Sophie Thun. Stolberggasse
Solo exhibition
30.04.2020 - 21.06.2020
Vereinigung Bildender KünstlerInnen, Wiener Secession, Wien / Österreich
[Aufgrund der Corona-Krise wird die Ausstellung zunächst virtuell auf der Website der Institution gezeigt, Wiedereröffnung am 16.06.2020]
Sophie Thun hinterfragt in ihren Fotografien die Darstellungskonventionen des weiblichen Körpers und die Konstruktion des Selbst und untersucht die Wechselbeziehung zwischen dem illusionistischen Raum des Bildes und dem realen Raum der BetrachterInnen. Dargestellt ist zumeist die Künstlerin selbst und das Verhältnis, das sie zwischen ihrem Körper und dem Raum definiert.... Außerdem ist in ihren Bildern stets der fotografische Prozess sichtbar. Indem die Künstlerin mit Fotogrammen, Doppelbelichtungen und analogen Montagetechniken experimentiert, thematisiert sie die Mechanismen des Mediums ebenso wie die daran geknüpften Sehgewohnheiten.
Die Vielschichtigkeit der Werke Thuns zeigt sich beispielhaft in der ortsspezifischen fotografischen Intervention While Holding (passage closed) (Y110,8M17,4D+59F8m18,142CA3T69,2b100i240) (2018). Die lose an der Wand hängende Fotografie zeigt die Künstlerin in Lebensgröße, wie sie eine Fotografie in Händen hält, auf der sie selbst in ähnlicher Pose zu sehen ist. Die darin anklingenden Diskurse von Illusion, Kopie und Original bestimmen auch die Darstellung des Raums: Thun macht den Ort, an dem das Werk ausgestellt wird, zum Ausgangspunkt ihrer Produktion. Der Galerieraum erscheint dadurch in einer doppelten Funktion als Entstehungs- und Präsentationsort und das räumlich verschachtelte, vielfache Selbstporträt etabliert ein komplexes Wechselspiel zwischen Raum, Körper und Repräsentation.
Ein charakteristischer Aspekt ihrer Selbstbildnisse ist, dass Thun den Fernauslöser der Kamera in der Hand hält. Die Inszenierung des Werkzeugs lässt sich als Spur des Schaffensprozesses lesen, stellt aber zugleich auch ein Instrument der Kontrolle dar. Thun unterstreicht damit ihre aktive Rolle und, indem sie die Geschichte der Darstellung des (nackten) weiblichen Körpers als Objekt unterläuft, erzeugt sie einen Moment des Widerstands. Beobachten lässt sich dies etwa in ihrer aktuellen Werkgruppe After Hours (2019). Diese beruht auf Bildmaterial, das Thun nach Erledigung diverser Auftragsjobs, für die sie unterwegs war, in ihrer jeweiligen Unterkunft aufgenommen hat. Im Zuge der komplexen Bildfindung zerschneidet sie die Negative zweier Aufnahmen und fügt sie so wieder zusammen, dass die dargestellten Posen aufeinander Bezug nehmen. Die sexuelle Aufladung ist dabei offensichtlich und gewollt; die Objektwerdung des weiblichen Körpers und die mögliche voyeuristische Teilhabe werden jedoch durch die oben beschriebene aktive Rolle der Künstlerin und durch ihren direkten selbstbewussten Blick, mit dem sie den BetrachterInnen begegnet, konterkariert. Thun steigert diese Spannung zusätzlich durch die weißen Schattenrisse der Hände, die sich als weitere rahmende Bildebene förmlich zwischen die dargestellten Posen und die BetrachterInnen schieben und zwischen begehrender Berührung und Abstandhalter oszillieren.
[Quelle: https://web.archive.org/web/20200121113000/https://www.secession.at/exhibition/sophie-thun/ ]
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