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Im Raum mit_

Einladung: Im Raum mit_. 2016

19.02.2016 - 28.07.2016

BNKR, München / Deutschland

Im Raum mit_ ist ein dynamisches Ausstellungsprojekt, das zum Zeitpunkt der Eröffnung ein Angebot für eine neue Raumerfahrung und -aneignung präsentiert, den Besucher_innen ein Instrumentarium für den Bau eigener Raumstrukturen übergibt und sie zu Mitautor_innen der Ausstellung macht. Erweitert um eine Reihe künstlerischer Interventionen verändert und verdichtet sich dieses Setting im Zuge der Ausstellungsdauer und kommt erst mit seinem Ende zum Stillstand.

Das Wiener Architekturbüro Fattinger Orso entwickelt eine Installation, die in Korrespondenz zur Baugeschichte des Hochbunkers das Thema der Volumenverschiebungen aufnimmt, die im Zuge des umfassenden Umbaus entstanden sind.... Peter Fattinger und Veronika Orso legen eine, aus 850 Vollholzstücken zusammengesetzte, zweite, funktionale Ebene in die Ausstellungsräume, die einem doppelten Boden gleich zum Materialdepot wird. Jede_r Besucher_in ist eingeladen, einzelne Bausteine aus dem Boden herauszunehmen und daraus eigene Strukturen zu bauen. Dieser Zugang bildet den Ausgangspunkt für individuelle, temporäre Formfindungen im Raum. In diesem Sinn versteht sich die Installation als demokratisierter Prozess, der alle Besucher_innen zu gleichberechtigten Autor_innen der skulpturalen Anordnungen macht. Jede_r wird Teil der Ausstellung, indem jede_r eigene Strukturen formt und eine fotografische Dokumentation dieser unter dem Hashtag #ImRaummit ins Netz stellt. Daraus ergibt sich im Laufe der Ausstellungsdauer eine multiperspektivische Erzählung von „Im Raum mit_ Fattinger Orso“.

Mit Julia Willms reagiert die erste von vier eingeladenen Künstler_innen im Ausstellungssetting „Im Raum mit_“. Dafür überschreitet die Künstlerin im Untergeschoß des Kunstraums die Schwelle des physischen Bildraums in den imaginären und lädt die Besucher_innen ein, Realität und Fiktion für einen Moment als Einheit zu erfahren. Die audiovisuelle Arbeit „Passageway“ lässt einem Trompe l’oeil gleich die Stirnwand des Ausstellungsraums über die Projektionsfläche mit ihrem filmischen Abbild verschmelzen. Das Video übernimmt Bestandteile des realen Raums und zieht in seinem Verlauf die Zuschauer_innen in seine filmische Illusion: Raumelemente öffnen, transformieren, entfernen, nähern oder verschieben sich gegenüber den Betrachter_innen. Der filmische Raum scheint Realität zu werden. Im Dialog dazu steht die Installation „Doppelter Boden“ des Wiener Architekturbüros Fattinger Orso, die auch für „Passageway“ mitbestimmend wirkt.

Ausgangspunkt der Praxis von Constantin Luser ist das Medium der Zeichnung und deren räumliche Darstellung. Dabei sprengt der Künstler die Grenzen des klassischen Bildträgers und begreift die den Ausstellungsraum umschließenden Wandflächen als solchen.?Von hier löst er gedanklich den Strich von der Wand. In Form hängender Drahtgebilde lässt er ihn als filigranes Liniengeflecht dreidimensionale Konturen in den Raum schreiben. Mit diesen fantastischen, teils bizarren Gestalten und Organismen, die aufgrund ihrer Körperlosigkeit auf jeden Luftzug reagieren, bespielt er den Ausstellungsraum einem Bildraum gleich. In ihrer Gesamtheit geben seine feingliedrigen Raumzeichnungen einen kaleidoskopischen Einblick in den Gedankenkosmos des Künstlers. Jede der Ausformulierungen versteht sich als zeichnerische Notiz aus dem Bildarchiv seiner Wahrnehmungen und Ideen, die er neu zusammensetzt. Ein Betreten eines dieser Räume macht die Besucher_innen zu einem selbstverständlichen Teil seiner Komposition momenthafter, szenischer Anordnungen, die sich einer eindeutigen Lesart entziehen und Interaktion mit den Betrachter_innen zulassen.

In der dialogischen Werkpräsentation „Ohne Titel, 1980-2016“ mit der Kuratorin Christine Haupt-Stummer stellt Peter Kogler anhand ausgewählter Beispiele sein künstlerisches Werk vor, von seinen ersten Galerieausstellungen in den 80er Jahren, seinen Beteiligungen bei der Documenta in Kassel (1992 und 1997), über seine institutionellen Einzelausstellungen im Bonner Kunstverein (1997), im Kunsthaus Bregenz (2000), im Kunstverein Hannover (2004), im Wiener MUMOK (2008), im Pariser Centre Pompidou (2012) oder im Museum of Contemporary Art Zagreb (2014) bis hin zu seinen Interventionen im öffentlichen Raum. So unterschiedlich diese Orte und Anlässe sind, eins ist seinen Werken gemeinsam: Die Betrachter_innen seiner raumgreifenden Inszenierungen erfahren eine Wahrnehmungsverschiebung weg von der realen Welt hin in eine virtuelle. Dafür löst der Medienkünstler die Illusion des Bildraums aus einer von einem Rahmen gefassten Fläche in den Ausstellungsraum selbst auf und lässt die Ausstellungsbesucher_innen in ihrem Bewegungsfluss Teil seiner „totalen“ Räume werden. Aus der distanzierten Betrachtung wird ein unmittelbares Erlebnis, das er punktuell durch den Einsatz von Sound in Zusammenarbeit mit Franz Pomassl verstärkt.

Der in Berlin lebende, dänische Künstler Christian Falsnaes entwickelt für die Ausstellung ein performatives Setting, das den prozessualen, sich stetig verändernden Charakter von „Im Raum mit_“ aufnimmt und die Besucher_innen ein weiteres Mal bewusst involviert: Eine vom Künstler instruierte Performer_in fordert das Publikum auf, auf einer vorher bestimmten Fläche eine Wandmalerei zu gestalten. Während des Malens animiert und feuert die Performer_in die Besucher_innen an, um sie zu einer möglichst expressiven Gestaltung zu bewegen. Zu Beginn der Aktion steht den malenden Personen nur die Farbe Schwarz zur Verfügung, sobald die abgegrenzte Wandfläche vollkommen schwarz ist, kommt die Farbe Weiß zum Einsatz, und es beginnt die Übermalung der schwarzen Fläche. Die Malerei ist dadurch in einem ständigen Fertigungszustand, ohne je an ein Ende zu kommen. Der Prozess wird zur eigentlichen, künstlerischen Arbeit und der Akt des Malens vor Publikum wird wiederum zur Performance. Christian Falsnaes lässt so die Besucher_innen erneut Teil des Ausstellungssettings und damit zu Autor_innen der Ausstellung werden. Dabei bringt er sie nicht nur in eine Entscheidungssituation, sondern führt sie durch Anleitung während der Performance auch an die Grenzen von Selbstverantwortung und konfrontiert sie so mit dem drohenden Verlust der Selbstkontrolle.

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Idee und Konzept: section.a, Wien, gemeinsam mit Fattinger Orso, Wien

[Quelle: https://www.bnkr.space/im-raum-mit_/, 04.12.2019]

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last modified at 04.12.2019


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