie sie bereits in ihrer Kollektion kay double U zu finden ist: Sie kreiert Outfits, die von den Trägerinnen und Trägern individuell veränderbar sind und sich wechselnden Bedürfnissen und Funktionen anpassen. Aus zweiseitig nutzbaren Stoffbahnen, schwarz und gemustert, mit Reißverschlüssen versehen, lassen sich viele Varianten erzeugen: Umhang, Weste, Rock, Hose, Kleid – unisex. Damit emanzipiert sich der Entwurf von üblicher Berufsbekleidung im Museumsbereich, die wenig variantenreich ist und den Trägerinnen und Trägern wenig Spielraum gibt. Diese Kleidungsstücke bieten Orientierung für die Besucher/innen und erzeugen eine erkennbare Zugehörigkeit zum Kunsthaus.
Die Designerin

Karin Wintscher-Zinganelarbeitet seit 1984 als freiberufliche Modedesignerin. 2002 gründete sie Pell Mell mit Bettina Reichl. Nationale und internationale Designer/innen stellen temporär in ihren Räumlichkeiten aus. Letztere sind ebenso Showroom wie Galerie, aber auch kommunikative Schnittstelle und Ausgangspunkt für kunst- und grenzübergreifende Projekte wie das assembly Designfestival.

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last modified at 25.11.2019


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